Endlich gibt es sie: Kerzenlampen von Philips für das drahtlose Lichtsystem Hue. Anfang April hat der Hersteller eigene Exemplare auf den Markt gebracht. Bislang mussten sich Nutzer mit einem Modell der Marke Osram behelfen. Die Lightify Class B TW passt mit ihrem E14-Gewinde zwar in kleine Schraubsockel, wird von der Philips-Bridge aber nur teilweise unterstützt. Wie alle Lightify-Lampen funktioniert sie nicht mit Siri oder dem HomeKit-Standard von Apple. Dieses Extra behält Philips eigenen Produkten vor. Und die hauseigenen Hue-Apps zeigen Lightify-Produkte gelegentlich als „nicht verfügbar“ an. Das Licht reagiert dann mit Verzögerung oder auch mal gar nicht. In so einem Fall hilft nach Erfahrungen im Digitalzimmer nur das Aus- und wieder Einschalten von Hand.
Deshalb war ich gespannt, wie sich die Hue-Kerzenlampen im Test schlagen würden. Zwei Varianten stehen zur Wahl: Die Hue White Ambiance E14 und die Hue White and Color Ambiance E14. Wie der Name schon sagt, spendet das erstgenannte Modell nur weißes Licht, während die Color-Version auch bunt zu leuchten vermag.
Die White Ambiance entspricht im Leistungsumfang etwa der Lightify-Lampe mit „Tunable White“. Beide können die Farbtemperatur ihres Weißlichts stufenlos verändern. Allerdings reicht das Spektrum von Philips weiter in den warmen Bereich: Laut Datenblatt hat es in der niedrigsten Einstellung 2200 Kelvin. Osram gibt 2700 K an. Zum Vergleich: Eine konventionelle Kerzenlampe mit Glühfaden liegt bei 2600 Kelvin. Am oberen Ende der Skala gibt es keinen Unterschied. Beide erreichen 6500 K, was kühlem Tageslicht unter einem bedeckten Himmel entspricht.
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Bei der White and Color Ambiance kommt noch die Farbfunktion hinzu. Außerdem soll sie in warmweißer Einstellung bis zu 2000 Kelvin erreichen. Dafür benötigt sie im Betrieb etwas mehr Energie: Die Color-Version zieht laut Datenblatt 6,5 Watt, das Modell für weißes Licht begnügt sich mit 6 Watt. Allerdings handelt es sich dabei um Maximalwerte. Sie werden nach Messungen im Digitalzimmer kaum erreicht. Der alltägliche Verbraucht bewegt sich zwischen 2 und 5 Watt – abhängig von der Lichtfarbe und Dimmung. In der maximalen Helligkeit gibt es übrigens keine Unterschiede. Sie wird für alle drei Lampen mit 470 Lumen angegeben. Dieser Wert entspricht ungefähr einer klassischen 40-Watt-Glühlampe.
Hue-Kerzenlampen: größer und teurer
Gleich nach dem Auspacken fällt auf: Die Hue-Lampen sind größer. Mit 117 Millimeter überragen sie ihr Lightify-Pendant um mehr als einen Zentimeter (106 mm), am Bauch tragen sie einen Millimeter dicker auf (39 statt 38 mm). Das kann für kleine Lampenschirme zu viel sein. Im Digitalzimmer gibt es eine Steckdosenleuchte, aus der die Lampenspitze etwas naseweis hervorlugt. Andererseits sieht die gestreckte Form eleganter aus und macht am Kronleuchter mehr her. Zur Optik kommen wir aber gleich noch ausführlich.
Kaufentscheidend könnte auch der Preis sein. Während Kerzen von Osram bei Amazon & Co. für weniger als 25 Euro zu haben sind, kostet die weiße Philips-Lampe rund 35 Euro, die farbige schlägt mit fast 60 Euro zu Buche. Bei identischer Lebenserwartung: Beide Hersteller geben eine Brenndauer von 25.000 Stunden an.
Dimmverhalten und optischer Eindruck
Den höheren Preis macht Philips jedoch mit besserem Aussehen wett. Das fängt schon bei der bloßen Erscheinung an. Philips kaschiert die LEDs mit einer zweiten Kuppel. Sie leuchtet wie eine Kerze in der Kerze und sorgt für ein gleichmäßiges Aussehen. Osram platziert seine LEDs dagegen in zwei Ringen direkt hinter der halbtransparenten Schale. So sind nicht nur deutlich die kaltweißen von den warmweißen LEDs zu unterscheiden, das Leuchtmittel wirkt auch weniger homogen. Für den Einsatz außerhalb eines Lampenschirms nur bedingt zu empfehlen, finde ich.
Beim Dimmen fällt auf, dass sich die Hue-Kerzenlampen weiter herunterregeln lassen als das Osram-Pendant. Auch sie schaffen keine stufenlose Helligkeitsreduzierung bis auf Null. Es bleibt ein letzter Schritt, mit dem sich die Lampe komplett abschaltet. Aber dieser Schritt ist eben kleiner als bei der Lightify Class B TW. Die Bilder in der folgenden Galerie zeigen den Unterschied. Sie übertreiben etwas in der Helligkeit. Das liegt am fotografischen Verfahren. Mit bloßem Auge betrachtet sehen die Lampen dunkler aus. Doch das Verhältnis zueinander stimmt. Kurios: Die Osram-Lampe wirkt bei selber Reglerstellung heller als die Philips-Kerzen. Das mag an einem gewissen Blendeffekt durch die sichtbaren LEDs liegen. Bei Philips verteilt sich die Helligkeit über eine größere Fläche.
Warmes Licht und Farbwiedergabe
Der Dimmvergleich in warmweißer Einstellung (oben) zeigt bereits: Philips schafft es, seinen Kerzenlampen ein sehr heimeliges Licht zu entlocken, das an Kohlefadenlampen erinnert. Das gilt für beide Modelle. Im direkten Vergleich schimmert die farbfähige Version noch ein wenig röter als die Hue White Ambiance. Allerdings fällt dieser Unterschied nur auf, wenn man beide Lampen direkt nebeneinander sieht – so wie auf dem Foto unten.
Im Farbspektrum entspricht die Hue White and Color Ambiance E14 dem aktuellen Stand der Philips-Entwicklung. Das heißt: Sie besitzt die verbesserten Blau- und Grüntöne der aktuellen E27-Modelle. Die jüngste Generation wurde zur IFA 2016 eingeführt und ist an einem Logo und dem Hinweis „Richer colors – Couleurs améliorées“ auf der Verpackung zu erkennen.
Ein anderes Thema ist der sogenannte Farbwiedergabeindex CRI (Colour Rendering Index). Er gibt an, wie natürlich die Umgebung im weißen Licht der Lampe aussieht. Im Idealfall wird keine Farbe des Spektrums betont. Gegenstände oder Bilder, die im Licht der Lampe betrachtet werden, haben dann auch keinen Farbstich. Gute LED-Lampen erreichen einen CRI von 90 und mehr. Philips und Osram machen zu Ihren Kerzenlampen keine Angaben. Mein Eindruck ist jedoch, dass die Lightify Classic B mit warmer Einstellung mehr ins Gelbliche tendiert, während die Hue-Lampen eher das Rot betonen. Mir persönlich gefällt Letzteres besser, aber das muss jeder selbst entscheiden.
Testfazit: Hue-Kerzenlampen sind den Aufpreis wert
Mein Urteil fällt deshalb eindeutig aus: Wer den höheren Preis nicht scheut, kann bedenkenlos zu den Philips-Lampen greifen. Sie sehen besser aus als das Osram-Pendant, spenden schönes Licht und sind obendrein mit HomeKit steuerbar. Auch Brumm- oder Surrgeräusche, wie sie bei den Lightify-Kerzen vorkommen, konnte ich im Test so gut wie keine feststellen. Sie nur aus kürzester Entfernung zu höhen, wenn man das Ohr direkt an den Leuchtkolben hält. Da sie beim Dimmen sogar noch abnehmen, würde ich die Hue-Kerzenlampen auch für den Einsatz in der Nachttisch- oder Leselampe empfehlen.