Raumfeld One S: Multiroom-Lautsprecher im Miniformat

Damit zum Musikhören nicht jedes Mal das Smartphone oder Tablet gezückt werden muss, gibt es vier Stationstasten am Gehäuse. Sie lassen sich mit Internet-Radiosendern oder Alben und Playlisten aus dem Heimnetzwerk belegen. Die Handgriffe sind dabei dieselben wie am Autoradio oder an einem der SoundTouch-Lautsprecher von Bose: Taste bei laufendem Programm etwa drei Sekunden lang drücken, bis ein Bestätigungston erklingt. Dann ist die Einstellung gespeichert und solange abrufbar bis man den Vorgang mit einem anderen Musikprogramm wiederholt. Warum nicht mehr Hersteller diese praktische Funktion bieten, ist mir ein Rätsel. Schon Omas Dampfradio hatte solche Stationstasten. Um den Bedienkomfort perfekt zu machen, hätte Raumfeld dem One S noch eine Stummschalte-Taste („Mute“) spendieren können – für die seltenen Momente, in denen das Telefon klingelt. Der Power-Knopf bringt das Gerät dann zwar auch zum Schweigen, verlangt anschließend aber einen Neustart und eine Neuauswahl des Musikprogramms.

Musik aus dem Internet und dem Heimnetzwerk

In der App, dem sogenannten Raumfeld Controller,  gibt es natürlich eine Schaltfläche zum Pausieren der Wiedergabe. Hier lassen sich außerdem zwei One S demselben Raum zuweisen und so konfigurieren, dass einer den rechten und der andere den linken Stereokanal wiedergibt. Bei den größeren Stereo Cubes, den Speaker M und Speaker L von Raumfeld ist das nicht nötig, weil sie ohnehin als Paar geliefert werden. Die App ist übersichtlich gestaltet und erinnert mit ihrem Lautstärkeregler im gebürsteten Aluminium-Look an traditionelle HiFi-Geräte. Als Steuerzentrale des Multiroom-Systems stellt sie eine Verbindung zu Online-Diensten (MTV Music, Napster, Simfy, Spotify Connect, TuneIn, Wimp) genauso her wie zur Musik im Heimnetzwerk. Wie an allen Raumfeld-Geräten hat der Nutzer dabei die Wahl: Er kann UPnP-Sever (DLNA) oder freigegebene Ordner als Musikressource nutzen, sogar beides gemischt in einer Anlage. Die Konkurrenz bietet in der Regel nur eine von beiden Optionen: UPnP-Server (z.B. Bose, Denon, Panasonic, Pure) oder Netzwerkfreigaben (Bluesound, Sonos) – und das Verbinden von Netzlaufwerken gelingt mit kaum einem anderen System so schnell und zuverlässig. High-Resolution Audio, Gapless-Wiedergabe sowie alle wichtigen Tonformate (AAC, ALAC, FLAC, MP3, OGG, WAV, WMA) gehören bei Raumfeld ohnehin zum guten Ton.

Songs vom USB-Stick und der Festplatte

Wer seine Musiksammlung auf einem externen USB-Speicher archiviert, kann diesen auch direkt anschließen. Voraussetzung: Der One S ist als Host konfiguriert. So heißt im Raumfeld-System der zentrale Musikverteiler, der zur Wiedergabe eingeschaltet sein muss, auch wenn er selbst nicht spielt. Gibt es lediglich einen Raumfeld-Player im Haus, erklärt ihn das System von selbst zum Host. Bei mehreren Playern lässt sich die Einstellung in der App ändern. Ein USB-Stick oder eine Festplatte am Host steht sämtlichen Raumfeld-Geräten im Netzwerk zur Verfügung. Dabei unterstützt Teufel alle wichtigen Dateisysteme, nicht nur das gängige FAT 16/32. Auch Mac-formatierte Speicher (HFS/HFS+) und Windows- (NTFS) oder Linux-Platten (EXT2 / EXT3 / EXT4) akzeptiert der One S an seinem USB-Anschluss. Das kenne ich so von keinem anderen Multiroom-System. Allerdings ist der Platz in der Gehäusenische recht knapp bemessen, so dass nur USB-Kabel mit Winkelstecker problemlos passen. USB-Sticks sollten nicht weiter als 30 Millimeter aus der Buchse herausragen – sonst steht das Gerät nicht mehr eben auf der Unterlage, sondern kippt leicht nach vorn.

Der Raumfeld One S (links) und sein Konkurrent Play:1 von Sonos im Größenvergleich.
Der Raumfeld One S (links) und sein Konkurrent Play:1 von Sonos im Größenvergleich.
Der kleine WLAN-Lautsprecher klingt wie ein großer

Der Klang des kleinsten Raumfeld-Lautsprechers überzeugt vom ersten Ton an und ist dem kompakten Gehäuse mehr als angemessen. Im Vergleich mit dem etwa gleich großen Play:1 von Sonos kann der Teufel nicht nur lauter spielen, er verleiht Bassimpulsen  (The XX, „Intro“) auch mehr Nachdruck.  Das Koaxial-Chassis aus einem 90 mm großem Mitteltieftöner und vorgesetztem 25-mm-Hochtöner macht bereits in den Stereo Cubes einen guten Job. Unterstützt von zwei Passivmembranen in den Seiten des Gehäuses verhilft es dem One S zu einem kraftvollen, lebendigen Klang. Wer die Augen schließt, meint eine deutlich voluminösere Box zu hören. Der erreichbare Pegel reicht aus, um ein 25 Quadratmeter großes Wohnzimmer zu beschallen. Allerdings drehe ich die Lautstärke nicht ganz bis zum Anschlag auf, weil der Kleine dann doch ein wenig angestrengt wirkt. Die Signalverarbeitung des Play:1 fährt früher die Bässe zurück, was auf Kosten des Tiefton-Fundaments geht, manchen Songs aber besser bekommt. Bei Zimmerlautstärke gefallen mir beide Lautsprecher gleich gut. Das macht die Kaufentscheidung nicht unbedingt einfacher, bestätigt aber einmal mehr meinen Eindruck, dass Raumfeld in die engere Wahl eines jeden Multiroom-Interessierten gehört.