Bang & Olufsen erweitert das Sortiment seiner Junior-Marke B&O Play: Neben der bereits erhältlichen Funkbox Beolit 12 (wir berichteten) gibt es nun einen weiteren AirPlay Lautsprecher, ein Lautsprecher-Dock fürs iPad und einen LCD-Fernseher. B&O Play soll eine jüngere und breitere Käuferschicht ansprechen als die Traditionsmarke Bang & Olufsen. Tue Mantoni, Vorstandsvorsitzender des dänischen Unternehmens, der die neue Produktlinie aus der Taufe gehoben hat, sieht Parallelen zur Modewelt: „Armani hat Emporio Armani, Donna Karan das Label DKNY”. Und nun möchte Mantoni mit B&O Play das Interesse von Käufern wecken, denen die Stammprodukte bislang zu teuer waren. „Wir machen keine Kompromisse in Design und Technik”, so der CEO bei der Premiere der neuen Produkte in München, „aber wir bieten einen sehr attraktiven Preis”.
Im Falle des neuen Fernsehers V1 heißt das: Die 32-Zoll-Version mit 81 Zentimeter Bilddiagonale ist ab knapp 2500 Euro zu haben, den 40 Zöller (102 cm) gibt es ab etwa 3000 Euro – verglichen mit asiatischen Fabrikaten immer noch viel Geld. Andererseits: Für einen BeoVision der Stammmarke müssen Kunden einen Tausender mehr hinlegen. Mindestens. Der lässt sich dann aber auch vollständig in ein Multiroom-System des dänischen Herstellers integrieren, um Bild und Ton in andere Teile des Hauses zu übertragen. Die dafür nötige „Master Link”-Buchse fehlt dem V1. Wer auf Knopfdruck die Rollläden schließen, sein Licht auf Heimkino-Atmosphäre dimmen und den Spielfilm starten möchte, soll weiterhin Bang & Olufsen kaufen. „Bei der Entwicklung des V1 haben wir eher an Menschen gedacht, die wegen ihres Jobs oder der Partnerschaft noch häufiger die Stadt wechseln”, so Mantoni zu digitalzimmer.de. Der Fernseher soll flexibel sein, kein fest installiertes Möbel für Menschen, die sich häuslich niederlassen.
BeoPlay V1: Smart-TV auf dänische Art
Designer Anders Hermansen hat deshalb ein sehr vielseitiges Aufstellungssystem entwickelt: Zum Lieferumfang gehören vier Halterungen für die Wand- und Deckenmontage, den Boden und den Tisch. Die Edelstahlrahmen werden oben und unten in vorgesehen Laschen am pulverbeschichteten Stahlgehäuse geschoben. Sie bleiben sichtbar und sind Gestaltungselement – in bester Bauhaus-Tradition, wie Tue Mantoni betont. Ohne Vertuschungstaktik kommen auch die Lautsprecher aus: Statt sie im Gehäuse zu verstecken und nach unten oder gar hinten abstrahlen zu lassen, wie in vielen Flachbildschirmen üblich, hat B&O sie großflächig auf der Front platziert. Das sorgt zumindest beim 40-Zoll-Modell für einen ungewöhnlich vollen und basskräftigen Klang, wovon sich digitalzimmer.de bei der ersten Präsentation überzeugen konnte. Der 32-Zöller hat weniger Lautsprecher und Verstärkerleistung, dürfte also auch etwas anders klingen. Für mehr Volumen und Surround-Sound mit 5.1 Kanälen können in jedem Fall Aktivlautsprecher von Bang & Olufsen angeschlossen werden: Drei „Power Link”-Buchsen für Front- und Surround-Kanäle sowie Subwoofer sind vorhanden.
Gegen den Trend marschiert B&O auch beim Internet-Anschluss: Statt Apps zu programmieren und den Fernseher mit einer eigenen Portalseite auszustatten, hat man auf der Rückseite einfach Platz für ein „Apple TV” gelassen. Die Streaming-Box des iPhone- und iPad-Erfinders verschwindet unsichtbar hinter der Abdeckung und ist mit der Fernbedienung des Fernsehers steuerbar. Für einen Aufpreis von 109 wird der V1 so zum ersten TV-Gerät auf dem Markt, das Musik, Fotos und Videos per Airplay empfängt. Nachteil der Fixierung auf Apple: Andere VOD-Dienste wie Maxdome oder die Sender-Mediatheken bleiben ausgesperrt. Es gibt aber insgesamt fünf HDMI-Eingänge zum Anschluss beliebiger Player und Set-Top-Boxen. Auch diese sollen sich über die TV-Fernbedienung steuern lassen: So genannte PUC-Anschlüsse für Infrarot-Sender leiten die Befehle weiter. Ein integrierter Media-Player (DLNA) erlaubt per WLAN oder Kabel den Abruf von Medien im heimischen Netzwerk sowie von Speichermedien am USB-Anschluss.
BeoPlay A8 und Beolit 12: Airplay-Lautsprecher
Während das akkubetriebene „Picknick-Körbchen” Beolit 12 (699 Euro) mit Dunkelblau und Hellgrau lediglich zwei neue Farbvarianten erhält, handelt es sich beim BeoPlay A8 um ein neues Produkt – wenn auch in vertrautem Design. Der 1149 Euro teure Funklautsprecher basiert auf dem Dock-System BeoSound 8, das sich nach Herstellerangaben innerhalb eines Jahres über 50.000 Mal verkaufte und damit eines der erfolgreichsten B&O-Produkte überhaupt ist. Wesentlicher Unterschied zum rund 300 Euro günstigeren BeoSound: Der BeoPlay A8 hat ein abnehmbares Dock und unterstützt Airplay. Apple-Geräte oder Computer mit iTunes können Musik also drahtlos per WLAN auf den Funklautsprecher schicken. Drei programmierte Equalizer-Einstellungen sollen bei wandnaher Aufstellung, in Raumecken und freistehend für gleichermaßen guten Klang sorgen.
BeoPlay A3: Lautsprecherdock für das iPad
Ein Highlight der neuen Produktpalette, das Tue Mantoni am Schluss seiner Präsentation in bester Steve-Jobs-Manier als „One more thing” inszenierte, ist das iPad-Dock A3. Es nimmt den Tablet-Computer von Apple wie ein Bilderrahmen auf, erlaubt wegen seines keilförmigen, am Rücken prismatisch abgeschrägten Gehäuses aber diverse Aufstellungsvarianten: hochkant und quer, aufrecht stehend und pultförmig liegend. Drei Mittelhochton-Lautsprecher werden von einer Tieftonmembran unterstützt und sind so im Dreieck angeordnet, dass immer zwei Wandler im Stereobetrieb arbeiten. Ein Bewegungssensor erkennt die Ausrichtung des Geräts automatisch und schaltet die Lautsprecher entsprechend um.
Der integrierte Akku hält laut Hersteller fünf Stunden durch und erlaubt den netzunabhängigen Betrieb, etwa in Küche oder Badezimmer. Ist das Netzteil angeschlossen und steckt das iPad im BeoPlay A3, werden beide Geräte geladen. Mit Gummi-Hüllen für die unterschiedlichen Modelle lassen sich sowohl iPad 1 und 2 als das neue iPad verwenden. Da die Manschette beim Herausnehmen am Tablet bleibt, büßt dieses etwas von seiner schlanken Form ein. Allerdings sind die Einsatzgebiete des A3 so vielfältig, dass man sein iPad gleich ganz drin lassen könnte – zum Filme schauen, Fernsehen, Musik hören oder Spielen. Ein idealer Aufbewahrungsort für das Zweit-Pad also – sofern man eines hat. Das Lautsprecherdock BeoPlay A3 soll Ende Mai zum Preis von 549 Euro erhältlich sein, vorerst nur in Schwarz. Eine weiße Variante, so Bang & Olufsen auf Nachfrage, befindet sich in Vorbereitung.
digitalzimmer.de meint: Bang & Olufsen verfolgt mit B&O Play ein cleveres Konzept. Die Dänen versuchen gar nicht erst, im rasant drehenden Modellkarussel von Smart-TVs und vernetzten HiFi-Systemen mitzufahren. Sie lehnen sich stattdessen an Apple an und profitieren von einem gut eingeführten und kontinuierlich gepflegten Ökosystem. Die Geräte beeindrucken weniger durch lange Ausstattungslisten, das können andere Hersteller besser – zu meist günstigeren Preisen. Das Besondere an B&O ist der eigene Charakter der Produkte, ihr ungewöhnlicher Mix aus Design, Material und Funktion. Denn auf diesem Gebiet sind andere Marken inzwischen ziemlich austauschbar.