Energiesparlampen sind genügsam was den Stromverbrauch angeht, sie sind teilweise umstritten wegen ihres Quecksilbergehalts und inzwischen überall verbreitet. Nur eines waren Sie noch nie: schön anzuschauen. Weder die sogenannte Kompaktleuchtstoffröhre noch die zunehmend beliebteren Leuchtmittel mit LEDs machen sich gut in einer offenen Lampenfassung. Wenn kein Schirm die technische Konstruktion verhüllt, wirken Energiesparlampen so wohnlich und gemütlich wie ein Elektro-Heizlüfter als Kaminersatz.
Wahrscheinlich hat die LED-Birne „Nostalgic Clear” von Panasonic deshalb gerade ihren zweiten Design-Preis bekommen: nach dem Good Design Gold Award des japanischen Wirtschafts- und Handelsministeriums Ende 2011 nun auch den deutschen iF Gold Award 2012 in der Kategorie Beleuchtung. Dabei sieht die Lampe mit der Typenbezeichnung LDAHV4L27CG auf den ersten Blick aus wie eine normale Glühbirne. Worin also besteht das Design-Kunststück?
Näher am Original als alle anderen
Genau in dieser Erscheinung, die sich beim Konsumenten eingeprägt hat, seit Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Kohlefadenglühlampen die Haushalte eroberten. Die Leuchtmittel-Hersteller versuchen seit Jahren mit Energiesparmodellen diesen Look zu imitieren – ohne besonderen Erfolg. Selbst fortschrittliche LED-Modelle wie die MyAmbiance-Serie von Philips sind auf den ersten Blick als Fälschung zu erkennen: zu groß ist das Missverhältnis zwischen Sockel und dem vergleichsweise kleinen gläsernen Lampenkolben. Irgendwo müssen die ganze Elektronik und der Kühlkörper schließlich untergebracht werden.
Denn so wenig Wärme eine Leuchtdiode im Vergleich zur klassischen Glühlampe entwickelt, so empfindlich reagiert sie selbst auf Hitze. Das liegt daran, dass das Licht der Leuchtdioden kaum Wärmestrahlung im Infrarotbereich enthält, die Halbleiterelemente erwärmen sich im Betrieb aber sehr wohl – und die Chiptemperatur der LED beeinflusst sowohl die Lichtausbeute als auch die Lichtfarbe. Ein Temperaturanstieg von 25 auf 75 Grad Celsius kann die Helligkeit um die Hälfte reduzieren. Alle LED-Lampen müssen daher gekühlt werden, um die gewünschte Leistung zu bringen und nicht vorschnell kaputt zu gehen.
Nur so hell wie eine 20-Watt-Glühlampe
Die meisten Modelle mit klassischem Schraubgewinde (E27) haben folglich einen wuchtigen Sockel, der obendrein die Abstrahlcharakteristik des Lichts ungünstig beeinflusst. Statt gleichmäßig nach allen Seiten wie eine Glühlampe strahlen sie eher gerichtet nach oben (oder nach unten, wenn „über Kopf” eingeschraubt). Die Nostalgic Clear von Panasonic soll einen Radius von 300 Grad erhellen und käme ihrem Vorbild damit schon recht nahe. Am Kronleuchter oder in anderen, gut einsehbaren Lampenkonstruktionen dürfte sie kaum von einer Glühbirne zu unterscheiden sein. Außer in der Helligkeit vielleicht: Das Leuchtmittel mit einem Stromverbrauch von 4,4 Watt schafft gerade mal einen Lichtstrom von 210 Lumen. Das ist mehr als Konkurrenzprodukte, etwa von Philips (3 Watt/136 Lumen), entspricht aber trotzdem nur einer 20-Watt-Glühlampe.
Das schöne Retro-Design und die angenehme Farbtemperatur von 2700 Kelvin (Herstellerangabe) dürften Glühlampen-Fans jedoch über diese Schwäche genauso hinwegsehen lassen wie über den stattlichen Preis von knapp 35 Euro. Immerhin soll die LDAHV4L27CG bei 2,7 Stunden Betrieb pro Tag bis zu 40 Jahre lang halten (40.000 Stunden). Auch danach sei die Nostalgic Clear noch nicht kaputt, erklärt Panasonic. Die Leuchtkraft wäre lediglich auf 70 Prozent des Anfangswerts gesunken. Ausprobiert hat das freilich noch niemand. Die Lampe ist ja erst seit wenigen Wochen auf dem Markt.
digitalzimmer.de meint: LEDs sind ein faszinierendes Leuchtmittel, das Designer zu neuen Lampenformen inspiriert. Die innovativen LED-Leuchtstäbe, -Punktleuchten oder -Leuchtgewebe ignorieren nur völlig, dass in den Haushalten Konstruktionen stehen oder hängen, die für Glühlampen entworfen wurden – und nur mit diesen gut aussehen. Für solche Klassiker ist die „Nostalgic Clear” von Panasonic ein echter Lichtblick. Jetzt müssen nur noch mehr Produkte im selben Stil kommen, mit höherer Lichtausbeute und zu niedrigeren Preisen. Denn ein Kronleuchter voller Nostalgie-Birnen geht im Augenblick noch ziemlich ins Geld.