Wer abends lange am Notebook arbeitet und danach schlecht einschlafen kann, hat vielleicht ein Display mit LED-Beleuchtung. Denn: Flüssigkristall-Bildschirme mit LED-Backlight machen munter und steigern die Konzentrationsfähigkeit. Das haben Forscher aus Deutschland und der Schweiz jetzt herausgefunden.
In der Märzausgabe des amerikanischen „Journal für angewandte Physiologie” veröffentlichte das Team aus Mitgliedern vom Fraunhofer Institut IAO Stuttgart und dem Baseler Zentrum für Chronobiologie die überraschenden Ergebnisse. Untersucht wurde, wie 13 männliche Testpersonen zwischen 19 und 35 Jahren auf das Backlight zweier PC-Monitore reagierten. Zum Einsatz kamen ein 24-Zoll-Schirm Hewlett-Packard LP2475w mit konventioneller CCFL-Beleuchtung und das Schwestermodell HP LP2480zx mit LEDs.
Die Testpersonen wurden fünf Stunden vor ihrer gewohnten Schlafenszeit an einen der beiden Monitore gesetzt und mussten diverse Aufgaben erfüllen. Jeder Proband bekam während der zweiwöchigen Laborphase beide Displays zu Gesicht, wusste aber nicht, vor welchem er sich gerade befand. Die Forscher kontrollierten währenddessen die Ermüdung der Testpersonen, ihre Merkfähigkeit und die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Fazit: Die LED-Gruppe schnitt in den kognitiven Tests rund 20 Prozent besser ab. Außerdem war der abendliche Anstieg ihres Melatonin-Spiegels um bis zu eine Stunde verzögert.
Studienleiter Christan Cajochen führt das im Interview mit dem Branchendienst Pressetext auf die Hintergrundbeleuchtung zurück: „Das Intensitätsmaximum von LED-Screens liegt bei ungefähr 464 Nanometern Wellenlänge. Das ist ein blaues Licht, auf das unsere Augen besonders empfindlich reagieren”. Sogenannte Melanopsin-Rezeptoren auf der Netzhaut stehen in direkter Verbindung mit dem Teil des Gehirns, das Melatonin ausschüttet und damit indirekt die Schläfrigkeit steuert. In der Tat zeigt das Lichtspektrum des verwendeten LED-Monitors von HP eine deutliche Spitze zwischen 450 und 470 Nanometer, einem Bereich in dem CCFL-Röhren nur wenig Licht abgeben.
Zwar klagte von den Testpersonen niemand über Schlafbeschwerden, doch die 13 jungen Männer sind auch nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. So wurden nur gesunde Probanden ohne Einschlafprobleme zur Studie zugelassen, die mindestens 3 Monate lang nicht im Schichtbetrieb gearbeitet und während dieser Zeit auch keine Interkontinental-Flüge mit Zeitverschiebung unternommen hatten. Frauen fehlten ebenfalls in der Testgruppe, da ihr periodisch wechselnder Hormonspiegel die Vergleichbarkeit erschwert hätte. Gut möglich also, dass es Menschen gibt, die auf das blaue Licht der LED-Schirme weit weniger, oder aber deutlich stärker reagieren. Auch dürfte die Zusammensetzung der Lichtwellen nicht bei jedem Monitor gleich sein. Die Forschergruppe würde sich Displays wünschen, deren Lichtspektrum individuell regelbar ist, oder die ihren Wellenmix automatisch der jeweiligen Tageszeit anpassen.
digitalzimmer.de meint: Auch wenn die Studie mangels Teilnehmerzahl und Bevölkerungsquerschnitt nicht repräsentativ ist – ein Zusammenhang von blauem Licht auf den Melatonin-Spiegel und die Schlafbereitschaft des Menschen ist schon länger bekannt. Wer empfindlich reagiert, kann mit einem LED-Display im Notebook vielleicht seine Konzentration steigern – und läuft mit LED-Backlight im TV nicht so leicht Gefahr, abends beim Fernsehen einzuschlafen.
Update 31.3.2011: Ein Tipp von unserem Leser und Zuschauer P. Marzadori: Das Programm „f.lux” von Stereopsis passt die Farbtemperatur des PC-Monitors automatisch an die Tageszeit an. Wenn es auch die Wellen-Charakteristik der Hintergrundbeleuchtung nicht völlig umkrempeln kann, sorgt es doch für eine angenehmere Lichstimmung am Abend. Ob man danach besser schläft, lässt sich ganz einfach selbst herausfinden: Das Programm gibt es hier als kostenlosen Download für Windows-, Mac- und Linux-Computer.