Screeshot Noocoon

Noocoon: Smarthome aus dem Konfigurator

Eine Herausforderung für Smarthome-Aspiranten: die Kosten zu kalkulieren. Wer baut und einen Profi mit der Installation beauftragen will, weiß oft nicht, wie viel Geld er dafür veranschlagen soll. Die Sanierung im Altbau lässt sich ebenso schwer abschätzen.

Das Smarthome wie ein Auto konfigurieren

Noocoon aus Rostock will diese Fragen beantworten – mit einem Online-Konfigurator für professionelle Gebäudesysteme. Genauer gesagt: für zwei davon, denn aktuell rechnet das System mit Produkten des österreichischen Anbieters Loxone sowie im herstellerübergreifenden KNX-Standard. Der Ablauf ähnelt Internet-Konfiguratoren, wie man sie aus der Automobilindustrie kennt.

Mit dem Unterschied, dass Noocoon eben keine Extras wie Sitzbezüge und Motorleistung abfragt, sondern die Gebäudeausstattung. Die Auswahl reicht von Beleuchtung in den Räumen über die Zahl der Steckdosen bis hin zu Multiroom-Audio, Photovoltaik, Batteriespeicher und Wärmepumpe. Anhand der eingegebenen Daten trifft das System eine Produktauswahl, auf das der Nutzer selbst keinen Einfluss hat. Er kann mit diesem ersten Kostenvoranschlag aber in Verhandlungen einsteigen und sich individuell beraten lassen.

Zwei Versionen: für Installateure und Endverbraucher

Das Unternehmen wendet sich an Endkunden und Elektriker gleichermaßen (siehe Interview unten). Im kostenlosen Online-Konfigurator auf der Seite (Link) können Interessenten ihr persönliches Bau- oder Sanierungsprojekt durchspielen. Die kostenpflichtige Version für Fachbetriebe (Link) schlüsselt darüber hinaus die nötigen Bauteile mit Hersteller und Typenbezeichnung auf. Profis können dort ihre eigenen Produktkataloge hinterlegen und bei den Rostockern auch gleich einen fertigen Schaltschrank bestellen.

Vorteil der Endkundenversion von Noocoon gegenüber den Konfiguratoren mancher Smarthome-Hersteller: Die Kalkulation enthält auch Arbeitszeiten für die Installation, die Programmierung der Steuerung und etwa die Einrichtung eines Energiemanagements. Die kommen normalerweise auf den Gerätepreis noch obendrauf, was die Aussagekraft solcher Online-Tools oft mindert.

Andererseits hängt viel von den persönlichen Ansprüchen und Gegebenheiten ab. Im KNX-Standard etwa gibt es große Preisunterschiede zwischen Komponenten, je nachdem, von welchem Hersteller das Produkt stammt. Wandtaster können weniger als einhundert Euro kosten, aber auch ein Vielfaches davon. Die Berechnung dient daher eher als Orientierungshilfe und Grundlage für das anschließende Gespräch mit dem Installateur. Sie kann eine individuelle Smarthome-Planung nicht ersetzen.


Interesse an KNX, Loxone und anderen professionellen Lösungen? Oder daran, wie sich Profi-Systeme von Do-it-Yourself-Produkten unterscheiden? Dann möchte ich mein Handbuch Smart Home empfehlen. Es behandelt alle Themen rund ums Smarthome auf 320 Seiten.


Interview mit einem der Gründer von Noocoon

Marten von Velsen-Zerweck ist Geschäftsführer der Smart Home Team GmbH und Mitbegründer von Noocoon. Er bezeichnet die Gebäudeautomatisierung als

„Schlüsseltechnologie für klimafreundliches Bauen“

Herr van Velsen-Zerweck, was unterscheidet Ihre Lösung von anderen Smarthome-Konfiguratoren?

Wir sind herstellerunabhängig. Hinter Noocoon steht die Firma Smart Home Team, ein Elektrofachbetrieb, der sich auf Gebäudeautomatisierung spezialisiert hat. Seit 2010 hat dieses Unternehmen mehr als 300 Projekte realisiert. Die Erfahrungen daraus bilden die Grundlage für unsere Programmierung, die Algorithmen hinter dem Konfigurator. So verkürzen wir einen Planungsprozess, der sonst mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, auf unter eine Stunde.

Ihr Angebot richtet sich an Endkunden und an Fachbetriebe, warum?

Wir möchten Interessenten schnell zu einem Preis verhelfen. Das ist letztlich der wichtigste Entscheidungsfaktor. Auf der anderen Seite gibt es noch viel zu wenig Elektrobetriebe, die solche Smarthome-Projekte anbieten, weil sie zwar lukrativ, aber auch komplex sind. Planung und Angebote zu erstellen ist eine große Aufgabe, zeitaufwendig und teuer. Nur etwa jedes zehnte Projekt kommt zum Abschluss. Da kann unsere Software helfen.

Warum sollten sich Betriebe auf das Thema vorbereiten?

Weil Gebäudeautomatisierung und erneuerbare Energieprodukte Schlüsseltechnologien für klimafreundliches Bauen sind und auch immer mehr zum Standard werden. Schauen Sie sich die Bundesförderung für effiziente Gebäude an. Da dreht sich viel um intelligente Steuerung, ob es nun um Photovoltaik, die Wärmepumpe oder Batteriespeicher und Elektromobilität geht. Durch die Fridays-For-Future-Bewegung und den Krieg in der Ukraine hat sich einiges in der Gesellschaft verändert. Vor vier Jahren standen beim Thema Smarthome vor allem Komfort, Licht und Musik im Vordergrund, jetzt liegt meist das Energiemanagement im Fokus.

Fragen Sie deshalb solche Dinge in Ihrem Konfigurator ab?

Ja, Bauherren fragen nach Gebäudeautomation und nach Lösungen rund um Photovoltaik, Wärmepumpe, Speicher oder E-Mobilität. Gerade für Privatkunden denken wir Dinge in einem gewissen Rahmen vor. Sie haben oft keine genaue Vorstellung, weil sie gar nicht wissen, was in den eigenen vier Wänden bereits möglich ist. Mit dem Noocoon Planungstool schaffen es auch Laien, eine Vorstellung von ihrem klimafreundlichen Smarthome zu entwickeln.

Trotzdem verläuft die Entscheidungsfindung in engen Bahnen ab, auf die Auswahl der Produkte haben Endkonsumenten ja keinen Einfluss.

Es stimmt, da liegt erst einmal unser Katalog dahinter. Wir haben Produkte vorausgewählt, die nach unserer Erfahrung gut funktionieren. Diese Vereinfachung haben wir absichtlich vorgenommen. Details lassen sich aber später im Gespräch mit dem Kunden anpassen, etwa welches Schalterprogramm er sich wünscht. Am Ende ist es uns egal, welche Hardware zum Einsatz kommt. Wir sind kein Elektrogroßhändler, der bestimmte Produkte verkaufen möchte. Wir bieten Lösungen. Mit der Produktliste aus dem Experten-Tool von Noocoon können Elektriker Angebote mehrerer Großhändler einholen und vergleichen. Das ist mit der traditionellen Planungsweise gar nicht ohne Weiteres möglich.

Herr von Velsen-Zerweck, vielen Dank für dieses Gespräch.

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