Drei Monate Netflix – die Film- und Serienflatrate im Dauertest

Bedienung ohne Üben – beinahe jedenfalls

Ein Leitspruch, den man von den Netflix-Machern immer wieder zu hören bekommt heißt „Super Easy“. Alles soll sich wie von selbst steuern und bedienen lassen.  Die Auswahl an passenden Inhalten folgt einem streng geheimen Algorithmus. Netflix erfasst haarklein, wer welche Serie oder Film wann wie lange anschaut, wie oft er wiederkommt und welche Filem er wie gut bewertet. All diese Informationen werden mit einander verknüpft und für Empfehlungen à la „wenn Dir dieser Film gefallen hat, dann musst Du unbedingt jene Serien gucken“ verwendet. Die „User Experience“ soll zudem auf jedem Gerät ähnlich sein, und dennoch immer auch eindeutig zum jeweiligen Gerätetyp passen.

Dieser Anspruch führt dazu, dass Netflix am PC (hell, mal mit, mal ohne große Promofläche oben) eben doch recht anders aussieht als etwa auf dem Smart-TV-Bildschirm (dunkel, immer eine Szene aus einem aktuellen Top-Film als großes Bild oben)  oder in einer Tablet-App (vor allem Cover – siehe Bildergalerie). Die Wiedererkennung ist daher nur bedingt gegeben, doch das machte mir im Alltag bislang nicht wirklich etwas aus.

Praktisch ist, dass sich die Videothek für mehrere Familienmitglieder merkt, welche Filme und Serien zuletzt gesehen und wo sie gestoppt wurden. Die letzten paar Titel sind in der Regel ganz oben auf der persönlichen Startseite gelistet und so stets sofort an der richtigen Stelle parat. Generell ist das Hauptmenü ohnehn für jeden Benutzer anders, denn alle Empfehlungen werden hier dynamisch aus dem aktuellen Angebot und den Vorlieben des Nutzers zusammengestellt – wieder ein Einsatz für den Netflix-Algorithmus.

Die Benutzerauswahl
Bis zu fünf Benutzerprofile mit jeweils eigenen Film- und Serien-Vorlieben lassen sich einrichten.

Was mir hier fehlt, ist eine Sperre für den Zugang des jeweiligen Nutzers. Man kann zwar generell eine Jugendschutz-Sicherung mit Passwortabfrage einrichten und die Accounts der einzelnen Nutzer für bestimmte FSK-Stufen freischalten. So sehen die Kinder in ihrem Bereichen keine Erwachsenen-Filme. Papas Zugang ist dann aber trotzdem für jeden sichtbar. Das ist irgendwie unlogisch, denn so können die lieben kleinen immer noch in der Filmsammlung aller Altersstufen stöbern und sehen, was die Eltern zuletzt angeschaut haben – oder anders herum.  Eine aktivierbare Benutzer-PIN wäre die Lösung – und nicht wirklich schwer umsetzbar.

Kinder-Account bei Netflix
Die Profile von Kindern lassen sich mit der passenden Jugendfreigabe verknüpfen und bekommen eine eigene Optik mit Bildern statt längerer Texte.

Bei der Auswahl von Titeln unterscheiden sich die verschiedenen Apps recht deutlich: Am PC klickt man aufs jeweilige Cover und der Film startet. Um Detailinfos zum Inhalte zu bekommen, muss man per Mouse-over ein kleines Menüfeld aufrufen und darin auf „weitere Infos“ klicken. Am dem Tablet ruft man per Fingertippen zunächst ein Untermenü mit Detailinfos auf und startet den Film oder die Serie dort. Am TV läuft das ähnlich, allerdings dominiert hier stets ein großes Szenenbild das Menü. Am Apple TV wiederum folgt Netflix – wie auch Konkurrent Watchever – der von Apple vorgegebenen Bedienlogik.

Grundsätzlich ist die Bedienung von Netflix aber ein Traum: Die Suchfunktion findet stets dynamisch passende Filme – und das  schnell. Ist der gesuchte Titel nicht auf Lager, dann empfiehlt Netflix Inhalte, die vermeintlich zum Thema passen  – also solche, die andere Nutzer geschaut haben, nachdem sie den gesuchten Titel eingegeben haben. Auch das regelt wieder der Netflix-Algorithmus.

Was auch begeistert: Die Menüs flutschen auf allen Geräten, die ich bisher getestet habe – Mobilgeräte mit iOS und Android, vier bis fünf verschiedene, auch ältere Smart-TVs, am PC, Apple TV, X-Box One und so weiter.  An die überschaubaren Unterschiede von Gerät zu Gerät gewöhnt man sich da schnell. Toll ist auch der Player: Netflix erlaubt auf allen Geräten echtes Umspulen: Über die Vorlauf-Tasten spult das Bild tatsächlich schnell weiter, wenn man sich in der Zeitleiste voran tastet, sind darauf Miniaturen der Handlung zu sehen.Und in allen Player lässt sich während der Wiedergabe die Sprach- und Untertitelfassung auswählen. Das Umschalten dauert dann zwar ein paar Sekunden, aber das ist zu verschmerzen.

Was allerdings nicht geht, ist ein Download von Filmen oder Serien, um sie offline anzuschauen. Das lehnt Netflix ab, weil es zu kompliziert sei. Dem stimme ich zu – und auch wieder nicht. Auf Bahnfahrten in Deutschland nutze ich öfters die Offlinefunktion von Watchever. Der Download muss aber kurz vor der Reise erfolgen, sonst verlangt Watchever wieder ein Login – was offline nunmal nicht möglich ist. Und  im Ausland ist das auch nicht ohne weiteres möglich. Wenn man einen Film offline gestartet hat, dann ist er 48 Stunden lang freigeschaltet. Das Ganze ist also praktisch, funktioniert aber eben nicht völlig uneingeschränkt.

Dass die Download-Funktion fehlt, ist für mich dennoch ein klares Minus für Netflix. Dem steht aber auch gegenüber, dass ich Netflix eben außer in Deutschland auch in immer mehr anderen Ländern nutzen kann. So braucht man  gar nicht unbedingt Filme als Download mitzunehmen. Außerdem schließen sich die Online-Lücken tatsächlich immer mehr. Neulich habe ich auf einer Bahnfahrt von München nach Berlin unterwegs  mehrere Folgen von „Deadwood“ angeschaut – auf Netflix, in überwiegend guter Qualität übers Bord-WLAN. Wenn das allerdings viele Reisende tun, dann dürfte das nicht mehr so ohne weiteres funktionieren.

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