Ausprobiert: Fidelio Wireless HiFi von Philips

Musikhören kann so einfach sein: Ein Funklautsprecher, nur an die Steckdose angeschlossen, empfängt sein Tonsignal per WLAN. Er spielt Audio-Dateien von einer Netzwerk-Festplatte oder einem Computer in der Wohnung, bekommt sie direkt aus dem Internet oder von mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets.

Der A5 (AW5000) für 350 Euro ist der Mittlere von drei neuen WLAN-Lautsprechern aus der Serie Fidelio Wireless HiFi. (BIld: Philips)
Der A5 (AW5000) für 350 Euro ist der Mittlere von drei neuen WLAN-Lautsprechern aus der Serie Fidelio Wireless HiFi. (BIld: Philips)

Der Philips A5, mit voller Typenbezeichnung AW5000/10 genannt, ist so ein WLAN-Lautsprecher. Er kostet rund 350 Euro und gehört zur Produktlinie Fidelio Wireless HiFi, mit der Philips eine Alternative zu AirPlay und Bluetooth-Lautsprechern bieten will. Vorteil des neuen Fidelio-Systems: Es funktioniert mit Geräten der verschiedensten Hersteller, weil es offene und weit verbreitete Standards nutzt. Einen WLAN-Router haben moderne Haushalte ohnehin im Einsatz. Und als Musikquellen dienen DLNA-Server, wie es sie zuhauf gibt: Netzwerk-Festplatten, sogenannte NAS-Systeme, stellen gespeicherte Musik ebenso per DLNA zur Verfügung wie viele Festplatten-Receiver und sogar Smartphones. Nur Apple-Geräte beherrschen kein DLNA, sie bedienen sich des hauseigenen Standards Airplay. Macht aber nichts: Für iPhone, iPad oder iPod touch gibt es entsprechende Apps.

AirStudio: Steuerung per App
Philips bietet eine solche App namens AirStudio an. Sie ist für iOS und Android erhältlich und bildet die Kommandozentrale des drahtlosen Musiksystems. Das kostenlose Programm kombiniert einen DLNA-Server (Twonky) mit allen Funktionen, die man zur Fernbedienung des Lautsprechers braucht. Das heißt: AirStudio kann sowohl Musik vom Smartphone oder Tablet zum A5 schicken, als auch andere im Netzwerk gespeicherte Audio-Dateien dorthin umleiten. Die Bedienung ist einfach und intuitiv: Beim Start der App sucht AirStudio nach DLNA-Quellen im Netzwerk und listet sie halbkreisförmig am unteren Bildschirmrand auf. Auf der gegenüberliegenden Seite des Displays erscheint der A5, ein anderes Modell der Wireless-HiFi-Serie oder auch eine ganze Lautsprecher-Gruppe – wenn im Netzwerk mehrere Fidelios angemeldet sind. Per Finger zeichnet man am Bildschirm eine Linie von der gewünschten Quelle zum Lautsprecher, der die Musik abspielen soll. Schon ist die Verbindung hergestellt und es klappt ein Fenster mit der Titelauswahl auf. Mit einem kostenlosen Firmware-Update des Lautsprechers in den kommenden Wochen will Philips auch einen Multiroom-Betrieb ermöglichen, bei dem mehrere Fidelio-Boxen im Haus dieselbe Musik spielen. Derzeit funktioniert nur die Verbindung mit einer Funkbox.

Installation in wenigen Minuten
Damit der A5 oder einer seiner Brüder in der AirStudio-App erscheinen, müssen sie per WLAN mit dem Router verbunden sein. Für Fälle, in denen kein Funk zur Verfügung steht, gibt es zusätzlich eine Netzwerkbuchse auf der Rückseite des Lautsprechers. Bei der WLAN-Verbindung hilft ebenfalls die Philips-App. Sie führt den Nutzer Schritt für Schritt durch die Installation, die nur wenige Minuten in Anspruch nimmt. Komfortabler ist hier übrigens die Android-Version von AirStudio (1.3.8), weil sie während der Einrichtung nur das WLAN-Passwort verlangt. Auf Apple-Geräten (App-Version 1.9.0) muss der Nutzer zusätzlich von Hand das Funknetz am iPhone oder iPad in den Einstellungen von iOS umschalten. Am einfachsten geht es übrigens, wenn der vorhandene Router WPS (WiFi Protected Setup) unterstützt. Dann genügt ein Tastendruck am Lautsprecher.

Probleme gab es im Test wie so oft mit Dualband-Routern, die gleichzeitig im Frequenzbereich 2,5 GHz (802.11b/g) und 5 GHz senden (802.11n). Wer beiden Frequenzen eigene WLAN-Namen gibt, etwa um bandbreitenhungrige Anwendungen wie Video-Streaming vom normalen Datenverkehr zu trennen, bekommt nicht immer beide Funknetze in der App angezeigt. An einer Fritzbox 7390 war nur der 2,4-Gigahertz-Sender zu sehen, im Zusammenspiel mit einer AirportExtreme-Station von Apple nur die 5-GHz-Variante – zumindest auf iOS-Geräten, denn die Android-Version von AirStudio zeigte wiederum nur das 2,4 GHz-Netz an. Das kann lästig sein, weil sich in der App für iPhone & Co. das vorgeschlagene WLAN nicht ändern lässt. Hier gibt es Potential zur Verbesserung.

Verbesserungsfähige Apps
Überhaupt sind die Steuer-Apps noch mit kleinen Kinderkrankheiten behaftet. Sie reagieren etwas träge auf Eingaben, vor allem was die Lautstärkeregelung betrifft (Firmware-Version des Lautsprechers: H4.37). Außerdem schaltete AirStudio auf einem Medion Lifetab P9516 mit Android 4.0.3 nicht korrekt ins Querformat um: Die Ansicht blieb im Hochformat hängen und quetschte den Bildschirminhalt seitlich zusammen. Der ursprünglich angekündigte Musik-Abodienst Napster fehlt ebenfalls. Das lässt sich freilich verschmerzen, weil Philips mit Deezer und vor allem Spotify zwei attraktive Alternativen anbietet. Außerdem können Besitzer des A5 ohne PC Internet-Radio hören – die Sender werden direkt in AirStudio verwaltet. Und wer weiß, vielleicht folgt Napster ja schon mit dem nächsten Update. Das ist der Vorteil des Systems: Funktionen und Bedienung hängen weitgehend von der Software ab und lassen sich somit nachträglich optimieren.

Wer mag, kann nach der ersten Installation zum Bespielen des A5 auch andere UPnP-Controller benutzen. Gut funktionierten im Test die kostenlosen Apps BubbleUPnP für Android und iMediaControl für Apple-Geräte. Allerdings gibt es im weiten Feld UPnP-fähiger Programme und -Geräte keine Funktionsgarantie. Anders als bei Airplay von Apple kann es immer Kombinationen aus Server, Steuerung und Player geben, die nicht optimal zusammenspielen. Auch ein Vor- oder Zurückspringen in laufenden Titeln ist mit einfacheren UPnP-Playern wie dem Philips A5 nicht möglich. Sie beherrschen lediglich den Titelsprung und können dazwischen ein Stück von Anfang bis zum Ende wiedergeben.

Guter Klang und solide Verarbeitung
Der Lautsprecher selbst macht einen ausgereiften Eindruck. Sein Gehäuse mit umlaufender Aluminiumkante sieht hochwertig aus und fühlt sich auch so an. Der Einschalter leuchtet je nach Betriebszustand in verschiedenen Farben und signalisiert damit Verbindungs- oder Empfangsbereitschaft. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es eine Wippe, mit der sich die Lautstärke der Musikwiedergabe auch ohne App regeln lässt. Ein längerer Druck auf die Minus-Taste schaltet den Lautsprecher stumm, etwa wenn das Telefon klingelt. Praktisch: Fünf Stationstasten, darunter aufgereiht, lassen sich in der AirStudio-App mit beliebigen Webradio-Programmen belegen. So ist Musikhören selbst dann möglich, wenn gerade kein Smartphone oder Tablet zur Steuerung bereit liegt. An Audio-Formaten herrscht kein Mangel: Der A5 versteht laut Hersteller alle gängigen datenkomprimierten Codecs von AAC über MP3, FLAC und Ogg Vorbis bis WMA. Bei hochauflösenden FLAC-Files mit 96 kHz/24 Bit blieb er im Test allerdings stumm.

Der Klang ist voll und rund, mit beeindruckendem Bass. Er gehört zum Besten, was digitalzimmer.de in dieser Preis- und Größenklasse an Funkboxen bislang gehört hat. Zum Vergleich: Der Raumfeld One von Teufel kostet 450 Euro, ein Sonos Play:5 kommt mit der zum Funkbetrieb nötigen Sonos Bridge ungefähr genauso teuer. Je zwei Lautsprecher pro Kanal (Hoch- und Tieftöner) sind im A5 leicht angewinkelt zueinander angebracht, so dass der Philips trotz kompakter Maße einen gewissen Stereoeffekt erzeugt. Die Klangbühne ist nicht so breit und präzise wie mit getrennten Stereoboxen, aber für einen dezenten Raumeindruck reicht es. Wer ein One-Box-System wie den Philips-Lautsprecher aufstellt, erwartet auch keinen Konzertsaal vor dem Sofa, sondern eher eine gleichmäßige Wohnraumbeschallung. Und die bietet der A5 voll und ganz. Er spielt erstaunlich laut und selbst im Partybetrieb niemals aufdringlich. Mit anderen Worten: Die Philips-Toningenieure haben bei der Abstimmung ganze Arbeit geleistet.

digitalzimmer.de meint: Ein sehr guter Funklautsprecher mit verbesserungsfähiger Software. Die Steuerung des Philips-Systems wird noch das eine oder andere Update brauchen, ehe sie der klanglichen Qualität des A5 ganz gerecht wird. Aber das ist einfacher als anders herum: Apps und Firmware lassen sich problemlos aktualisieren, die Akustik eines Lautsprechers ist nachträglich kaum noch zu verbessern. Ganz so elegant und reibungslos wie Airplay wird Fidelio Wireless HiFi vielleicht nie funktionieren. Aber dafür ist der Käufer auch nicht auf die Produktwelt von Apple festgenagelt. Er kann Musik von allen möglichen Quellen abspielen.