Bluetooth oder Airplay: Was ist besser?

Drahtlose Lautsprecher liegen im Trend. Zu Hause als schnelle Lösung für Musik in allen Räumen – oder unterwegs, um Freunden die Lieblingstitel direkt vom Smartphone oder Tablet vorzuspielen. Zwei Verfahren erfreuen sich dabei wachsender Beliebtheit: der Kurzstreckenfunk Bluetooth und die noch junge Streaming-Technologie Airplay. Dem Lautsprecher sieht man nicht an, wie er seine Musik empfängt. Auf einem iPhone, iPod touch oder iPad erscheinen Funkboxen, die mit Bluetooth arbeiten, sogar im selben Auswahlmenü wie ihre Airplay-Kollegen. Trotzdem unterscheiden sich beide Verfahren grundsätzlich in ihrer Arbeitsweise und im Anwendungsgebiet. Wer die Anschaffung eines solchen Systems plant, sollte die Vor- und Nachteile kennen, um Fehlkäufe zu vermeiden.

Airplay_vs_Bluetooth
Funkboxen gibt es mit Bluetooth- (links) und Airplay-Technologie. (Bilder: Hersteller)

Apple gegen den Rest der Welt 
Airplay ist ein von Apple eingeführtes, geschlossenes System. Nur iPhone, iPod, iPad oder ein Computer mit spezieller Software können Musik via Airplay senden. Android-Smartphones lassen sich mit Apps zum Airplay-Streaming überreden, allerdings bleibt die Unterstützung bruchstückhaft. Empfangsgeräte müssen für die Wiedergabe lizenziert sein, der Hersteller dafür Gebühren an Apple entrichten. Außerdem stellt der iPhone-Erfinder gewisse Anforderungen an das Gerät, weshalb die Zahl der Airplay-Lautsprecher nur langsam wächst. Neben Bowers & Wilkins mit dem Zeppelin Air bieten vor allem JBL, Libratone und Philips entsprechende Modelle an. Völlig anders verhält es sich mit Bluetooth-Lautsprechern: Die Technologie wird seit Jahren herstellerübergreifend eingesetzt und ist in vielen Geräten zu finden – von der preiswerten Handy-Box aus China für unter 50 Euro bis hin zum hochwertig verarbeiteten Luxusmodell.

Mobil oder stationär? 
Während Bluetooth-Lautsprecher direkt mit einem Sender wie dem Smartphone Kontakt aufnehmen, nutzt Airplay das heimische WLAN zur Funkübertragung. Sowohl Lautsprecher als auch Musikwiedergabegerät müssen im selben Netzwerk ngemeldet sein, um Daten austauschen zu können. Damit scheidet ein Airplay-Betrieb unterwegs fast immer aus. Während im Ferienhaus vielleicht noch ein eigenes WLAN zur Verfügung steht, klappt die Verbindung an öffentlichen Hotspots schon nicht mehr. Und am Strand oder im Stadtpark schweigt der Airplay-Lautsprecher ebenfalls. Bluetooth funktioniert hier problemlos, weil der Sender seine Daten direkt zur Funkbox schickt, ohne Umweg über einen Router. Für den Freiluft-Einsatz braucht das Gerät lediglich einen Akku oder Batterien, um fern der Steckdose funktionieren zu können.

Eine Frage der Reichweite
Bei Airplay hängt es vom heimischen WLAN ab, wie weit Sender und Empfänger voneinander entfernt sein dürfen. Ein moderner Router mit aktueller WLAN-Technologie schafft hier größere Distanzen als betagte Modelle. Wer beim Internet-Surfen auf dem Balkon ein ordentliches Tempo erreicht, sollte in der Regel dort auch Musik hören können. Die Bluetooth-Reichweite ist im Standard festgelegt: BT-Sender sollten sich wegen ihrer vergleichsweise geringen Funkleistung nicht weiter als zehn Meter vom Empfänger entfernen. Das ist mit Smartphones leicht zu realisieren, kann aber zum Problem werden, wenn der PC mit dem Musikarchiv am anderen Ende der Wohnung steht.

Bedienung- und Steuerung
Bluetooth baut eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung auf. Das heißt: Sender und Empfänger werden vor der Wiedergabe im „Pairing”-Prozess aneinander gekoppelt. Danach verbinden sie sich automatisch, sobald die beiden Geräte in Funkreichweite gelangen. Das heißt aber auch: Die Koppelung des Lautsprechers an einen bestimmten Sender muss von Hand getrennt werden, ehe sich die Box mit einem anderen Smartphone verbinden kann. Dazu genügt in der Regel ein Tastendruck, allerdings ist dieser Handgriff bei jedem Gerätewechsel nötig. Airplay-Lautsprecher stehen nach ihrer Verbindung mit dem WLAN automatisch allen Apple-Geräten zur Verfügung, die im Netzwerk angemeldet sind; also auch Freunden, die mit ihrem iPhone zu einer spontanen Party vorbeischauen. Weiterer Vorteil: Ein Computer auf dem iTunes oder das Programm Airfoil läuft, kann mehrere Lautsprecher in der Wohnung gleichzeitig mit demselben Musikstück beschicken und so ein Multiroom-System aufbauen. Diese Funktion steht aber nur am PC, nicht auf mobilen Apple-Geräten zur Verfügung.

Und die Klangqualität?
Die Leistung eines Lautsprechers hängt zuallererst von seinen akustischen Qualitäten ab. Neben konstruktiven Faktoren wie den Schallwandlern, der Signalverarbeitung und der Verstärkerelektronik tritt die Funktechnik in den Hintergrund. Allerdings schafft Airplay die besseren Voraussetzungen für guten Klang, weil es die Übertragung exakt definiert. Das Audiosignal wird im „Apple Lossless Codec” gesendet, der volle CD-Qualität erlaubt. Musik kommt damit in derselben Qualität beim Empfänger an, die auch ein Netzwerk-Kabel liefern würde. Der Bluetooth-Standard bietet mehr Möglichkeiten, vom idealen Datenstrom abzuweichen. So kann sich der Lautsprecher im „Advanced Audio Distribution Profile” (A2DP) mit dem Sender verbinden, theoretisch aber auch im qualitativ schlechteren „Headset Profile” (HSP), das lediglich Mono-Signale überträgt. Außerdem gibt es noch das „Hands Free Profile” (HFP), das den Freisprechanlagen im Auto entstammt. Je nachdem auf welches Profil sich die beteiligten Geräte einigen, kommen andere Audio-Codecs zum Einsatz. Ja selbst innerhalb des A2DP-Profils gibt es verschiedene Arten der Übertragung. So werden Musiksignale im MP3- oder AAC-Codec verschickt, mitunter aber auch im lizenzfreien „Low Complexity Subband Codec” (SBC). Die Soundqualität hängt dabei nicht zuletzt von der verwendeten Datenrate ab. Am besten klingt Bluetooth-Funk mit der verlustfreien apt-x-Codierung. Die Technologie des Streaming-Spezalisten CSR ist aber nur in wenigen Geräten zu finden.

digitalzimmer.de meint: Die Entscheidung fällt leicht: Soll der Lautsprecher auch „außer Haus” benutzt werden, ist Bluetooth die einzig richtige Wahl. Im stationären Betrieb daheim hingegen bietet AirPlay eine Reihe von Vorteilen – ganz besonders, wenn auch klassische HiFi-Geräte wie AV-Receiver oder Stereoanlagen die Musik in guter Qualität wiedergeben sollen.

Update, 30.1.2013: Inzwischen gibt es auch AirPlay-Lautsprecher wie den Libratone Zipp, die ohne Router Musik wiedergeben können. Mit einer sogenannten „Play Direct-”  oder „WiFi Direct“-Funktion verbinden sie sich über ihren eigenen WLAN-Hotspot mit dem Smartphone oder Tablet. Diese Fähigkeit ist allerdings kein Teil der Apple-Spezifikation, sondern ein Extra des jeweiligen Herstellers. Das Gros der AirPlay-Lautsprecher ist nach wie vor für den stationären Einsatz gedacht.