Der Smart Zapper: Universal-Fernbedienung mal anders

Wie alle Universal-Fernbedienungen von One For All greift auch der Smart Zapper auf eine riesige Datenbank mit Steuercodes zurück. Laut eigener Aussage hat der Hersteller Universal Electronics weltweit über 700.000 individuelle Gerätefunktionen erfasst. Die Chancen stehen also gut, dass die App ein passendes Kommando findet. Intelligente Abfragen während der Installation sorgen dafür, dass mehrere Geräte nach Bedarf zusammenspielen. So kann die Nevo-App beim Fernsehen die Sender an der Set-Top-Box umschalten, den Befehl zur Lautstärkeregelung aber direkt an einen AV-Receiver schicken. Programmierbare Makros schalten die beteiligten Komponenten nacheinander ein oder aus. Besonders praktisch: Weil sich so eine Befehlskette auch auf die Hardware-Tasten am Smart Zapper legen lässt, genügt dort zum Beispiel der Druck auf den Power-Knopf und alle nötigen Geräte wachen aus dem Standby auf. Technisch weniger versierte Familienmitglieder können so nicht mehr vergessen, den Sat-Receiver hochzufahren, oder die Kanaltasten auf der falschen Fernbedienung drücken.

Unklare Bezeichnung der Bild- und Toneingänge für Denon-Receiver in der Nevo-App.
Unklare Bezeichnung der Bild- und Toneingänge für Denon-Receiver in der Nevo-App.
Eingangswahl: Kein Anschluss unter dieser Nummer

Ganz so komfortabel, wie es auf den ersten Blick scheint, ist die Bedienung in der Praxis aber trotzdem nicht – etwa wenn es um die Wahl von Bild- und Tonausgängen geht. Moderne HDMI-Geräte benötigen dafür eigentlich keine Fernsteuerung: Sobald ein Signal anliegt, schaltet der TV oder AV-Receiver automatisch den Eingang um. CEC oder Consumer Electronics Control heißt diese Funktion im Fachjargon (mehr dazu in unserem Video). Unterstützen die Geräte kein CEC  – oder soll ein Wechsel zwischen bereits laufenden Zuspielern stattfinden – muss die Nevo-App den Eingang wählen. Das kann sie freilich nur, wenn die Befehle dazu korrekt hinterlegt und bezeichnet sind. Im Test war das etwa bei AV-Receivern von Denon nicht der Fall. Die Anschlüsse trugen wenig aussagekräftige Namen wie Diskreter Eingang 1, Diskreter Eingang 2, Diskreter Eingang 3 … und waren obendrein falsch belegt. Eingang 3, 4, 5, 6 und 7 schalteten alle auf denselben Anschluss um (Blu-ray), die HDMI-Buchse für Set-Top-Boxen (CBL/SAT) war aus der App heraus überhaupt nicht erreichbar. Da es keine Möglichkeit gibt, fehlende Codes per Original-Fernbedienung am Zapper anzulernen, bleibt in so einem Fall nur ein Hilferuf an den Support – und die Hoffnung, dass One For All solche Lücken in der Datenbank schnell schließt.

EPG in der Nevo-App: Programmvorschau inklusive

Auf der anderen Seite punktet der Smart Zapper mit einem praktischen Extra, das den TV-Alltag einfacher macht: einem elektronischen Programmführer, kurz EPG. Er stellt laufende und anstehende Sendungen bis zu eine Woche im voraus auf Zeitleisten dar, so wie man es von TV-Streaming -Apps à la Zattoo und Magine kennt – oder neuerdings auch vom FRITZ!WLAN Repeater DVB‑C aus dem Hause AVM.  Zu vielen Sendungen gibt es Bilder und kurze Inhaltsangaben, die beim Antippen erscheinen. Außerdem lässt sich aus dem EPG heraus direkt der passende TV-Kanal aufrufen.

Die Nevo-App zum Smart-Zapper enthält einen kostenlosen EPG mit Sendungsvorschau.
Die Nevo-App zum Smart-Zapper enthält einen kostenlosen EPG mit Sendungsvorschau.

Zum Umschalten taugt nach meinen Erfahrungen aber nur die Tablet-Version. Das liegt nicht mal am größeren Bildschirm – auch auf einem Telefon stellt die Nevo-App im Querformat die Kanäle übersichtlich dar. Das Problem der Smartphone-Version sind die eingeschränkten Bearbeitungsfunktionen. Auf beiden Gerätetypen gibt man bei der Installation seine Postleitzahl an und wählt danach den TV-Lieferanten aus – zum Beispiel Antenne, Sat-TV per Astra oder einen Kabelanbieter wie Unitymedia. Die App zieht sich dann das Programmangebot am Wohnort aus dem Internet.

Nur in der Nevo-App am Tablet lässt sich jedoch einstellen, ob Free-TV oder auch Pay-Kanäle angezeigt werden sollen. Wer kein HD-Plus-Abo oder ein entsprechendes HD-Paket seines Kabelanbieters besitzt, kann HDTV-Programme in der Übersicht abwählen. Außerdem ist zu jedem Sender der Programmspeicherplatz einstellbar. Die Nevo-App für Smartphones benutzt dagegen eine feste Kanalreihenfolge, die offenbar den Vorgaben im Kabelnetz oder auf dem Satelliten entspricht. Der Fingertipp auf „RTL” schaltet so vielleicht auf Kanal 13 oder 113 um, obwohl der Sender zu Hause längst auf einen anderen Speicherplatz programmiert ist.

Der Smart Zapper hinterlässt einen gemischten Eindruck

Unterm Strich ist es One For All damit nicht gelungen, meine Vorurteile gegenüber Universal-Fernbedienungen zu revidieren. Das Infrarot-Portal selbst trifft keine Schuld. Mit seinen selbsterklärenden Tasten finde ich es sogar ausgesprochen praktisch. Es sieht gut aus, hat auf dem Couchtisch seinen festen Platz und geht das Thema Steuerung mal anders an als die bisherigen Lösungen. Der Smart Zapper braucht weder Ladeschale noch Netzteil, dank Bluetooth Low Energie dürfte ein Batteriesatz (2x AA) sehr lange halten. Wer eine Lösung sucht, die TV-Gerät und Set-Top-Box gemeinsam steuert, kommt damit gut zurecht. Im Test erledigte der Steuerpuck diese Aufgabe über Wochen mit Bravour. Als verlängerter Arm der Nevo-Apps macht er hingehen keine gute Figur. One For All sollte die Software dringend vereinheitlichen und den Funktionsumfang erweitern. Dann nimmt man das Smartphone vielleicht gerne jeden Tag zur Hand – nicht nur einmal am Anfang, um die Tasten des Smart Zappers zu programmieren.