3D ohne Brille: Toshiba 55ZL2 startet Ende März

Vor etwa einem Jahr kündigte der japanische Hersteller Toshiba an, man wolle noch im Geschäftsjahr 2011/12 den ersten brillenlosen 3D-TV in Europa auf den Markt bringen. Auf der IFA im September wurde das Versprechen wiederholt und nun soll es wahr werden: Der 31. März 2012 steht als Start-Termin für den 55ZL2 fest – es ist der letzte Tag des aktuellen Toshiba-Geschäftsjahres. Die Stückzahlen des 55ZL2 sollen vorerst gering sein, der Preis ist dafür umso üppiger: Für 7999 Euro steht der 3D-Erstling in der Toshiba-Preisliste.

Der 55ZL2 richtet seine Mikrolinsen mit Kamera und Gesichtserkennung auf die Position der Zuschauer ein. (Bild: Toshiba)
Der 55ZL2 richtet seine Mikrolinsen mit Kamera und Gesichtserkennung auf die Position der Zuschauer ein. (Bild: Toshiba)

Bereits vorab hatte digitalzimmer.de Gelegenheit, einen Blick auf die ersten Geräte aus dem Werk in Polen zu werfen, in dem die brillenlosen 3D-TVs montiert werden. Die serienreifen Geräte wurden auf dem offiziellen Start-Event von Toshiba mit 3D-Inhalten und normalen Videobildern vorgeführt. Die auffälligste technische Besonderheit des 55ZL2 ist sein LCD-Panel mit vierfacher HDTV-Pixelzahl – der so genannten 4K-Auflösung, oder im Toshiba-Sprech: „Quad Full-HD”. Sein Bildschirm zeigt insgesamt 3840 x 2160 Bildpunkte, die im 2D-Betrieb ein gestochen scharfes Bild produzieren, wenn ein spezieller 4K-Zuspieler ihm entsprechend feingezeichnete Videos über eine eigens dafür vorgesehene 4K-Schnittstelle liefert. Kommerzielle Filme in dieser Auflösung sind bislang nicht verfügbar. Laut Toshiba-Ankündigung soll der 55ZL2 aber auch Fotos mit bis zu acht Megapixel in voller Auflösung darstellen. Blu-ray-Filme in 2D kann er auf die vierfache Pixelzahl hochskalieren. Somit ist er der erste 4K-TV auf dem Markt.

Im 3D-Betrieb wird die Zahl der Pixel, die jedes Auge wahrnimmt, allerdings horizontal und vertikal gedrittelt – aus 3840 x 2160 werden 1280 x 720 Bildpunkte. Denn für die räumliche Darstellung von Filmen schalten sich vor dem Panel des 5ZL2 mikroskopisch kleine Linsen ein, die das Licht der einzelnen Pixel in insgesamt neun verschiedene Perspektiven ablenken, die jeweils gebündelt an fünf verschiedene Zuschauerplätze geleitet werden. Auf diese Weise wollen die Toshiba-Ingenieure nicht nur dafür sorgen, dass Zuschauer an verschiedenen Plätzen im Raum ein stereoskopisches Bild mit unterschiedlichen Blickwinkeln fürs linke und rechte Auge sehen. Der Raumeindruck soll sogar dann erhalten bleiben, wenn der Zuschauer den Kopf leicht nach links und rechts oder in senkrechter Richtung bewegt.

Damit das Ganze sicher funktioniert, muss der TV sich einmalig auf seine Zuschauer einrichten. Die Linsen stellen sich dabei darauf ein, ob das Publikum mittig oder eher seitlich versetzt vor dem TV sitzt, ob sie auf Bildhöhe im Sofa kauern oder darüber stehen. Und schließlich spielt auch der Abstand der Zuschauer vom TV eine Rolle für die optimale 3D-Ausrichtung. Die Einrichtung erfolgt mithilfe einer Kamera im Gerät und einer im Prozessor einprogrammierten Gesichtserkennung. Die erkennt bis zu fünf Personen vor dem TV-Gerät, stellt die 3D-Linsen optimal auf die Positionen der Zuschauer ein und zeigt das Ergebnis in einerm Fenster unten rechts im TV-Bild.

Die 3D-Wirkung des 55ZL2 war in einem ersten Praxis-Check wirklich eindrucksvoll – während bei der Prototypen-Vorführung auf der IFA 2011 in abgedunkelten Kabinen noch recht grob gepixelte Bilder zu sehen waren, zeigten die fertigen Großbild-TVs dieses Mal ein sehr harmonisches Bild, das, aus der optimalen Position betrachtet, eine einwandfreie, natürliche 3D-Wirkung vermittelte. Allzu sehr durfte man aber nicht mit dem Kopf wackeln, um den 3D-Effekt zu bewahren. Bewegt man sich seitlich vom persönlichen „Sweet Spot” weg, dann verschwindet der 3D-Effekt nicht sofort, er nimmt eher sachte ab. Im Liegen sind die 3D-Bilder des 55ZL2 alerdings ebenso wenig zu genießen wie bei 3D-Technologien mit Brille. Allerdings zeigt der Toshiba-TV dann ein normales 2D-Bild in geringerer Auflösung. Doppelkonturen gab es nur in absoluten Ausnahmefällen zu sehen.

Mindestens ebenso eindrucksvoll erschienen zweidimensionale Videosbilder in 4K auf dem Edel-TV: Eine Pixelstruktur war hier selbst bei Betrachtung aus nächster Nähe kaum auszumachen, das Bild wirkte ein wenig wie die Großversion des neuen iPad von Apple, dessen Retina-Display ja ebenfalls eine für das menschliche Auge kaum mehr wahrnehmbare Auflösung hat. Neben der eindrucksvollen Bildwirkung ist der 55ZL2 natürlich mit allen Features ausgestattet, die Toshiba derzeit seinen Edel-TVs einpflanzt: Das Online-Portal „Toshiba Places” ist ebenso an Bord wie DLNA-Medienstreaming und Dreifach-Tuner für Sat-, Kabel- sowie DVB-T-Empfang. Bildoptimierungsfunktionen wie Auto-Kalibration und die Anpassung von Geräteeinstellungen an verschiedene Benutzer (Personal TV) sowie Local Dimming in 32 Feldern sollen das TV-Vergnügen in 2D und 3D noch weiter aufwerten.

digitalzimmer.de meint: Die Premiere scheint geglückt. Die ersten 3D-Flat-TVs ohne Brille sind unterwegs, man kann sie bei Amazon sogar schon vorbestellen (siehe unten). Wer sich für 3D-Technik interessiert, der sollte sich die Wirkung des 55ZL2 auf jeden Fall selbst im Laden anschauen. Toshiba räumt ein, dass das neue Flaggschiff vorerst nur in kleinen Stückzahlen in den Handel kommen wird. Dort wird es wohl überwiegend für Demos eingesetzt, denn die Zahl derer, die knapp 8000 Euro für einen Fernseher ausgeben, ist eben doch überschaubar. Alle anderen dürfen gespannt sein, wie Toshiba die brillenlose 3D-Technik weiter entwickelt. Teurer dürfte sie wohl kaum werden.