Apple hat AirPlay, Spotify sein Connect und Amazon versucht mit Fling gerade ebenfalls, eine Streaming-Technologie zu etablieren. Da muss Google sich ranhalten, wenn seine auf Chromecast basierende Technik genügen Aufmerksamkeit bekommen soll.
Google Cast for Audio, so der volle Name des im Januar auf der CES präsentierten Standards, funktioniert ähnlich wie die eingangs erwähnten Systeme: Eine Bildschirmtaste am Smartphone oder Tablet leitet das Musikprogramm auf externe Empfänger um. Das Cast-Symbol taucht dabei von selbst am Bildschirm auf, sobald die App ein geeignetes Wiedergabegerät im heimischen Netzwerk erkennt. Wesentlicher Unterschied zu AirPlay: Das Smartphone dient nicht als Zwischenstelle, die den Stream aus dem Internet empfängt und übers WLAN weiterreicht. Das mobile Gerät fungiert lediglich als Fernbedienung, die dem Player sagt, welche Musik spielen soll. Den Stream dazu holt sich der Player dann selbst von einer Webradiostation oder anderen Internet-Quelle. Das spart Akku-Energie, weil der Sender nicht dauernd im WLAN aktiv sein muss und auch mal in den Ruhezustand gehen kann.
Diese Geräte können Google Cast
So groß wie die Auswahl an AirPlayern oder Lautsprechern für Spotify Connect ist das Angebot noch nicht. Aktuell kommen vor allem Bildschirmgeräte als Abspieler in Frage:
- Chromecast. Der USB-Stick für den HDMI-Anschluss am TV macht moderne Fernseher streamingfähig. Der TV empfängt damit sowohl Videos als auch reine Audiosignale. Für fleißige Hörer ist das natürlich nichts – auch wenn der Bildschirm an einer guten AV-Anlage hängt. Denn wer will zum Musikhören schon jedes Mal den Fernseher einschalten?
- Smart-TVs. Fernseher mit dem Betriebssystem Android TV haben Google Cast automatisch an Bord. Das gilt für die entsprechenden Bravia-Modelle von Sony genauso wie für für das aktuelle Philips-Line-up von TP-Vision. Auch hier bleibt die Einschränkung, dass Musik nur spielt, wenn der TV läuft.
- Nexus Player. Die Set-Top-Box von Google lässt sich am ehesten mit Apple-TV oder den FireTV-Produkten von Amazon vergleichen. Wie die Android-TVs arbeitet sie mit Version 5 des Android-Betriebssystems („Lollipop“). Wer den Nexus Player an einen AV-Receiver anschließt, kann damit auch Musik hören. Allerdings gibt es keinen optischen Digitalausgang wie am Apple TV. Klassische HiFi-Verstärker bleiben also ausgesperrt.
- Andere Geräte. Mit der Zeit soll es immer mehr Audiogeräte geben, die Google Cast integriert haben. Im Augenblick ist das Angebot aber überschaubar. Sony bietet Streaming-Lautsprecher, Soundbars und AV-Receiver an, die entsprechend vorbereitet sind. Die Auswahl deckt sich mit dem aktuellen Multiroom-Sortiment des japanischen Herstellers. Außerdem unterstützt das Music Flow-System von LG den Google-Standard. Das seit 2014 erhältliche Multiroom-Audiosystem wurde nachträglich per Software-Aktualisierung fit gemacht.
Ob solche Updates auch bei anderen Herstellern möglich sind, scheint unklar. LG hatte das Glück, mit seinem Streaming-Chip auf ein Produkt von MediaTek gesetzt zu haben. Der taiwanesische Halbleiter-Hersteller brachte als erster eine Komplettlösung für Google Cast auf den Markt: Sein System on a Chip (SoC) mit der Typenbezeichung MT8507 kann High-Resolution-Audiodateien bis 192 kHz Auflösung sowie Dolby TrueHD and DTS entschlüsseln. Neben Google Play Music ist es für weitere Streaming-Angebote wie Deezer, Rhapsody, TuneIn und Spotify Connect zertifiziert.
Auf der CES im Januar 2015 hatte Denon angekündigt, Google Cast in sein Multitoom-System Heos (hier der Test) zu integrieren. Allerdings nutzt der Hersteller dafür offenbar eine andere Chip-Plattform von Broadcom, die es zum Start von Heos im Herbst 2014 noch gar nicht gab. Gut möglich also, dass Google Cast nur mit jüngerer Denon-Hardware funktioniert. Die Pressemitteilung des Chip-Herstellers Broadcom deutet darauf hin: Sie spricht von einer „neuen Baureihe” drahtloser Heos-Lautsprecher.
Apps für die Musikwiedergabe mit Google Cast
Damit das Streaming klappt, muss aber nicht nur der Empfänger Google Cast unterstützen. Auch auf Senderseite braucht es die Bereitschaft dazu. Grob gesagt eignet sich jede App für Android oder iOS, die ein Signal an den schon länger erhältlichen Chromecast-Stick schicken kann. Für Googles eigenen Internet-Browser gibt es eine Erweiterung, die das Streaming vom PC oder Mac aus ermöglicht. Am Smartphone oder Tablet unterstützen Programme wie Google Play, TuneIn, Netflix und YouTube die Wiedergabe mit Google Cast. Reine Musik-Apps müssen laut Googles Richtlinien so gestaltet sein, dass zur Bedienung kein extra Display nötig ist. Soll heißen: Auch wenn die Audiosignale direkt aus dem Internet auf den Empfänger streamen, braucht Google Cast for Audio keinen Fernseher zur Songauswahl oder Lautstärkekontrolle. Das unterschiedet die Musikvariante vom großen Bruder Google Cast for Video.
Update vom 30.1.2016: Laut amerikanischen Medienberichten hat Denon seine Pläne fallen gelassen. Es wird bis auf Weiteres keine Integration von Google Cast in das Heos-System geben.