Mit dem Boomster auf der Schulter wird kaum jemand durch die Fußgängerzone laufen. Obwohl er könnte: Die Bluetooth-Box mit Akku spielt unabhängig vom Stromnetz und bekommt ihre Musik per Funk, etwa von einem Smartphone in der Jackentasche. Das Ghettoblaster-Format würde ebenfalls passen und sogar einen versenkten Griff gibt es oben am Gehäuse – zum Festhalten und Herumtragen. Ich gebe zu, der Optik wegen habe ich den Funklautsprecher zunächst für eine Krawallkiste gehalten, bei der es eher auf Bass und Pegel als auf guten Klang ankommt. Aber dann schickte mir der Hersteller Teufel leihweise ein Exemplar zum Test.
Der Boomster kostet knapp 300 Euro und ist dafür wirklich hochwertig verarbeitet. Metall kommt zwar nur als Griff und Frontgitter zum Einsatz aber auch das Gehäuse aus ABS-Kunststoff fühlt sich gut an und wirkt solide, wofür nicht zuletzt das stattliche Gesamtgewicht von 3,35 Kilo sorgt. Das Gummimaterial über den Anschlüssen auf der Rückseite ist weniger mein Fall, es zieht den Staub magnetisch an wie die Tasten am Raumfeld One S. Offenbar hat Teufel hier einen neuen Kunststofflieferanten aufgetan. Allerdings dichten die weichen Kappen so gut ab, dass man den Boomster auch mal kurz ins feuchte Gras stellen kann. Mit Netzteil sollte man ihn allerdings nur in Innenräumen verwenden.
Die vier Gummideckel verschließen neben dem Stromanschluss einen Aux-Eingang – für Tonquellen, die kein Bluetooth besitzen und per Kabel angeschlossen werden müssen –, eine USB-Buchse sowie ein kleines Fach mit Wurfantenne. Richtig gelesen: Der Boomster kommt mit Antenne, weil er einen UKW-Tuner besitzt. Die Empfangsschnur hat nur einen kleinen Schönheitsfehler (von der weißen Farbe mal abgesehen): Sie lässt sich schwer zurück in ihr keines Abteil verfrachten. Ansonsten verrichtet sie brav ihren Dienst. Im gut von Funktürmen versorgen Stuttgarter Talkessel gab es keine Empfangsprobleme, ein ganz leises Zwitschern war allerdings auch bei starken Lokalsendern nicht wegzukriegen. Es ist halt analoges Radio und kein Digital Audio Broadcast (DAB).
Der USB-Anschluss kann Smartphones aus dem Akku des Boomster nachladen, er gibt jedoch keine Musik vom angeschlossenen Gerät wieder. Die Audioverbindung läuft weiterhin über Bluetooth. Die Stromlieferung ist wie bei gängigen USB-Buchsen auf 500 Milliampere begrenzt. Das reicht für iPhone & Co. aber nicht fürs iPad. Ein Tablet von Apple braucht doppelt so viel Strom (1000 mA) und macht das beim Anschluss an den Boomster in seiner Batterieanzeige deutlich. Dort steht dann einfach „Lädt nicht“.
Betrieb mit Akku oder Batterien
Eine Besonderheit ist das Akkufach, in dem ab Werk ein Lithium-Ionen-Riegel mit 11,1 Volt und 4400 Milliamperestunden steckt. Er hat nach meinen Erfahrungen viel Ausdauer. Jedenfalls spielte der Boomster im Test mit einer Ladung regelmäßig zwischen 15 und 20 Stunden. Das hängt natürlich von der Art der Musik, der Lautstärke und der Einstellung des integrierten Subwoofers ab. Aber ich höre viel populäre Musik der 70er-, 80er- und 90er-Jahre und diese Werte wurden in Mittelstellung aller Regler ermittelt. Auf jeden Fall erreicht der Lautsprecher die vom Hersteller angegebene Spielzeit von zehn Stunden problemlos. Geht unterwegs der Saft aus, kommt die bereits erwähnte Besonderheit zum Tragen: Der Akku ist herausnehmbar und lässt sich gegen acht Mignon-Batterien (Typ AA) austauschen (warum das Fach keinen Schnappverschluss hat und man zum Öffnen der Schrauben eine Münze braucht, soll mit der Hersteller bei Gelegenheit mal erklären). Die Batterien bringen es dann zusammen etwa 2500 mAh bei 12 Volt (8 x 1,5 V), was rechnerisch etwa 60 Prozent der Akkukapazität entspricht. Für Tests verwende ich ausschließlich Markenprodukte, meist Duracell Plus Power. Allerdings erreichte ich damit nicht die von Teufel angegebenen 6 Stunden. Nach maximal der Hälfte war Schluss. Der Batteriebetrieb ist damit für mich nur eine Notlösung. Wann immer möglich würde ich den Akku verwenden, nicht nur der Umwelt zuliebe. Erfreulicherweise zeigt der Stromspeicher auch keinen besonderen Drang zur Selbstentladung. Selbst nach einer Woche Spielpause funktioniert der Boomster noch. Andere Bluetooth-Lautsprecher müssen da schon wieder zum Nachtanken an die Steckdose.
Sensortasten zur Bedienung
Zu beiden Seiten des Handgriffs gibt es beleuchtete Bedienfelder, die auf Berührung reagieren. Sie schalten den Lautsprecher ein oder aus, aktivieren Bluetooth und die anderen Eingänge. Bei eintreffenden Anrufen lässt sich über die Bluetooth-Taste das Telefonat annehmen und der Boomster zum Freisprechen nutzen. Besitzer eines NFC-fähigen Mobilgeräts können außerdem durch Annäherung beider Geräte eine Bluetooth-Verbindung herstellen. Sogar an drei Stationstasten für häufig gehörte Radiosender hat Teufel gedacht. Sie werden wie am Autoradio mit längerem Druck auf die jeweilige Taste mit dem gewünschten Sender belegt. Die Plus-/Minus-Felder haben eine Doppelfunktion: Sie regeln im Normalbetrieb die Lautstärke, nach einem Tipp auf das benachbarte Sensorfeld „Sub“ aber auch den Pegel des eingebauten Subwoofers. Dieser strahlt nach unten ab (Downfiring-Prinzip) und lässt den Bass durch Schlitze vorn und hinten am Gehäuse entweichen.
Was dabei herauskommt, kann sich hören lassen. Mir ist noch kein akkubetriebener Funklautsprecher begegnet, der seine Bässe so raushaut wie Teufels Boombox – schon gar nicht in dieser Preisklasse. Mit dem knackigen Boom Boom Pow von den Black Eyed Peas (Album „The E.N.D“) oder der legendären Dance-Hymne Insomnia von Faithless („Forever Faithless“) lässt sich richtig Party machen, und zwar ohne Krawall, mit sauber konturiertem Bass. Der Subwoofer-Pegel muss dafür auch nicht voll aufgedreht sein. Bei hohen Pegeln bringt das ohnehin nichts – weil die Elektronik abregelt, wenn die Membran ihre maximale Auslenkung erreicht – und in mittleren Lautstärken werden die Bässe sonst zu dominant. Drei Leuchtsegmente (von fünf) liefern meiner Meinung nach das beste Ergebnis. Damit lässt sich auch ruhigeres Programm wie Jazz oder Vokalmusik gut hören. Die klangliche Abstimmung des Lautsprechers betont leicht die hohen und tiefen Frequenzen. Man könnte sie auch etwas „bosig“ nennen, nach dem US-Hersteller Bose, dem in Sachen Bluetooth-Lautsprecher viele nacheifern.
Test-Fazit: Auch wenn ich nicht unbedingt zur Zielgruppe gehöre, hat mich der Teufel Boomster beeindruckt. Die Ausstattung stimmt und der ausdauernde Akku liefert mehr als genug Strom für ein Gartenfest oder den Grillabend am Strand. Die integrierte Freisprecheinrichtung ist klanglich nur Mittelmaß, aber mit Bluetooth-Musik läuft der Boomster zu Höchstform auf. Dabei habe ich die Vorzüge des integrierten apt-x-Codecs gar nicht genießen können, weil mein iPhone kein Apt-X unterstützt. Mit dem entsprechenden Gerät klingt die Teufel-Box womöglich noch besser.