Aus Kanada kommt eine besondere Fernbedienung für Apple HomeKit. Die Nanoleaf Remote für 60 Euro sieht nicht nur ungewöhnlich aus, sie kann auch ein Dutzend Befehle speichern. Verglichen mit den drei bis vier Kommandos, die ein normaler Taster beherrscht, ist das eine ganze Menge. Das Funktionsprinzip erscheint ebenso einfach wie genial: Jede der zwölf nummerierten, fünfeckigen Flächen lässt sich mit einer HomeKit-Automation belegen. Ein Lagesensor in der Remote erkennt, wann sie bewegt wird und welche Seite am Ende der Bewegung nach oben zeigt. Dieser Befehl gilt. Zur Bestätigung leuchtet das gute Stück dann auch noch farbig auf und vibriert in der Hand, was einen coolen Effekt ergibt.
Funktioniert mit HomePod oder Apple TV
Eigentlich ist die Nanoleaf Remote als Fernbedienung für die hauseigenen LED-Paneele gedacht. Sie steuert die Lichtfliesen über einen speziellen Bluetooth-Empfänger (Nanoleaf Rhythm, 60 Euro). Darum geht es in diesem Test aber nicht. Ich habe die Remote als Steuerelement für HomeKit ausprobiert – und das geht auch ohne Rhythm-Modul. Die eckige Kugel kommuniziert dabei per Bluetooth mit einer HomeKit-Zentrale. Als Partner kommen Apple TV und HomePod aber auch ein iPad mit aktuellem iOS in Frage. Einschränkung: Das stufenlose Dimmen von Lampen durch Drehen der Remote funktioniert mit HomeKit nicht. Wer darauf Wert legt, braucht Nanoleaf-Paneele und ein Rhythm-Modul.
Die Form des Pentagondodeakaeders (Fünfeck-Zwölf-Flächner) erinnert mich an meine Schulzeit. Solche platonischen Körper haben wir damals im Geometrieunterricht aus Papier gebastelt. Nach Tetraeder, Oktaeder oder Ikosaeder war der Dodekaeder quasi die Königsdisziplin. Zwölf aneinanderhängende Fünfecke samt Klebelaschen sauber auszuschneiden verlangte Geduld und eine ruhige Hand. Bei Nanoleaf geht die Montage viel schneller. Die Remote besteht aus zwei Kunststoffhälften. In einer sitzen Batterien und LEDs, die andere kommt passgenau darüber und rastet mit zwei Plastiknasen ein. Wobei: Passgenau trifft es nicht ganz. An der Nahtstelle bleibt eine Fuge, die im Normalzustand – also wenn die LEDs aus sind – nicht auffällt. Sobald der Körper leuchtet, ist sie aber zu sehen und stört ein wenig die platonische Perfektion. Dasselbe gilt für den deutlich breiteren Schlitz im Gehäuse, an dem sich beiden Hälften wieder trennen lassen, etwa um Batterien zu wechseln oder die Nanoleaf Remote auf Werkseinstellungen zurückzusetzen.
Zickiges Gehäuse: nur mit Mühe zu öffnen
Dieser Schlitz dürfte die Geister spalten. Zumindest hat er es bei mir geschafft. Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Begeisterung für das Design und Kritik an der Ausführung. Denn bei jedem Versuch, die Remote zu öffnen, beschädigt man fast zwangsläufig das Gehäuse. Beide Hälften klemmen so fest zusammen, dass es eines Schraubenziehers oder anderer harter Werkzeuge bedarf, um sie zu lösen. Sobald man den Hebel ansetzt, gibt die Kunststoffkante aber nach und verbiegt sich dauerhaft. Ist der erste Schritt geschafft, fallen beide Teile immer noch nicht auseinander: Die Plastiknase auf den anderen Seite hat den Körper so im Griff, dass sie bei Kraftanwendung abzubrechen droht. Keine gute Lösung für ein batteriebetriebenes Produkt, das hin und wieder geöffnet werden muss.
Für die Installation empfiehlt Nanoleaf seine eigene iOS-App – vielleicht weil sie eine Registrierung mit E-Mail-Adresse beim Hersteller verlangt. Im Prinzip lässt sich die Remote aber auch über die Home-App von Apple hinzufügen. Der Code zum Abscannen mit der Kamera klebt sowohl innen im Gerät als auch auf der mitgelieferten Bedienungsanleitung. Nach einigen Versuchen mit der Home-App habe ich mich schließlich für die Nanoleaf-Variante entschieden. Der Grund: Zunächst reagierte HomeKit recht unzuverlässig auf Bewegung der Remote. Mal startete die gewünschte Automation sofort, mal vergingen mehrere Sekunden. Dann wieder passierte gar nichts. Auf Empfehlung des Supports habe ich die Fernbedienung mehrfach auf Werkseinstellungen zurückgesetzt und neu hinzugefügt. Irgendwann ging es dann. Leider musste das Gehäuse wiederholt geöffnet werden, um den Reset-Knopf zu erreichen – und diese Aktion sieht man ihm aus oben genannten Gründen an.
Die Nanoleaf Remote in der Praxis
Inzwischen überwiegen allerdings die positiven Erfahrungen. Ein Monat ist seit Beginn des Tests vergangen und ich nutze die Nanoleaf Remote fast täglich. Mit Hilfe der Home-App von Apple habe ich alle unsere Lichtszenen auf die Flächen gelegt und immer noch Felder übrig. Das Fünfeck mit der Ziffer 1 schaltet die Lampen aus, wenn wir das Haus verlassen. Die gegenüberliegende 12 hat den gegenteiligen Effekt. Auf Hue Dimmerschalter in den einzelnen Räumen würde ich zwar nicht trotzdem verzichten, als Ergänzung ist die Remote aber gut geeignet und macht auf dem Couchtisch eine viel bessere Figur. Man sollte ihr nach der Bewegung nur etwas Zeit geben, um das Kommando zu senden. Hektisches Herumrotieren bringt die Befehlskette durcheinander. Zugegeben: Diese Disziplin fällt anfangs etwas schwer, weil die bunten LEDs bei jeder Bewegung so schön leuchten. Aber nach ein paar Tagen lässt der Spieltrieb nach. Versprochen.
Nur dem Batteriewechsel sehe ich mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. Hoffentlich zögert die energiesparende Bluetooth-Technik den Zeitpunkt bis zur nächsten Gehäuseöffnung noch lange hinaus. Sonst sieht der Dodekaeder irgendwann so deformiert aus wie früher die Papiermodelle an unserer Schule.
Update vom 12. September 2018: Leider scheint Bluetooth Low Energy nicht so genügsam mit der Batterieladung umzugehen wie erhofft. Nach einem Vierteljahr sind die mitgelieferten Batterien bereits leer und müssen ersetzt werden.
Nanoleaf Remote
Fazit
Formschöne und intuitive HomeKit-Fernbedienung mit zwölf Speicherplätzen. Das schwer zu öffnende Kunststoffgehäuse gibt Punktabzug: Seine Beschädigung ist auf Dauer kaum zu vermeiden.