Astra zeigt Linkin Park live in UHD-Auflösung

Interview: „UHD bringt das Fernsehen auf Filmqualität“
Gerd F. Schulze, Produzent der UHD-Übertragung des Linkin Park Konzerts am 19.11.2014
Gerd F. Schulze, Produzent der UHD-Übertragung des Linkin Park Konzerts am 19.11.2014

digitalzimmer.de sprach mit Gerd F. Schultze, dem Produktionsleiter des Linkin Park Konzertes am Mittwoch Abend in der Berliner O2-Arena. Sein Team nimmt die Show zusammen mit den Industriepartnern Astra und Samsung auf.

digitalzimmer.de: Herr Schultze, Sie produzieren mit der live in UHD übertragenen Show von Linkin Park eine echte Weltpremiere. Ist das auch Ihre erste UHD-Musikproduktion?

Gerd F. Schultze: Nein, wir haben bereits im letzten Jahr zehn Konzerte in UHD produziert und aufgezeichnet. Das passierte zwar in einem etwas kleinerem Rahmen in einem Studio, aber dabei haben wir sehr viel gelernt. Wir mussten dafür beispielsweise das Bühnenbild, das Licht und alles, was sonst zur UHD-Aufzeichnung gehört, so optimieren, dass die UHD-Bilder ihre Wirkung ideal entfalten können. Da waren mehrere Bands mit unterschiedlichsten Lichtbildern und vielfältigen Musikrichtungen dabei. In diesen Produktionen konnten wir viele Bereiche einer UHD-Produktion erproben, etwa wie die Kameras reagieren und welche Lichtverhältnisse notwendig sind.

digitalzimmer.de: Was macht UHD in einem Konzertmitschnitt aus? Was bringt die viermal höhere Auflösung gegenüber Full-HD?

Gerd F. Schultze: Wenn UHD optimal aufgenommen wird, ist das schon die Vorstufe zur Auto-Stereoskopie, also 3D ohne Brille. Wenn man das Licht richtig setzt und den Bildaufbau mit Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund richtig staffelt – wie das auch bei 3D notwendig ist –, dann lässt sich mit UHD dank der hohen Bildauflösung und der massive Tiefenschärfe ein Raum wunderbar darstellen.

digitalzimmer.de: Sind Sie denn technisch in der Lage, das komplette Konzert in UHD zu produzieren oder gibt es eine Mischung aus Full-HD- und UHD-Produktion?

Gerd F. Schultze: Wir führen bei dem Linkin Park Konzert erstmals eine komplette UHD-Produktion durch, mit 12 Sony F55 Kameras, die im Ü-Wagen direkt auf der Bildkontrolle liegen. Dort wird das Bildsignal gemischt, dann per Glasfaser zum HEVC-Echtzeit-Encoding und schließlich in die Satellitenausstrahlung geschickt. Das ist nicht nur wegen der durchgängigen Live-Produktion eine Weltpremiere. In dieser Größenordnung wurde auch sonst noch keine UHD-Produktion durchgezogen. Der Aufwand ist  höher als beispielsweise bei Fussballspielen in UHD.

digitalzimmer.de: Welchen Einfluss hat die UHD-Auflösung auf die Bildwirkung des Konzertes selbst?

Gerd F. Schultze: UHD kann alles Schöne und Wunderbare darstellen. Andererseits ist UHD aber auch grausam, es zeigt eben auch jedes hässliche Detail. Wir müssen uns auf die Verhältnisse auf der Bühne einstellen. Bei der Show von Linkin Park werden wir beispielsweise das Licht auf der Bühne und im Zuschauerraum so verändern, dass wir mit den UHD-Kameras optimal filmen können. Auf das Touringlicht der Band etwa werden wir mehr Licht daraufpacken, weil die Kameras das benötigen. Die Charakteristik der Show muss dabei aber natürlich erhalten bleiben. Und das Ganze wird dann eben unter Livebedingungen aufgezeichnet, gemischt und ausgestrahlt.

digitalzimmer.de: Und wie nutzen Sie in der Bildregie die hohe Auflösung? Welcher Look erwartet die Zuschauer?

Gerd F. Schultze: Das Bild hat eine derart hohe Auflösung – das Vierfache von HD. Das muss das menschliche Gehirn erst einmal visuell Auge aufnehmen und dann verarbeiten, um das Bildes überhaupt genießen zu können. Wir werden deshalb häufig in der Totale bleiben oder zwischen der Halbtotalen und amerikanischen Einstellungen wechseln. Wir wollen die Band in ihrer Gesamtheit zeigen. Die Bildsprache wird sich an Konzertfilmen der 70er und 80er Jahre anlehnen, in denen eine Szene auch mal längere Zeit steht und so ihre Wirkung entfalten kann. Damals hat man ja auf Film gedreht. UHD bringt nun Filmqualität erstmals ins Fernsehen. Damit das Ganze dann auch so wirkt, muss man eben auf die typischen Rockkonzert-Schnitte im MTV-Style verzichten. Es wird auch keine Reissschwenks, Wackelkamera oder ultraschnellen Schärfeverlagerungen geben. Die lassen dem Zuschauer keine Zeit, kleine Details im Bild zu erkennen. Da würden wir die Qualitäten von UHD aus dem Fenster werfen.

digitalzimmer.de: Wir werden das Ganze an einem Samsung UHD-TV anschauen und sind dabei natürlich besonders gespannt, wie es am Ende ausschaut.

Gerd F. Schultze: Dann drücken Sie uns die Daumen, denn das ist eben auch für uns eine Premiere. Wir haben die besten Kameraleute, ein in UHD-Produktionen erfahrenes Ü-Wagen-Team von Top Vision und weitere Partner an Bord, die diese Produktion in gerade Mal drei Wochen vorbereitet haben. Insofern wird das Ganze für Sie als Zuschauer spannend – und erste Recht für uns als Produktionsteam.

digitalzimmer.de: Dann drücken wir alle Daumen – und danken für das interessante Gespräch.