Tesla aktiviert den Autopilot – per Update

Tesla Motors aus den USA zeigt der Automobilbranche wohin die Reise geht: Auf einer Pressekonferenz und im Firmenblog kündigte der Hersteller exklusiver Elektroautos zwei Software-Updates für sein Topmodell „S“ an. Noch im März sollen die Fahrzeuge automatisch eine neue Version des Tesla-Betriebssystems bekommen, sobald sie mit dem heimischen WLAN verbunden sind.  Version 6.2 bringt unter anderem  „Range Assistance“ mit, eine Funktion, die Fahrern ihre Angst nehmen soll, mit leeren Akkus irgendwo liegen zu bleiben. Der 17-Zoll-Touchscreen am Armaturenbrett kommuniziert dazu mit dem Netzwerk an Tesla-Ladestationen, auch wenn das Navi abgeschaltet ist. Er warnt, sobald das Fahrzeug Gefahr läuft, außer Reichweite des nächsten Ladepunkts zu geraten.  Der „Trip Planner“ im Navigationssystem berechnet Reiserouten so, dass man an den Super Chargern von Tesla vorbei kommt. Außerdem gibt es neue Sicherheitsfunktionen wie automatische Notbremsung und die seitliche Kollisionswarnung.

Mit Radar- und Ultraschallsensoren navigiert der Tesla durch den Verkehr. Bilder: Tesla Motors
Mit Radar- und Ultraschallsensoren navigiert der Tesla durch den Verkehr. Bilder: Tesla Motors

Die eigentlich Schlagzeile reservierte Firmenchef Elon Musk aber für sich. Auf der Pressekonferenz am 19. März kündigte er an, dass bis zum Sommer mit Version 7.0 auch der sogenannte „Autopilot“ per Update freigeschaltet wird. Dann sollen die Fahrzeuge auf gut markierten und ausgezeichneten Straßen (Musk sprach von „major roads“) alleine fahren. Sie folgen dabei automatisch dem Straßenverlauf, lenken durch Kurven und passen ihre Geschwindigkeit dem Verkehr an – verspricht zumindest der Hersteller. Ermöglicht wird der Autopilot durch Frontkamera, Radar und Ultraschallsensoren, die das Fahrzeug rundum in Echtzeit überwachen. Die technischen Voraussetzungen bringt das Model S bereits mit. Sie werden bislang nur nicht vollständig genutzt. Die aktuelle Version 6.1  bietet lediglich einen verkehrsadaptiven Tempomaten und die Warnung vor Frontkollisionen.

Die Meldung sorgte nicht zuletzt deshalb für Aufsehen, weil andere Automobilhersteller bislang eher Prototypen und Forschungsfahrzeuge vorzuweisen haben. Selbst Google benötigt nach eigenen Angaben noch etwa fünf Jahre Entwicklungszeit für die Serienversion seines selbstfahrenden Autos. Allerdings handelt es sich dabei um wirklich autonomen Fahren. Das heißt: Der Wagen findet ohne menschliche Hilfe sein Ziel. Insassen können sich zurücklehnen, die Augen schließen und entspannen. Der Tesla braucht immer noch Hände am Steuer. Elon Musik legt in einem Video-Interview besonderen Wert darauf, dass der Fahrer selbst verantwortlich für Unfälle oder eventuelle Schäden ist. Deshalb heiße die Funktion auch Autopilot – weil es wie im Flugzeug einen Piloten gebe, der im Notfall das Steuer übernehmen kann. Dass der unverzichtbar ist, zeigt das Beispiel eines Lufthansa-Airbus, den vereiste Sensoren und ein fehlgeleiteter Bordcomputer vor kurzem fast zum Absturz gebracht hätten.

digitalzimmer.de meint: Der Autopilot von Tesla könnte größere Erwartungen wecken als das spätere Produkt einzulösen vermag. Wie gut er arbeitet, zeigt sich ohnehin erst, wenn die Software-Version 7.0 im Sommer zum Download bereit steht. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Während traditionelle Automobilhersteller noch in Modellgenerationen denken und sich Ausstattungskomfort mit saftigen Aufpreisen bezahlen lassen, führt Tesla das Smartphone-Prinzip auf den Straßen ein. Modellpflege sieht plötzlich so aus, dass Kunden neue Funktionen über Nacht auf ihr Auto gespielt bekommen, ohne dafür bezahlen oder auch nur eine Werkstatt aufsuchen zu müssen.  Elon Musk bezeichnet seine Fahrzeuge gerne als „Computer auf vier Rädern“ und handelt auch so. Das mag im Falle des Autopiloten für viele noch beunruhigend klingen. Aber wenn es um Komfort- und Funktionserweiterungen geht, machen Smartphone- oder Tablet-Nutzer gerne davon Gebrauch. Warum sollte das auf Dauer beim teuersten Konsumgut – dem Auto – anders sein?

Update, 15.10.2015: Auf einer Presseveranstaltung hat Tesla bekannt gegeben, dass Software-Version 7.0 für das Model S ab sofort in den USA zur Verfügung steht. Europa und Asien sollen in den kommenden Wochen folgen.