Der Eintrag im englischsprachigen Support-Forum von Apple ist über 29 Seiten lang. Kunden aus aller Welt beschwerten sich dort seit 19. März 2012 kontinuierlich über Mobilfunk-Probleme mit dem neuen iPad. Auch digitalzimmer.de stellte kurz nach dem Verkaufsstart merkwürdige Verbindungsabbrüche fest und versuchte seither dem Fehler auf den Grund zu gehen.
Nun scheint das Problem gelöst zu sein. Mit dem Update auf iOS 5.1.1 hat Apple nach eigenen Angaben Fehler behoben, „die beim neuen iPad Probleme beim Wechsel zwischen dem 2G- und 3G-Netzwerk verursachen könnten“. Diverse Einträge im Support-Forum bestätigen dies. DIGITAL-ROOM-Leser Niko Graßmann ebenfalls: „Seit dem Update gestern keine Probleme mehr…”, schreibt er auf unserer Facebook-Seite. Und auch die beiden neuen iPads in der Redaktion halten nun schon seit Stunden brav Verbindung zum Netz.
Damit endet höchst wahrscheinlich eine achtwöchige Zitterpartie, die Apple-Kunden viel Ärger und Frust bescherte. Von Netzbetreibern wie der Deutschen Telekom wurde das Problem heruntergespielt, es handele sich nur um eine „niedere zweistellige Zahl” betroffener iPads. Apple forderte die hilfesuchenden iPad-Besitzer auf, ihr Gerät mit iTunes komplett zurückzusetzen oder tauschte es hartnäckigen Kunden sogar aus. Mal schoben Apple-Mitarbeiter den Netzbetreibern den Schwarzen Peter zu, dann wiederum gab die Telekom dem iPad-Hersteller die Schuld. Manch einer kam sich in den Mühlen der Megakonzerne vor wie der Buchbinder Wanninger im gleichnamigen Sketch von Komiker-Legende Karl Valentin (Wikipedia-Link).
Mangels offizieller Informationen suchten Konsumenten in aller Welt selbst nach einer Erklärung. Zunächst stand die 4G-Technik des neuen Qualcomm-Chipsatzes im Verdacht, die in manchen Netzen zu Problemen führen sollte. In jüngster Zeit verdichteten sich allerdings Hinweise, dass ein Wechsel zwischen 2G- und 3G-Netze das neue iPad aus dem Tritt brachte. Die Beschreibung von Apple zum jetzigen iOS-Update scheint diesen Verdacht zu bestätigen. Genau werden wir es wohl nie wissen, denn Apple hält sich wie gewöhnlich mit Aussagen zurück. Auf den 29 Seiten im Support-Forum gibt es keine einzige Nachricht eines Kundendienst-Mitarbeiters.
Aber die Mauer des Schweigens zieht noch weitere Kreise: Neben den betroffenen Netzbetreibern schienen auch die Medien kein großes Interesse an dem Problem zu haben. Von gelegentlichen Randnotizen auf Heise.de einmal abgesehen, schaffte es die Funkstörung nirgendwo in die Schlagzeilen. Die „Zeit” und „Spiegel Online” kolportierten lieber an den Haaren herbeigezogene Hitzeprobleme und Farbstiche, um öffentlichkeitswirksame Apple-Kritik zu betreiben.
Erst als Ende April das Magazin „Computerbild” den Mangel aufgriff, kam Bewegung in die Sache: Nun berichteten auch Welt.de (ebenfalls Springer-Verlag),Golem.de und rp-online.de über die merkwürdigen Verbindungsabbrüche. „Computerbild” bleibt auch weiterhin am Thema dran und hat eine Online-Petition ins Leben gerufen. Ziel der Aktion: Telekom-Kunden, die ihr iPad wochenlang im Mobilfunk-Netz nicht richtig nutzen konnten, sollen einen Teil der bezahlten UMTS-Gebühren erstattet bekommen.
digitalzimmer.de meint: Wenn sich der erste Eindruck bestätigt, gehören Mobilfunk-Probleme mit dem neuen iPad endlich der Vergangenheit an. Das ist gut so. Warum allerdings viele Kunden wochenlang im Unklaren gelassen wurden, wertvolle Zeit am Hotline-Telefon, in Support-Foren und mit dem Zurücksetzen ihrer Hardware mit iTunes verbrachten – das kann allein Apple beantworten. Und sollte es möglichst auch tun. Denn ein so hochwertiges Produkt wie das iPad hat eine bessere Kundenkommunikation verdient.