Der Größte, der am höchsten Auflösende, der Schärfste, der Hellste – Fernseher mit unglaublichen Pixelzahlen, riesigen Bilddiagonalen und anderen Superlativen gehören seit jeher zur IFA, die dieser Tage in Berlin die Trends der Elektronikbranche zeigt. Doch dieses Jahr scheint es so, als machten die Hersteller Ernst mit den XXL-Bildwänden fürs multimediale Wohnzimmer. Gleich mehrere Hersteller definieren mit Ausstellungsstücken und konkreten Produktankündigungen eine neue TV-Klasse: LCD-TVs mit 4K, der vierfachen Full-HD-Auflösung (3840 mal 2160 Pixel) mit 84 Zoll Bilddiagonale und mehr. 84 Zoll, das sind 2,13 Meter und damit genau das doppelte der beliebten Plasma- oder LCD-TV-Größe von 106 Zentimeter (42 Zoll).
Mit der jeweils doppelten Pixelzahl in der Waagerechten und Senkrechten sind diese Geräte dafür konzipiert, dass man in derselben Entfernung davor sitzen kann wie vor einem normalen Wohnzimmer-TV und trotzdem kein sichtbares Pixelraster wahrnimmt – echte Panorama-TVs also. Filme in der vierfache HDTV-Auflösung gibt es zwar bislang so gut wie keine, doch mit aufwendigen Skalierungsalgorithmen versuchen die Hersteller, herkömmliche HD-Inhalte möglichst scharf ins 4K-Format umzurechnen.
Sony: Der 4K-Erstling im Praxiseinsatz
Der KD-84X9005 macht eine imposante Figur, wenn man davor Platz nimmt. In einer Demonstration führen japanische Sony-Entwickler das Gerät auf der IFA ausgewählten Journalisten vor. Die Sitzplätze sind nur gut anderthalb Meter vom Bildschirm entfernt, im Blu-ray-Player laufen verschiedene Filme, deren Full-HD-Bilder der Bildprozessor des KD-84X9005 auf 4K-Auflösung hochrechnet. Laut Sony-Techniker klappt diese Umrechnung besonders gut, wenn die Blu-ray-Filme ursprünglich in 4K-Qualität aufgenommen und dann in 2K herunter gerechnet wurden – ein Vergleich zwischen echten, direkt zugespielten 4K-Bildern auf einem Gerät und einer HDTV-Variante derselben Inhalte auf einem zweiten 84-Zoll-TV soll die These untermauern. Das Ergebnis ist eindrucksvoll: In wenig bewegten Sequenzen zeigt der 84-Zöller von Sony tatsächlich auch feinste Details, in Bewegungen nimmt die Auflösung ab. Das Erlebnis von gut zwei Quadratmetern Bewegtbild auf einem hellen Bildschirm ohne Pixelstruktur ist dennoch genial.
Mit Digitalfotos und einigen wenigen 4K-Videos von YouTube kann der Sony bereits heute echte Ultra-HD-Auflösung zeigen. Fein soll indes auch der Sound klingen. Die Sony-Ingenieure haben dem Mega-TV zwei Anbau-Lautsprecher verpasst, die tatsächlich einen sehr transparenten und räumlichen Sound produzieren, der gut mit der Handlung auf dem großen Bildschirm korrespondiert. Das Gesamtpaket hat allerdings seinen Preis – von 25.000 Euro ist auf Nachfrage beim europäischen Sony-Vertrieb die Rede.
LG: 84LM960V – in Korea bereits zu haben
Der XXL-TV von LG hat ganz ähnliche technische Rahmendaten wie das Sony-Modell. Auch er glänzt mit der vierfachen HDTV-Auflösung und misst 214 Zentimeter Bilddiagonale. In Korea soll er für umgerechnet 17.500 Euro bereits zu haben sein. Wie der Sony beherrscht auch der LG die 3D-Darstellung und nutzt dafür die passive Polfilter-Technik. Bei LG ist das kaum verwunderlich, da der Hersteller ausschließlich solche 3D-Modelle anbietet. Sony dagegen hat ansonsten aktive Shutter-Geräte im Programm. Bei der doppelten Zeilenzahl der 4K-Auflösung bietet sich die passive Technik allerdings an – im 3D-Betrieb mit Polfilterbrille bekommt so jedes Auge die HDTV-typischen 1080 Zeilen zu sehen.
Toshiba legt konventionelles 4K nach
Toshiba brachte bereits im Frühjahr seinen ersten Flat-TV mit 4K-Panel auf den Markt: den 55ZL2, der als Highlight 3D-Darstellung ohne Bille bietet. Auf der IFA zeigt der Hersteller nun ebenfalls den Prototypen eines 84-Zoll-TVs mit 4K-Auflösung und herkömmlicher, passiver 3D-Technik. Das Gerät soll Blu-ray-Filme dank des Cevo-Engine-Prozessors von Toshiba in besonders guter Qualität auf 4K hoch skalieren. Native 4K-Inhalte nimmt es laut Toshiba über HDMI, von USB-Speichern und via Internet entgegen – etwa aus dem wachsenden 4K-Angebot von YouTube. Digitalfotos etwa lassen sich so mit immerhin 8,3 Megapixeln auf dem TV präsentieren. Der Mega-TV von Toshiba soll im ersten Halbjahr 2013 auf den Markt kommen – wahrscheinlich zusammen mit einem kleineren Modell, das ebenfalls 4K-Auflösung besitzt. Preise stehen noch nicht fest. Auf der Messe macht allerdings ein Gerücht die Runde, Toshiba wolle versuchen, seinen 84-Zöller möglichst in der Nähe der magischen 10.000-Euro-Schwelle zu positionieren.
Panasonic macht’s noch größer
Überwiegend im Businessumfeld soll ein 262-Zentimeter-Plasmaschirm mit 4K Auflösung und 3D ohne Brille von Panasonic zum Einsatz kommen. Die 103-Zoll-Bildwand soll zusammen mit einem 3D-System namens „Interactive Multi-View” nicht nur autostereoskopisch räumliche Bilder zeigen, sondern auch 3D-Objekte über eine interaktive Steuerung vom Benutzer steuerbar im virtuelle Raum zeigen. Anvisierte Anwendungen dafür sind weniger Heimkinos und Wohnzimmer, sondern eher Galerien, Showrooms, Werbetafeln oder Ausbildungsstätten.
digitalzimmer.de meint: 4K könnte tatsächlich das „next big thing” auf dem TV-Markt werden, nachdem die Begeisterung für 3D-Filme offenbar deutlich abebbt. Allerdings gibt es zwei Punkte zu bedenken: Preislich und in ihren Dimensionen sind die XXL-TVs mit Zwei-Meter-Bild nur für eine sehr kleine Zielgruppe interessant. Und derzeit zeigen sie noch ähnliche Schwächen wie sie normale LCD-TVs vor einigen Jahren plagten: Die Bilder haben nicht ganz den Kontrast und die Bewegungsschärfe aktueller Geräte im Normal-Format. Die Hersteller räumen selbst ein, dass sie mit diesen Pixelzahlen noch längst nicht die 600- bis 1200-Hertz-Techniken aktueller Topmodelle mit Full-HD-Auflösung erreichen. Ein Augenschmaus sind knackscharfe Bilder in dieser Größe aber trotzdem.