Onkyo iLunar: iPhone-Dock mit Raumklang

Auf der IFA präsentiert Onkyo ein schickes Klangdöschen, das selbst in der trubeligen und lauten Messehalle nicht so klingt, wie seine Form nahelegt. Von dosig kann nämlich so gar nicht die Rede sein, wenn die iLunar-Funkbox Musik aus dem iPhone oder von anderen, per Bluetooth gekoppelten Quellen zum Besten gibt. Die RBX-500, so das Typenkürzel der Onkyo-Box, schafft vielmehr als Solitär-Klangkörper ein räumliches Klangbild, das sogar weit gehend unabhängig von der Sitz- oder Stehposition des Zuhörers im Raum eine gestaffelte Klangatmosphäre entstehen lässt.

Den Docking-Lautsprecher RBX-500 „iLunar” gibt es in Weiß und Schwarz. (Bild: Onkyo)
Den Docking-Lautsprecher RBX-500 „iLunar” gibt es in Weiß und Schwarz. (Bild: Onkyo)

Der Trick hinter dem wundersamen Klangkörper: Die Box steht zwar allein im Raum, in ihrem runden Gehäuse sind aber sechs unabhängig voneinander angesteuerte Lautsprecherchassis untergebracht. Die werden mit Hilfe eines Klangprozessors angesteuert, der den Stereosound jedweder Quelle nach den Regeln der Wellenfeldsynthese räumlich aufbereitet. Diese klangphysikalische Technologie ist in der Lage, aus einer Anordnung mehrerer Lautsprecherchassis realistischen Raumklang zu reproduzieren – und zwar nicht nur an einer bestimmten Sitzposition, dem von Stereo-Lautsprechern gewohnten „Sweet Spot”, sondern überall im Raum.

Die Technik in der iLunar-Box von Onkyo stammt vom Schweizer Sound-Spezialisten Sonic Emotion, der bislang vor allem Theater, Museen und andere öffentliche Orte mit Raumklang-Systemen ausgestattet hat. Laut Dr. Matthias Rosenthal, dem technischen Direktor des Unternehmens, wurde eine Anlage mit Wellenfeldsynthese erst kürzlich im renovierten Stuttgarter Schauspielhaus installiert. Solche Raumklang-Systeme nutzen allerdings deutlich größere Lautsprechergruppen als die Onkyo-Box. Sie müssen schließlich Hunderte von Zuschauern mit realistischem Raumklang versorgen. Die Technik wurde in den vergangenen Jahren immer weiter verkleinert, um sie preislich und in ihren Abmessungen auch für den Einsatz in Wohnräumen tauglich zu machen. Zuerst waren zehn Boxen nötig, dann noch acht und schließlich die jetzt eingesetzten sechs Chassis, so Rosenthal zu digitalzimmer.de.

Der Klangprozessor in der iLunar-Box bearbeitet den Stereosound in drei Schritten: Zuerst wird das Musiksignal analysiert. Dabei erfasst der Prozessor die einzelnen Bestandteile der Musik, also etwa eine Stimme in der Mitte des Stereopanoramas, das Schlagzeug dahinter und die begleitende Musik rechts und links davon. Dann wird diese Raumstaffelung mithilfe von Algorithmen der Wellenfeldsynthese digital nachgebaut – etwa so, wie 3D-Modelle von Gegenständen und Charakteren für ein Videospiel am Computer entstehen. Die Position der einzelnen Schallquellen im künstlichen Raum lässt sich so genau definieren. Schließlich nutzt der Prozessor im gerät weitere psychoakustische Tricks, um etwa den Klang einzelner Instrumente oder Stimmen in ihrer Richtungswirkung anzupassen und einen noch realistischeren Raumeindruck zu erzeugen.

Das Ergebnis dieser verblüffenden Technologie lässt sich im ersten Hörcheck für Laien wesentlich einfacher nachvollziehen als verstehen: Der RBX-500 von Onkyo klang eindeutig räumlich und aus fast jeder Hörrichtung mit einer verblüffenden musikalischen Staffelung. Ein Stereo-typischer Sweet Spot war nicht wahrnehmbar. Außer im Onkyo-Docklautsprecher kommt die 3D-Soundtechnik von Sonic Emotions auch in einem TV-Zusatzlautsprecher von Toshiba namens „3D Soundbar SBK1” zum Einsatz. Der besteht allerdings nur aus je zwei frontal und seitlich angebrachten Lautsprecherchassis, soll damit aber trotzdem 5.1-Kinosound realistisch nachbilden; ein zusätzlicher Subwoofer steuert den notwendigen Tiefgang bei. Der Toshiba-Soundbar soll Ende des Jahres für knapp 160 Euro auf den Markt kommen, der Docklautsprecher RBX-500 iLunar von Onkyo soll ab Oktober für knapp 300 Euro im Handel stehen.

In einem anderen Feld kann jeder iPhone- oder iPod-Besitzer vom Know-How der Schweizer Klangprofis von Sonic Emotions profitieren: Mit einer App für 79 Cent verbannen sie den Köpfhörersound der Mobilgeräte aus dem Kopf heraus. Die App bearbeitet den das Musiksignal des mobilen Apple-Players ebenfalls nach den Regeln der Psychoakustik: Statt direkt im Kopf zwischen den Ohren ertönt Musik scheinbar aus virtuellen Lautsprechern, deren virtueller Aufstellungsort vor dem Zuhörer sich in Abstand und Breite einstellen lässt.

digitalzimmer.de meint: Derart klar nachvollziehbare klangliche Effekte wie den Raumklang aus der einzelnen Box von Onkyo hört man nicht alle Tage. Die Effekte der Wellenfeldsynthese haben wir schon früher bewundert – aus meterlangen, aufwendigen Lautsprechergruppen in sündhaft teuren Präsentationen. Dass sie nun im Format eines auf den Kopf gestellten Sandkasten-Eimers auf den Markt kommt und dabei so eindrucksvoll funktioniert, ist wirklich beeindruckend. Dieselbe Technik könnte auch in größeren TV-Soundbars für Furore sorgen – und dabei so manchen vorhandenen Klangbalken alt aussehen lassen. Gut möglich, dass wir bald mehr von Sonic Emotions und der Wellenfeldsynthese hören.