„Ein elektronisches Türschloss kommt mir nicht ins Haus“. An diese Aussage meines Gatten kann ich mich noch gut erinnern. Sie fiel, nachdem eines der zahlreichen Testsysteme, die abwechselnd unseren Alltag bereichern, mal wieder streikte. Im Subtext sollte sie heißen: „Wenn ich mir schon Sprachbefehle für den Fernseher merken muss, wenn die Lautsprecher regelmäßig Software-Updates brauchen und wir im Wochentakt die Lichtschalter tauschen, dann soll wenigstens das Schloss seine gewohnte Funktion behalten.“
Irgendwie ist es mir trotzdem gelungen. Ich konnte den besten aller Lebenspartner dazu überreden, ein Smartlock auszuprobieren. Konkret: den elektronischen Schlossantrieb von Nuki, ergänzt um einen Nuki-Opener für die Haustür. Seit etwa einem halben Jahr verrichten beide nun ihren Dienst. Und was soll ich sagen: Die Reaktionen sind überraschend positiv. Kein Wort der Kritik in all der Zeit.
So reibungslos läuft der Einzug neuer Smarthome-Geräte in unseren vernetzten Haushalt nicht immer nicht ab.
Nur einmal, unmittelbar nach Montage, schien die Situation zu kippen: „Wann kommt der schwarze Kasten wieder weg?“, fragte meine bessere Hälfte angesichts des Motorblocks auf unserer hell lackierten Wohnungstür. Wer – wie ich – mit einem Doktor der Kunstgeschichte liiert ist, der obendrein ein Wohnmagazin herausbringt, kennt diesen Blick. Er drückt so etwas wie Missbilligung darüber aus, dass Smarthome-Produkte zum Nachrüsten nur selten den ästhetischen Ansprüchen eines Interior Decorators genügen.
„Das ist ein Testgerät, es bleibt nur vorübergehend“, pflege ich in solchen Fällen zu sagen. Ein Satz, der auch als vorauseilende Entschuldigung taugt – falls es später Probleme gibt. Wir haben eine gemeinsame leidvolle Erfahrung mit dem Türöffner Nello, der nie so richtig zuverlässig funktioniert hat. Zumindest nicht bei ihm. Ich weiß noch, wer bei Regen vor der Haustür stand und schimpfend in seiner Tasche nach dem Schlüssel kramte. Kein Wunder, dass die Smarthome-Begeisterung in unserem Haushalt eher asymmetrisch verteilt ist.
Das Kind im Manne ist bei jedem unterschiedlich groß. In der Begeisterung für Smarthome zeigt sich das besonders.
Zum Glück bot die Funktion beider Nukis bislang keinen Anlass zur Kritik. Die Frage nach der Sicherheit stand aber schon im Raum. Und regelmäßig wollen Besucher wissen, ob mir ganz wohl bei dem Gedanken sei, dass unsere Türen sich per Funk öffnen lassen. Nach allem was ich weiß, würde ich sagen: ja – und zwar nicht nur, weil ein Institut, das ich für vertrauenswürdig halte, die Software überprüft hat. Nach 2018 und 2019 bescheinigt AV-Test in Magdeburg dem Smartlock dieses Jahr bereits zum dritten Mal ein „solides Sicherheitskonzept und vorbildlichen Datenschutz“ (LINK).
Jürgen Pansy, Nuki-Mitgründer und „Head of Tech“ des Unternehmens, hat mir im Interview noch ein paar Argumente mehr geliefert. Da wäre zum einen die technische Transparenz. Alle Software-Schnittstellen liegen offen und können eingesehen werden. „Unserer Meinung nach ist die Sicherheit am größten, wenn es keine Geheimniskrämerei gibt“, so Pansy. Angriffspunkte fallen schneller auf, wenn möglichst viele Entwickler mit dem Code arbeiten. Echte Sicherheitslücken habe bislang aber noch keiner entdeckt, erklärt der Technik-Chef. „Verbesserungsvorschläge gibt es immer, doch substanziell mussten wir bislang nichts verändern“.
Verschlüsselte Kommunikation, lokaler Speicher und so wenig Cloud wie möglich. Das klingt vernünftig.
Robust wirkt auch der dezentrale Ansatz. Zugriffsrechte werden lokal auf dem Smartlock gespeichert, nicht im Internet. „Selbst mit einer Nuki-Bridge für den Fernzugriff bleiben die Informationen im Haus“, erklärt Pansy. „Da sitzt dann zwar ein Server von uns dazwischen, aber die Kommunikation zwischen Smartphone und Türschloss läuft von einem Ende zum anderen komplett verschlüsselt ab. Nicht einmal die Bridge weiß, welche Daten sie dabei übermittelt.“ Zum automatischen Aufsperren („Auto Unlock“) funkt die App auch keine Standortdaten an den Hersteller. Sie erledigt diese Aufgabe ganz autark mit Smartphone-Bordmitteln wie GPS-Signalen, Bluetooth und WLAN.
Das ändert sich, wenn andere Dienste wie Amazon Alexa, Apple HomeKit, der Google Assistant oder IFTTT ins Spiel kommen. Sie leiten den Zugriff über zusätzliche Server im Internet. Smarthome-Zentralen wie Homee oder Homey entziehen das Smartlock ebenfalls ein Stück weit dem Einflussbereich von Nuki. Sicherheitslücken in so einem verbundenen System können dann auch die Tür betreffen. Sie gelangen quasi durch die Hintertür zum Schloss. Deshalb betont Technik-Chef Pansy: „Wir wollen dem Nutzer selbst die Entscheidung überlassen, wie viel Cloud er haben möchte“.
Mir persönlich reichen die Funktionen der Nuki-App völlig. Ich muss weder per Smartlock die Musikwiedergabe steuern, noch die Wohnungstür in HomeKit-Automationen einbinden. Im Gegenteil: Meiner Meinung nach ist die Home-App von Apple für europäische Türen sogar ziemlich ungeeignet. Sie öffnet ohne Rückfrage das Schloss, wenn man auf die entsprechende Kachel tippt. Weil es in der Home-App keine Möglichkeit gibt, die Falle separat zu betätigen, springt automatisch die Tür zu Hause auf und ist ohne fremde Hilfe nicht mehr ins Schloss zu kriegen. Keine schöne Vorstellung, wenn so etwas versehentlich im Urlaub passiert. Aus diesem Grund habe ich bislang noch kein Smartlock dauerhaft in HomeKit integriert. Die Nuki-App macht es besser: Sie fragt grundsätzlich nach.
Die Kunst besteht darin, Komfort und Sicherheit abzuwägen. Nuki schafft diese Balance ziemlich gut.
Um es mit den Worten von Jürgen Pansy zu sagen: „Nuki ist ein Komfortprodukt. Es kann die Tür nicht sicherer machen als sie ohne Smartlock wäre. Aber natürlich soll es sie auch nicht unsicherer machen“. Dies ist dem Hersteller mit seinem gestaffelten Sicherheitskonzept offenbar gelungen. Das Komfortargument zieht sowieso. Es hat meinen Technik-kritischen Lebenspartner überzeugt. Dass wir – bepackt mit Einkaufstüten – in die Wohnung gelangen, ohne einen Schlüssel zu zücken, darf als Durchmarsch gelten. Einmal im sportlichen Sinne, weil wir ohne anzuhalten zwei Türen passieren. Und dann als erfolgreich bestandene Bewährungsprobe der Technik. Ein elektronisches Türschloss galt bei uns immer als letzte Barriere auf dem Weg zum Smarthome. Die scheint nun überwunden – zumindest bis zum Test des nächsten Smartlocks ;-)