Spotify streamt auf allen Kanälen

Der Deutschland-Start war gut vorbereitet: Anfang März bekamen ausgewählte Blogger und Journalisten einen Testzugang zum Streaming-Angebot von Spotify. So konnten sie vorab Erfahrungen mit dem Abodienst sammeln und pünktlich zum Auftakt am 13. März darüber berichten. Praktisch alle großen Medien von Bild.de über heise.de und spiegel.de bis stern.de nahmen sich des Themas an.

Über 15 Millionen Songs umfasst aktuell der Katalog von Spotify.
Über 15 Millionen Songs umfasst aktuell der Katalog von Spotify.

Aber die konzertierte Aktion reichte noch viel weiter: Parallel zum Online-Start kündigten mehrere Hersteller vernetzter Unterhaltungselektronik an, den Abo-Dienst aus Schweden ebenfalls zu unterstützen. Sonos, seit jeher in vorderster Front, wenn es um Musik aus dem Internet geht, öffnete seine Streaming-Systeme sofort für Spotify. Logitech mit seiner Squeezbox zog nach. Ebenso Philips: Die „Streamium”-Produkte MCi900, MCi8080, NP3900, NP3700, NP3500, NP3300 waren laut Hersteller schon früher in der Lage, Musik von Spotify abzuspielen – und taten das im Ausland auch – für deutsche Kunden musste die Funktion lediglich freigeschaltet werden.

Von den klassischen HiFi-Marken prescht Onkyo vor und macht den Dienst auf einer Reihe von AV-Receivern, auf dem Stereo-Netzwerkreceiver TX-8050 und dem Heimkino-Paket HT-S6405 zugänglich. Playlisten, Neuvorstellungen und die persönlichen Favoriten in der „Sternchen”-Liste sollen bequem per Infrarot-Fernbedienung abrufbar sein. Auch die Suche nach Künstlern, Alben und Songs, so Onkyo, sei damit möglich „ohne den PC zu bemühen”. Eine Übersicht der unterstützten Geräte hat der Hersteller ins Netz gestellt.

Andere Firmen wie Denon, Marantz oder Pioneer, die bislang den Spotify-Konkurrenten Napster unterstützen, dürften folgen. Denn plötzlich sieht der Abo-Pionier ganz schön alt aus. Napster punktet zwar mit einem großen Musikkatalog, doch die Benutzerführung am Computer ist träge und lädt nicht gerade zum Entdecken neuer Songs ein. Da hat die Software von Spotify deutlich mehr zu bieten. Sie erinnert im Aufbau an das Musikverwaltungsprogramm iTunes und integriert sogenannte Apps. In Falle von Spotify sind das kostenlose Erweiterungen, die das Angebot an gut 15 Millionen Titeln immer wieder neu präsentieren. Der Nutzer kann Plattentipps von Musik-Magazinen wie „Rolling Stone” oder „Intro” abonnieren – und sich von Motor.de Informationen zu den persönlichen Lieblingskünstlern liefern lassen. Da Spotify mit einem Monatspreis von 9,99 Euro für den werbefreien Vollzugriff auch noch günstiger ist als Napster (12,95 Euro), muss sich der Streaming-Pionier langsam etwas einfallen lassen.

digitalzimmer.de meint: Spotify drängt mit Macht in den Markt. Die Aufregung um datenschutzrechtliche Bedenken der Verbraucherschützer sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit. Dabei ist die Verbindung mit Sozialen Netzwerken beileibe kein Einzelfall: Auch Deezer verlangt zur Registrierung ein Facebook-Konto und ist seit Monaten in Deutschland online – ohne jeden Protest der Datenschützer. Das Angebot von Spotify, die Apps und Programme für PC oder Mac wirken ausgereift. Kein Wunder: Ein Dutzend Staaten kommt schon länger in den Genuss des schwedischen Streaming-Dienstes. Gerätehersteller und Programmierer hatten also genügend Zeit, ihre Abspiel-Lösungen zu entwickeln. Diese Lösungen wiederum machen den Dienst attraktiv. Denn nur mit Wiedergabemöglichkeit auf vielen verschiedenen Geräten kann Streaming-Musik den Download à la iTunes ersetzten. Dass es einen Markt dafür gibt, zeigt Schweden: Im Heimatland von Spotify kamen laut IFPI, dem Dachverband der Musikindustrie, während der ersten elf Monate des vergangenen Jahres bereits 84 Prozent aller digitalen Musikerlöse von so genannten Abo-Diensten.