Ausprobiert: Myfox Home Alarm in der Praxis

Abonnenten des Cloud Video Recordings (CVR) bekommen in der Kameraansicht der Myfox-App ein zusätzliches Bedienfeld angezeigt. In der unteren Hälfte des Bildschirms, dort wo sonst ein Hinweis auf den Aufzeichnungsservice steht, erscheint für sie eine Zeitleiste mit farbigen Balken. Darin kann der Nutzer vor und zurück scrollen, um sich im Videofenster die entsprechenden Aufnahmen anzusehen. Die Kamera nimmt mit Abo kontinuierlich auf – sofern nicht der Privatmodus eingeschaltet ist. Dieses kleine Extra hat die Myfox anderen Webcams und Überwachsungskameras voraus: Auf Wunsch schiebt sich eine motorbetriebene Blende vors Objektiv. Sie ist manuell über eine Schaltfläche in der App bedienbar, kann aber auch so konfiguriert werden, dass sie den Blick nur dann freigibt, wenn die Alarmfunktion aktiv ist. Befinden sich Bewohner im Haus und haben die Anlage abgeschaltet, bleibt der Deckel geschlossen. So landen keine intimen Aufnahmen in der Myfox-Cloud – weder Nacktszenen vom morgendlichen Anziehen noch der Streit um Kaisers Bart mit den lieben Angehörigen.

Eine Motorblende an der Kamera verhindert unerwünschte Aufnahmen. Bild: digitalzimmer.de
Eine Motorblende an der Kamera verhindert unerwünschte Aufnahmen. Bild: digitalzimmer.de

Darüber hinaus bietet die Myfox Security Camera ein Mikrofon zum Mithören über die App und eine Gegensprech-Funktion, um sich mit Personen in der Wohnung zu unterhalten. Der integrierte Lautsprecher ist jedoch nicht besonders laut und verzerrt recht schnell, sodass weder Einbrecher noch Kinder auf auf die Ansagen mit großem Respekt reagieren dürften. Die Videos in HD-Qualität haben eine gute Qualität und einen etwas größeren Blickwinkel als Aufnahmen von Gigaset Elements, Withings Home oder Netatmo Welcome. Dafür krümmt das Weitwinkelobjektiv gerade Linien am Bildrand schon recht stark zu Kreisbögen, Gesichter bekommen die für kurze Brennweiten typische große Nase. In der Praxis ist das freilich egal. Wer von der Myfox-Kamera auf frischer Tat ertappt wird, hat keinen Anspruch auf schmeichelnde Porträtaufnahmen.

Die Funktionen der Myfox Security Camera sind umfangsreich – besonders mit Abo.
Die Funktionen der Myfox Security Camera sind umfangsreich – besonders mit Abo.

Ohne Abo zeigte die Kamera im Test nur Livebilder. Zwar erschienen bei einem simulierten Einbruchsversuch trotzdem Einträge im Videoarchiv, allerdings führten die zu einem toten Link mit schwarzen Bild. Zur Beweissicherung im Einbruchsfall ist die kostenpflichtige Aufnahmefunktion also unerlässlich. Auch sonst wirkt die Integration in das Home Alarm-System noch etwas unfertig. So sollen Bewegungen vor der Kamera eigentlich Alarm auslösen, wenn die Anlage scharf geschaltet und kein Bewohner zu Hause ist. Im Test registrierte die Security Camera auch herumlaufende Personen und meldete sie korrekt ans Protokoll weiter – unter Aktuelle Aktivität tauchte erwartungsgemäß der Eintrag „Bewegung erkannt“ auf. Der akustische Alarm blieb allerdings aus. Gut möglich, dass es sich dabei um ein vorübergehendes Problem handelt, das beim Übergang von Informationen zwischen WLAN, Cloud und Myfox-Basisstation entsteht. Denn Sensoren, die ohne Umweg übers WLAN direkt mit dem Link verbunden waren, lösten wie erwartet aus.

Gutes Konzept mit Raum für Verbesserungen

In einem Punkt habe ich während des Tests mehrfach nachjustiert: Die einstellbare Empfindlichkeit des IntelliTAG am Eingang steht nun auf Maximum (Stufe 9), weil sonst nur brachiales Hämmern gegen die Haustüre überhaupt einen Alarm auslöste. Myfox empfiehlt die Kalibrierung für unterschiedlich solide Türen ausdrücklich in seinem Support-Bereich.  Ob damit die richtige Balance zwischen versehentlichem Zuschlagen und gewaltsamer Öffnung per Brechstange getroffen ist, würde wohl nur der Ernstfall zeigen, den sich kein Käufer der Myfox-Anlage wirklich herbeisehnt. Nur so viel ist sicher: Fehlalarme gab’s im Digitalzimmer noch keine.

Das Konzept einer Notstromversorgung mit Akkus und Batterien überzeugt mich komplett. Auch wenn Einbrecher, die in Hollywood-Manier am Tatort die Steigleitung durchtrennen, eher selten sind, gibt das ein beruhigendes Gefühl. Serverausfälle, wie sie Gigaset Elements schon mehrfach erlebt hat, können Myfox Home ebenfalls nicht lahmlegen. Die Schutzwirkung der Sirene bleibt ohne Internet erhalten. Gleichzeitig merkt man dem System aber an, dass es relativ jung ist. Einige Funktionen wie das Auslösen der Sirene per Fernbedienung oder der Bewegungsalarm an der Kamera lassen zu Wünschen übrig. Im Vergleich mit Gigaset gefällt mir vor allem die schnelle Aktivierung und Deaktivierung der Alarmfunktionen, gepaart mit einer umfangreichen Nutzerverwaltung. So werden nervige Warnmeldungen auf ein Minimum reduziert. Die Installation ist aufwendiger als bei Gigaset, was aber vor allem an den zusätzlichen Einstellmöglichkeiten liegt. Dass Myfox für die Videoaufzeichnung deutlich mehr verlangt, weiß man vorher. Denn immerhin gibt das Unternehmen die Basispreise seiner Abos auf der Webseite an. Im Zeitalter versteckter Kosten keine Selbstverständlichkeit.

Besonderheiten
  • Ausfallsicher durch Notstromversorgung
  • Praktische Fernbedienung für den Schlüsselbund
  • Umfangreiche Benutzerverwaltung
  • Kamera mit Motorblende zum Schutz der Privatsphäre

1 Gedanke zu „Ausprobiert: Myfox Home Alarm in der Praxis“

  1. Ich habe von dieser Firma noch nie gehört. Aber der Preis und vor allem die Kundenzahl machen das richtig interessant. Das werden wir definitiv in unserem geplanten Kamera-Vergleichs-Artikel in Kürze mit aufnehmen. Vor allem auch preislich ein absolut interessantes Produkt!

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