Wer seinen Stromverbrauch nur einmal im Jahr bei der Abrechnung zu Gesicht bekommt, ist meist zu spät dran – mit dem Sparen, mit dem Optimieren, mit dem Verstehen. Dabei wäre der erste Schritt zu mehr Energieeffizienz so einfach: den eigenen Verbrauch sichtbar machen. Ein Leserkopf wie der von IOmeter aus Berlin (link) kann das – und seine Messdaten auf eine App des Herstellers oder die Smarthome-Lösung Home Assistant übertragen.
Nachrüstlösung für digitale Stromzähler
Es braucht also gar kein intelligentes Messsystem mit Online-Anbindung über den Energieversorger. Ein moderner Haushaltsstromzähler mit Digitalanzeige und optischer Schnittstelle genügt. Der Lesekopf erfasst die Infrarotsignale der Schnittstelle und leitet sie per Funk zur Auswertung weiter. Solche Geräte gibt es von einigen Herstellern: AVM, EQ-3 (Homematic IP) oder eben IOmeter.
Sie liefern live Verbrauchsdaten ins WLAN und machen sichtbar, was sonst verborgen bleibt: wie viel Energie die Spülmaschine zieht, wann der Trockner fertig ist oder ob das Balkonkraftwerk gerade Strom ins Hausnetz einspeist.
Woraus besteht der IOmeter?
Vor einigen Monaten habe ich mir einen IOmeter bei Thalia bestellt. Er war dort gerade günstig, ist für Preise um 120 Euro aber auch bei Elektronik-Versendern wie Amazon, ELV und Reichelt oder über die Website des Herstellers erhältlich.

Das Set besteht aus einer batteriebetriebenen Leseeinheit („Core“) und einer WLAN-Bridge. Letztere empfängt die Messdaten vom Core per Funk und stellt sie via Cloud in der App des Herstellers zur Verfügung. Alternativ gibt es auch eine lokale Verbindung im Heimnetzwerk mit den Open-Source-Systemen Home Assistant und EVCC. Außerdem im Karton: ein Verlängerungskabel, mit dem sich der eigentliche Leserkopf vom übrigen Core‑Gehäuse trennen und getrennt verlegen lässt. Praktisch für beengte Platzverhältnisse im Zählerschrank.
Der entscheidende Unterschied zu anderen Geräten: Der Core funkt im 868-MHz-Band – also nicht über WLAN oder DECT, sondern über ein Sub-GHz-Protokoll, das auf größere Reichweiten ausgelegt ist. Im Test konnte er damit stabil aus dem Keller in den zweiten Stock senden, ohne einen zwischengeschalteten Repeater. Die Signalstärke liegt bei mir konstant zwischen –75 und –82 dB. Die Bridge in der Wohnung wird einfach USB-Kabel vom Fritzbox-Router mit Strom versorgt.
Installation mit einer kleinen Hürde
Die Montage ist schnell erledigt: App installieren, Batterien in den Core einlegen, Lesekopf auf den Zähler setzen, Bridge mit Strom versorgen. Ob das Gerät kompatibel mit dem vorhandenen Stromzähler ist, zeigt eine Whitelist des Herstellers (link).

Weitere Voraussetzung: Die optische Schnittstelle des Zählers muss freigeschaltet sein – dafür gibt es eine PIN, die man vorher beim Messstellenbetreiber erfragen muss. Die Eingabe der PIN erforderte bei mir mehrere Anläufe. Seither treffen die Daten aber zuverlässig im Minutentakt ein.
Der IOmeter sendet übrigens nicht nur aktuelle Leistungswerte, sondern auch den kumulierten Energiebezug, Batteriestände und Verbindungssignale – alles sauber aufgeschlüsselt. Die App ist schlicht, aber funktional, inklusive einer Exportfunktion für Excel-Tabellen. Das exportierte Dokument enthält dann die akkumulierten Werte pro Stunde in Wattstunden (Wh).

Ein Problem gab es mit der mechanischen Befestigung: Zum Lieferumfang gehört ein Metallring, der – auf den Zähler geklebt – die Haftkraft des Magneten im Leserkopf erhöhen soll. Das funktionierte bei mir nicht zuverlässig – der Klebstoff löste sich nach ein paar Tagen, die Konstruktion knallte auf den Betonboden und war defekt. IOmeter reagierte kulant und schickte Ersatz. Besser: auf den Kleber ganz verzichten. Die Magnetkraft des Core reicht nach meinen Erfahrungen aus. Wer zusätzlich sichern will, kann Lesekopf und Core per Verlängerungskabel trennen und den Batteriekörper mit Klett oder Kabelbindern im Zählerschrank fixieren.
Starke Integration in Home Assistant
Besonders überzeugend gelöst ist die lokale Einbindung ins Smarthome. Für Home Assistant stellt die Integration von IOmeter (link) elf Werte (Entitäten) bereit – darunter die aktuelle Leistung, Gesamtverbrauch, die Batteriespannung, den Verbindungsstatus sowie die Signalstärken von Core und Bridge. Damit lassen sich Dashboards bauen, Automationen definieren und Geräte intelligent steuern. Bei mir entstand so ein einfaches, aber wirksames Home-Energy-Management-System – ohne zusätzliche Gateways oder Cloud-Verbindung.

Fazit: Durchdacht, einfach, vielseitig
Der IOmeter ist kein Spielzeug, sondern ein solides Werkzeug für alle, die ihren Stromverbrauch analysieren und optimieren möchten. Besonders dort, wo andere Funklösungen an ihre Grenzen stoßen, überzeugt das Sub-GHz-System mit Reichweite und Stabilität. Zur Batterielebensdauer kann ich noch nicht viel sagen – in drei Monaten ist die Anzeige aber nur um knapp ein Zehntel auf 91 Prozent gesunken. Wer sein Smarthome mit Home Assistant steuert, bekommt hier eine leistungsstarke Erweiterung mit viel Potenzial.