M-Disc: Daten für die Ewigkeit brennen

Wer regelmäßig Daten auf Disc speichert, der kennt das Problem möglicherweise: Nach fünf oder zehn Jahren kann es gut sein, dass die Fotos, die man sicherheitshalber auf CD-R oder DVD-R gebrannt hat, nicht mehr lesbar sind. Liegt ein beschriebenes Medium in der prallen Sonne, dann können die Daten auch mal nach wenigen Tagen Geschichte sein. Denn optische Datenträger haben eben nur eine endliche Haltbarkeit. Die neue M-Disc von Millenniata dagegen soll Daten für Jahrtausende speichern, indem sie diese “in Stein meisselt”, so ihre Erfinder.

Die M-Disc von Millenniata funktioniert wie eine normale DVD-R, soll Daten aber über 1000 Jahre lang konservieren – zusammen mit Brennern von LG. (Bild: Millenniata)
Die M-Disc von Millenniata funktioniert wie eine normale DVD-R, soll Daten aber über 1000 Jahre lang konservieren – zusammen mit Brennern von LG. (Bild: Millenniata)

Die M-Disc ist eine gemeinsame Entwicklung von LG, Dell, der NASA und der US-Behörde für geologische Forschungen, USGS. Als Nachweis für die schier ewige Haltbarkeit der Daten auf der M-Disc geben Millenniata und LG an, die Disc hätte als einziges optisches Speichermedium die beinharten Anforderungen des US-Verteidigungsministeriums an die Datensicherheit unter harten Lagerungs- und Alterungsbedingungen erfüllt. Mithilfe eines beschleunigten Alterungsprozesses wurden 25 M-Discs in diesem Test mit jeweils 25 herkömmlichen DVDs von fünf Marken verglichen. Ergebnis: alle 25 M-Discs bestanden den Test, während sämtliche normalen DVDs durchfielen.

Das technische Geheimnis der M-Disc liegt in ihrer Datenschicht. Während normale DVD-Rohlinge die Daten in einer organischen Trägerschicht speichern, in die der Schreibleser im Brenner-Laufwerk die Einsen und Nullen schreibt, indem er einen Punkt entweder matt “ausradiert” oder ihn reflektierend belässt, sei die Datenschicht der M-Disc aus anorganischem, steinartigem Material, so LG-Produktmanager Oliver Kuhlen bei der Präsentation der Heavy-Duty-Scheibe. Ähnlich wie in ältertümlichen Steintafeln sollen Informationen, einmal in dieses Material eingebrannt, mehrere Tausend Jahre ohne nennenswerte Datenfehler überstehen.

Die M-Disc ist, abgesehen von ihrem haltbaren Material, genauso aufgebaut wie eine einschichtige DVD-R und voll mit dem verbreiteten Disc-Typ kompatibel. Sie hat ebenfalls 4,7 Gigabyte Speicherkapazität und lässt sich mit herkömmlichen Brennern beschreiben. Derzeit funktioniert das allerdings nur mit Laufwerken von LG, was weniger technische Gründe hat. Die Discs seien mit einer Information beschrieben, die nur diese Laufwerke als Brenner zulässt, so LG-Produktmanager Oliver Kuhlen gegenüber digitalzimmer.de. Lesbar sind die gebrannten M-Discs aber mit allen gängigen DVD-Laufwerken. Ende 2012 soll nach den Plänen von Millenniata auch eine Blu-ray-Version der M-Disc auf den Markt kommen.

M-Discs sind bislang nur bei wenigen Anbietern zu haben, eine Fünferpackung ist etwa über einen Amazon-Anbieter für knapp 20 Euro zu haben. Der Preis soll aber laut LG um drei Euro liegen, sobald die Scheiben weiter verfügbar sind.

digitalzimmer.de meint: Daten auf CD-R oder DVD-R, die sich mit der Zeit in Luft auflösen, sind besonders ärgerlich. Denn häufig brennt man Dokumente oder Fotos auf Disc, um die PC-Festplatte zu entlasten. Umso blöder, sie auf diese Weise zu verlieren. Die M-Disc für mehr als drei Euro ist sicher kein Speichermedium für jeden Anlass, billiger als aufwendig gefertigte Glas-Discs (siehe unten) ist sie aber und dürfte sich so für wertvolle Daten allemal lohnen. Nicht unbedingt für 1000 Jahre, vorher sterben wohl DVD-Laufwerke aus oder gehen die Discs selbst einfach verloren. Aber es genügt ja, wenn man wertvolle Daten auf diese Weise wenigstens ein Leben lang behalten kann. Lästig ist allerdings die Beschränkung der M-Disc auf Brenner von LG. Für den Hersteller ist das kurzfristig ein verständliches Marketinginstrument, um mehr Laufwerke zu verkaufen. Der neuen Disc schadet der Protektionismus aber, da er ihre Verbreitung vorerst stark einschränkt.