Devialet: Die Sound-Ufos sind gelandet

Ein Highlight und absoluter Hingucker auf der diesjährigen „High End“ ist das Musik-System Phantom von Devialet aus Frankreich. Wer es bis 17. Mai noch nach München auf die Messe schafft, dem dürfte es wie uns ergehen: Freunde und Kollegen des digitalzimmers standen ziemlich verblüfft im Vorführraum der Pariser HiFi-Schmiede. Das liegt zunächst am Lautsprecher-Design, das aussieht als wäre ein Raumschiff aus Luc Bessons SciFi-Klassiker „Das Fünfte Element“ auf der Erde gelandet. Doch gleich nach dem optischen kommt das akustische Aha-Erlebnis: Die 11 Kilogramm schwere Box klingt wie eine ganz große – obwohl ihr eiförmiges Gehäuse mit  25 x 34 Zentimetern Grundfläche auf einem DIN A3-Papier Platz hat.

Kein TIE-Fighter aus Star Wars, sondern der Aufbau des Phantom von Devialet. ©digitalzimmer
Kein TIE-Fighter aus Star Wars, sondern der Aufbau des Phantom von Devialet. ©digitalzimmer

Devialet, bislang vor allem HiFi-Liebhabern als Hersteller exklusiver Digitalverstärker und Stream-Player ein Begriff, hat scheinbar die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt. Mit Tieftönern zu beiden Seiten, die in hermetisch abgeschlossenen Gehäusen arbeiten, soll der Aktivlautsprecher Frequenzen bis hinab zu 16 Hertz wiedergeben. Dass er in Sachen Tiefton dicke Backen macht, kann man sogar sehen: Die Bassmembranen lenken im Betrieb extrem weit aus. Und auch die voreinander (koaxial) auf der Front angebrachten Mittel- und Hochtöner sind laut Hersteller pegelfest. Die Standard-Ausführung für 1.690 Euro, schlicht Phantom genannt, schafft mit 750 Watt Verstärkerleistung 99 Dezibel Schalldruck. Der Phantom Silver heißt so wegen silberfarbener Bassmembranen – am normalen Phantom sind sie weiß – und soll einer 3000-Watt-Endstufe beeindruckende 105 dB entlocken. Dafür kostet er aber auch so viel wie ein paar Kilo des Edelmetalls: 1.990 Euro.

Ein Chassis aus Aluminium-Druckguss beherbergt die komplette Elektronik. ©digitalzimmer
Ein Chassis aus Aluminium-Druckguss beherbergt die komplette Elektronik. ©digitalzimmer

Als Streaming-System bezieht Phantom seine Musik aus dem Netzwerk. Ein einzelner Lautsprecher kann sich per WLAN (a/b/g/n mit 2.4 GHz und 5 GHz) oder LAN-Kabel mit dem Router verbinden. Für die synchrone Stereowiedergabe über zwei Boxen oder künftig auch den Multiroom-Betrieb mit bis zu 24 Phantom ist zusätzlich die Funkstation Dialog nötig (299 Euro). Sie baut ein eigenes WLAN auf und nutzt obendrein die Stromleitung zum Audio-Streaming – das nötige Powerline-Modul (Home-Plug AV) haben die Phantoms bereits eingebaut. Sie brauchen laut Devialet nur mit ihrem gelben Stromkabel an eine Steckdose angeschlossen werden. Auch die WiFi-Konfiguration entfällt, wenn ein Dialog im Spiel ist. Es heißt, die Lautsprecher finden sich dann von selbst im Netzwerk.

Der Devialet-Router verbindet mehrere Phantoms per Funk und Powerline. Bild: Hersteller
Der Devialet-Router verbindet mehrere Phantoms per Funk und Powerline.

Neben WLAN-, Powerline- und LAN-Anschluss bereitet Devialet gerade noch eine vierte Verbindungsmöglichkeit vor: Ab Juni soll ein Bluetooth-Modul in die Lautsprecher integriert sein, das sich auch nachrüsten lässt. Außerdem  besitzt jeder Phantom einen optischen Digitaleingang für externe Geräte wie Fernseher oder CD-Player. Ein Apple-TV oder eine AirPort-Express-Station für den drahtlosen AirPlay-Empfang lässt sich hier ebenfalls anschließen.

Da Phantom noch kein UPnP/DLNA unterstützt, ist ansonsten zum Streamen spezielle Software nötig. Die hauseigene App Spark schickt Songs vom iOS- oder Android-Gerät auf die Lautsprecher. Für Audio-Dateien am PC oder Mac gibt es ein gleichnamiges Programm. Dass auch High-Resolution-Signale mit bis zu 24 Bit/192 kHz Auflösung verarbeitet werden, versteht sich für ein High-End-Produkt „Invented and made in France“ quasi von selbst. Außerdem arbeiten die Entwickler an einem kostenlosen Firmware-Update, das UPnP auf die Geräte bringen soll. Dann können auch NAS-Systeme mit Medienserver als Musikquellen dienen. Voraussetzung: Die Phantom-Lautsprecher sind über den Devialet-Router Dialog verbunden. Für Nutzer von Musik-Abodiensten ist der aber ohnehin Pflicht, weil die Anmeldung beim Dienst über ihn erfolgt. Zum Start sind Deezer, Qobuz und Tidal im Angebot.

Neben Standfüßen soll es künftig auch eine Wandhalterung für Phantom geben.
Neben Standfüßen soll es künftig auch eine Wandhalterung für Phantom geben.

digitalzimmer.de meint: Dieses Musik-System sucht seinesgleichen, nicht nur wegen der ungewöhnlichen Optik. Der Klang erregt ebenfalls Aufmerksamkeit, sofern sich das im Rahmen einer Messevorführung überhaupt beurteilen lässt. In jedem Fall rundet Devialet das etwas eintönige Multiroom-Angebot auf ganz besondere Weise ab – auch im Preis, denn 4000 Euro für zwei Streaming-Lautsprecher sind schon ein Wort. Was da ein Maximalausbau mit 24 Phantom kostet, kann sich jeder selbst ausrechnen.