Auf der Suche nach dem 4K-Trend

Erst 3D und dann 4K – die TV-Branche liefert sich ein Zahlenspiel neuer Bild-Technologien. Während aber 3D für räumliche, dreidimensional dargestellte Videos steht, ist 4K der Platzhalter für eine neue, noch höhere Auflösung als im HDTV-Standard. Das Kürzel steht für rund 4000 Pixel neben- und etwa 2000 Pixel übereinander. Je nach Hersteller und Gerät beträgt die exakte Anzahl 3820 x 2160 oder 4096 x 2160 Pixel. Im ersten Fall ergibt sich ein in jeder Richtung verdoppeltes Full-HD-Bild (1920 x 1080), die 4096er-Auflösung stammt eher aus dem Umfeld von IMAX-Kinoproduktionen. Beide Formate tauchen seit Anfang 2012 immer häufiger in Datenblättern und Ankündigungen von Consumergeräten auf. Doch wofür ist die gigantische Pixelzahl überhaupt notwendig und welche Inhalte kann man in dieser Qualität heute schon anschauen?

4K sind acht Megapixel 
In der digitalen Fotografie sind weitaus höhere Pixelzahlen als 4K üblich. Die Auflösung entspricht schließlich nur einem 8-Megapixel-Bild. Selbst günstige Kompaktkameras liefern heute Aufnahmen von zehn Millionen Pixeln und mehr. So sind Digitalfotos auch die ersten Medien, die sich auf 4K-Geräten in voller Auflösung anschauen lassen. Der brandneue Blu-ray-Player Philips BDP 7700 etwa soll nach seiner Markteinführung per Software-Update eine 4K-Option bekommen. Damit soll er laut Philips-Informationen Fotos bis zur Auflösung von 3840 x 2160 Pixel in voller Bildqualität an entsprechend ausgestattete 4K-Fernseher ausgeben. Fotos in geringerer Auflösung rechnet der Player in die 4K-Pixelzahl hoch, so die Philips-Ankündigung. Das gilt auch für den BDP-S 790 von Sony (siehe Meldung unter Zusatz-Infos unten), der im Mai auf den Markt kommen soll. Er wird neben der Foto-Darstellung auch Blu-ray-Filme von Full-HD in 4K hochrechnen.

Für die Playstation 3 hat Sony ebenfalls ein 4K-Update angekündigt. Die Konsole wird allerdings wohl nur Fotos in XXL-Auflösung wiedergeben können, die wiederum nur der 4K-Projektor VPL-VW 1000 ES von Sony (siehe unten) zeigen können wird. Grund für die Einschränkung: Die Konsole verfügt nicht über einen HDMI-1.4-Ausgang, sie kann die hohe Auflösung also nicht auf gherkömmliche Art und Weise ausgeben. Das 4K-Update soll laut Informationen des Großbildspezialisten Grobi.tv ermöglichen, dass die PS3 Fotos bis acht Megapixel in mehrere Unterbilder verteilt ausgibt. Der Beamer soll diese dann wieder zu einem Foto in XXL-Auflösung umrechnen. Dieser nicht standardkonforme Kunstgriff dürfte also nur zwischen zwei eigens dafür programmierte Sony-Geräten klappen.

Die 4K-Umrechnung klappt indes auch mit AV-Receivern von Onkyo: Höherwertige Modelle des Herstellers wie etwa der TX-NR 609, sein Nachfolger TX-NR 616 und edlere Onkyo-Receiver haben einen Videoscaler eingebaut, der ähnlich dem Sony-Player Full-HD-Signale in die vierfache Auflösung skaliert. Neuerdings wirbt auch Yamaha mit 4K-Talenten in seinen neuen AV-Receivern. Die können aber keine 4K-Bilder erzeugen, sondern nur über ihre HDMI-Anschlüsse durchleiten – etwa vom Blu-ray-Player mit 4K-Scaling zum passenden 4K-Flat-TV. Es gilt also, bei den 4K-Kennzeichnungen einzelner Geräte genau hinzuschauen und die Funktionen im Detail zu vergleichen.

Mega-Displays mit und ohne 4K-Eingänge
Ein Flat-TV mit echtem 4K-Display ist bereits auf dem Markt – zumindest in homöopathischen Stückzahlen: Der Toshiba 55-ZL2. Das Flaggschiff des Herstellers nutzt seine 4K-Auflösung (Toshiba-Kürzel: QFHD für „Quad Full HD) allerdings in erster Linie für die Darstellung räumlicher Bilder ohne 3D-Brille (siehe Meldung unten). Auf dem Edel-TV wird zwar in Demos immer mal auch Filmmaterial in ultrascharfer 4K-Auflösung gezeigt, doch das spielt Toshiba über eine Spezial-Schnittstelle zu. Mit den vorhandenen 4K-Zuspielern hat der 55ZL2 laut Toshiba nichts am Hut. Sein HDMI-Eingang versteht sich nicht auf 4K-Bildsignale – obwohl die Auflösungen 3840 x 2160 und 4096 x 2160 in den HDMI-Standards 1.4 und 1.4a festgelegt sind. Der Grund für die fehlende Kompatibilität: Nicht jedes Gerät mit HDMI 1.4 muss alle Features aus dem Standard nutzen. Laut Toshiba hat man im 55ZL2 vorerst auf die 4K-Funktion verzichtet, da man das Zusammenspiel mit potentiellen Zuspielern in der Entwicklung noch nicht erproben konnte. Den gleichen Grund geben übrigens auch die Philips-Entwickler dafür an, dass ihr Player die 4K-Fotoausgabe erst nach dem Marktstart per Software-Update lernen soll. Für den Toshiba-TV bleibt zur Ehrenrettung die Option, Fotos in 4K-Qualität nicht per HDMI, sondern über einen USB-Datenträger in voller Pracht zu zeigen.

Das derzeit einzige frei käufliche Wiedergabegerät für 4K-Filme ist indes ein Beamer: Der Sony VPL-VW 1000 ES für etwas unter 20.000 Euro. Das neueste Projektor-Topmodell der Japaner arbeitet mit der Sony-eigenen SXRD-Technik und soll nach ersten Erfahrungsberichten von Projektionsprofis auch mit „normalem“ HD-Material von Blu-ray-Disc eine erstklassige Bildqualität liefern. HD-Videos rechnet er über einprogrammierte Algorithmen in seine 4K-Auflösung von 4096×2160 Pixel hoch. Der VPL-VW 1000 ES nimmt über seinen HDMI-Eingang aber auch echte 4K-Bilder entgegen – sobald es passende Zuspieler gibt, die dann zumindest Fotos in vollen acht Megapixeln liefern.

Als nächstes 4K-Gerät hat LG für Mai 2012 seinen auf der CES in Las Vegas präsentierten 84-Zoll-LCD-Fernseher angekündigt. Der dürfte dann der größte Flat-TV in Deutschland sein: Seine Bilddiagonale misst satte 213 Zentimeter, die Displayauflösung 3840 x 2160 Bildpunkte. Der 3D-TV mit Polfilter-Technik dürfte von einer weiteren Anwendung der 4K-Technik profitieren: Die vierfache Auflösung zeigt räumliche Bilder durch eine Polfilterbrille in voller Auflösung mit 1080 Bildzeilen für jedes Auge. Auf normalen Full-HD-Geräten sieht jedes einzelne Auge bei dieser 3D-Technik nur jeweils jede zweite Bildzeile. Die sichtbare Bildauflösung reduziert sich dabei je nach Untersuchungsmethode bis auf die Hälfte. Auch der LG-Mega-TV soll einen HDMI-1.4-Eingang mit 4K-Unterstützung bieten.

Andere Hersteller halten sich bislang bedeckt, was Pläne für Flat-TVs oder Beamer mit 4K-Auflösung angeht. Philips etwa erklärt, dass man sich durchaus mit der höheren Auflösung beschäftigt. Sharp hat bereits auf der letzten IFA Flat-TVs mit 4K- und noch höheren Auflösungen gezeigt, nennt aber derzeit keine konkreten Produkt-Pläne.

Woher kommen die 4K-Filme?
Die größte Frage zum 4K-Trend gilt aber den Inhalten. Für den Heimgebrauch sind in Europa weit und breit keine TV- oder Videoinhalte in Sicht. Im Kino ist 4K dagegen ein großes Thema. Erst kürzlich meldete Sony Professional, dass in über 10.000 Kinos weltweit 4K-Projektoren des Herstellers installiert seien, immer mehr Spielfilme werden in solchen Kinos auch in echter 4K-Qualität gezeigt – im Mai etwa kommt der Sony-Blockbuster „Men in Black 3” derart hoch aufgelöst ins Kino, weitere 4K-Filme von Sony-Pictures listet der Konzern auf einer speziellen 4K-Seite seiner Profiabteilung (siehe unten). Andere Hersteller von Kinoprojektoren wie etwa Cristie oder Barco haben natürlich ebenfalls 4K-Geräte im Angebot.

Erste 4K-Gehversuche im Fernsehen gibt es auch: Die BBC und der japanische Sender NHK wollen einige Events der Olympischen Spiele in London diesen Sommer im so genannten „Super Hi Vision”-Format aufzeichnen und öffentlich vorführen. Von einer regelrechten TV-Produktion kann man dabei aber kaum sprechen, solche Technologie-Versuche haben bei Olympischen Spielen seit langem Tradition, ohne dass die Innovation danach sofort in den Regelbetrieb geht.

digitalzimmer.de meint: In Präsentationen sehen 4K-Videos gigantisch aus. Das Ganze wirkt noch eindrucksvoller als etwa der Schritt vom iPad 2 zum neuen Modell mit Retina-Display. Auf einem TV mit über einem Meter Diagonale wirken die quasi rasterfreien Bilder noch besser als auf dem Tablet-Computer. Doch bislang gibt es neben wenigen Edelgeräten und einer knappen Handvoll (Foto-)Zuspielern keinerlei Perspektive für 4K-Filme im Wohnzimmer. Blu-ray-Discs dürften zu wenig Kapazität haben, um Filme in guter Qualität mit HD-Ton und Extras zu speichern und auch im Digital-TV ist 4K kaum unterzubringen – mal abgesehen vom fehlenden Interesse der Sendeanstalten. Ein neues Medium für 4K-Filme ist auch nicht in Sicht. Die einzige Option wären Downloads oder Videostreaming, doch dafür reichen die Bandbreiten aktueller Internetzugänge kaum aus. Die Industrie kann also in aller Ruhe an 4K-Geräten und deren Schnittstellen feilen, während wir Filmfans uns zurücklehnen und die Entwicklung beobachten. So ist 4K nicht viel mehr als ein Kürzel, das Innovation verspricht – bislang noch ohne großen praktischen Nutzen.