Kathrein-App bringt Fernsehen aufs iPad

Dass man Digital-Receiver, Blu-ray-Player, Surround-Verstärker und TV-Geräte per App steuern kann, ist nichts Neues mehr. Fast jeder Hersteller hat solche Fernbedienungs-Programme füriPhone, iPad oder Android-Geräte im Angebot. Voraussetzung: Das zu steuernde Gerät muss per LAN-Kabel oder WLAN mit dem heimischen Netzwerk verbunden sein – ebenso wie das steuernde Smartphone oder der Tablet-Computer. Mit der neuen iPad-App „UFS-Control HD” bietet der Rosenheimer Digital-TV-Spezialist Kathrein in erster Linie diese Funktion. Die App bildet die Fernbedienungen der Festplattenreceiver UFS 912, 913, 922 und 923 auf dem Touchscreen des iPad ab – wie es auch bereits die iPhone-App „UFS Control” auf dem iPhone macht.

Doch die iPad-Variante geht noch einen Schritt weiter. Neben der Steuerung adelt sie das Apple-Tablet zum Zweit-Bildschirm für Kathrein-Geräte: Sie holt auf Wunsch das laufende TV-Programm von einem der beiden Tuner im Twin-Receiver übers Heimnetzwerk auf das iPad-Display. Auch Aufnahmen, die auf der Festplatte im Receiver abgelegt wurden, lassen sich zum Tablet übertragen.

Die Funktion hinter dem Zweit-TV-Streaming verbirgt sich allerdings weniger in der App selbst, als in der neuesten Firmware-Version 2.01 der Kathrein-Receiver. Seit Sommer 2011 haben die Geräte einen eingebauten Streaming-Server, über den sie das Live-Programm oder Aufnahmen im Netzwerk zum Abruf bereitstellen. Die neue iPad-App „UFS Control HD” listet in ihrem Menü sowohl die verfügbaren TV-Sender als auch alle Aufnahmen auf der Festplatte. Beim Aufruf bietet die App dann die Wahl, ob man den jeweiligen Inhalt auf dem Sat-Receiver selbst beziehungsweise dem angeschlossenen Fernseher sehen möchte – oder eben auf dem iPad (Abbildung oben). Im letzteren Fall läuft das zuvor gewählte Programm auf dem TV-Gerät einfach weiter.

Der Empfang am iPad erfolgt allerdings nicht über die Kathrein-App, sondern mit Hilfe eines handelsüblichen Streaming-Clients wie „Airplayer” (3,99 Euro) oder „Goodplayer” (2,39 Euro). Eine dieser Apps muss man zusätzlich im Appstore kaufen, auf dem iPad installieren und in der Kathrein-App als Streaming-Programm konfigurieren. Diese gibt den Befehl zur Wiedergabe dann an die jeweilige Player-App weiter. TV-Sendungen und Aufnahmen lassen sich übrigens auch unabhängig von der Kathrein-App mit solchen iPad-Programmen und anderen Streaming-Clients abrufen – also mit allen Geräten, die den UPnP- oder DLNA-Medienabruf und das „Transportstream“-Format (Dateiendung: .ts) der Kathrein-Receiver unterstützen.

Findet ein solcher Netzwerkplayer den UFS 912, 922 oder 923 im lokalen Netzwerk, dann zeigt er neben den Archiv-Verzeichnissen auf dessen Festplatte auch einen Ordner namens „Livestream” an. Darin listet der Receiver für jedes verfügbare TV-Programm eine ts-Datei mit dem laufenden TV-Programm. Nach Auswahl solch eines Streams puffert der Player das Programm zehn bis zwanzig Sekunden lang und zeigt es dann etwas zeitverzögert zum Live-Empfang. In einem ersten Praxistest klappte das Streaming gut – allenfalls HDTV-Sender ließen sich in der Testumgebung über eine 54 Mbit/s-WLAN-Verbindung nicht ruckelfrei streamen. Für die Darstellung am iPad reicht die PAL-Auflösung aber gut aus. Man kann das Programm während dem Live-Streaming zwar nicht anhalten, vor- oder zurück spulen. Als Alternative zum Zweit-TV in der Küche oder im Schlafzimmer ist das TV-Streaming aber ein echter Mehrwert. Besonders bequem klappte der Umgang mit den Netzwerkfunktionen in der Praxis über die Kathrein-App: Man kontrolliert mit ihr sowohl mögliche TV-Streams auf dem iPad als auch den TV-Betrieb und Aufnahmen am Receiver selbst. Letzteres ist ebenfalls praktisch, da die App sämtliche Daten des tvtv-Programmguides vom Receiver übernimmt und sehr übersichtlich darstellt. Suchaufträge klappen mit dem Tablet und dessen Tastatur ohnehin bequemer als per Fernbedienung, und so lassen sich Aufnahmen mit dem Tablet kinderleicht programmieren. Wenn der Router die DNS-Weiterleitung (DynDNS) unterstützt, dann soll das laut Kathrein sogar von unterwegs aus via Internet klappen.

digitalzimmer.de meint: Apps als Ersatz für die Fernbedienung sind ganz nett. Doch erst das Live-TV-Streaming wertet die gesteuerten Geräte so richtig auf. Sportschau und Kika, Tatort und Uta Daniella werden so parallel möglich – und das nicht nur auf dem iPad, sondern auch auf anderen Netzwerk-Clients. Neben Kathrein bietet auch Samsung eine „Second-TV”-Funktion mit seinen Smart-TV-Topmodellen und dem Android-Smartphone Galaxy S2 – allerdings nur mit einem TV-Tuner. Humax hat eine Funktion namens „Media Rooming” im Angebot, die Aufnahmen von der Festplatte des iCord Plus an netzwerkfähige HD-Receiver streamt. HD-/Blu-ray-Recorder von Panasonic wie etwa der DMR-BST 800 streamen zumindest angefangene Mitschnitte zeitversetzt ins Netzwerk – zuerst muss man dafür aber am Recorder die Aufnahmetaste drücken. Technisat schließlich hat Live-TV-Streaming und eine App-Fernbedienung für seine ISIO-Modelle mit Onlinefunktionen angekündigt. Und Netzwerk-Tunerlösungen wie Exe-TV von Elgato schicken das TV-Programm grundsätzlich live ins Netzwerk und zum iPad. In reinrassigen HDTV-Receivern steht Kathrein mit diesem Zusatznutzen aber derzeit unter den großen Herstellern noch recht allein da.