Da schau her: Netatmo Welcome – die Kamera mit Gesichtserkennung

Die Anwesenheitserkennung der Kamera wirkt sich auch auf fremde Personen aus. So nimmt die Welcome auf Wunsch nur dann Szenen mit unbekannten Gesichtern auf, wenn sie die Wohnung für leer hält. Gleiches gilt für die Bewegungserkennung. Auch hier reagiert sie wahlweise immer, nie oder nur, wenn niemand zuhause ist. Vorteil, neben einem erhöhten Schutz der Privatsphäre: Die Zahl der Aufzeichnungen bleibt im Rahmen und der Speicherplatz auf der SD-Karte hält länger. Auf der mitgelieferten 8 GB-Karte haben einige Dutzend Clips Platz. Ihre genaue Zahl hängt von der Aufzeichnungsdauer ab. Je nach Einstellung und Bewegung im Bild variiert sie zwischen 30 Sekunden und mehreren Minuten. Die verwendeten Codecs (AAC für den Ton, AVC fürs Bild) erzeugen dabei Videodateien von etwa 22 Megabyte pro Minute. Woher ich das weiß, wenn die Kamera ihre Speicherkarte  verschlüsselt? Über die App und das Webinterface lassen sich die Clips einzeln und unverschlüsselt auf das Empfangsgerät herunterladen. Das ist auch der einzige Weg, um sie vor der automatischen Löschung zu retten: Ist die SD-Karte voll, schafft die Kamera Platz für neue Aufnahmen indem sie alte aus dem Speicher entfernt.

Alle Aufnahmen werden über Einträge in der Zeitleiste abgerufen. ©digitalzimmer
Alle Aufnahmen werden über Einträge in der Zeitleiste abgerufen. ©digitalzimmer

Die Videos haben eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln mit 24 Bildern pro Sekunde. Das entspricht auf dem Papier einer Blu-ray-Disc, ist in der Praxis aber ein gutes Stück von echtem Full HD entfernt. Vor allem unter schlechten Lichtverhältnissen mischen sich deutliche Artefakte ins Bild – kein Wunder bei einer Videodatenrate von 3 Megabit pro Sekunde. Allerdings ist das keine Besonderheit der Welcome. Andere mir bekannte Überwachungskameras liefern ähnliche Ergebnisse. Die Withings Home schneidet hier nur minimal besser ab, was übrigens nicht an der technischen Auflösung liegt. Beide verwenden laut Dateininformationen dieselbe Pixelzahl und Datenmenge. Im Vergleich mit Gigaset Elements wirkt das Bild aber schärfer und klarer. Die Überwachungskamera des Gigaset-Systems muss mit 1280 x 720 Pixeln und noch weniger Datenrate (2,2 Mbit/s) auskommen. Vor allem aber schwankt ihre Bildqualität nach meiner Erfahrung stark. Wahrscheinlich, weil sie direkt in die Cloud speichert und es dabei zu Datenengpässen kommen kann, die sich als Klötzchen im Bild bemerkbar machen. Die Netatmo kennt dieses Problem nicht. Dank Aufzeichnung vor Ort ist die Datenrate konstant und das Bild immer gleich gut.

Der Strom zum Betrieb kommt von einem externen Steckernetzteil. ©digitalzimmer
Der Strom zum Betrieb kommt von einem externen Steckernetzteil. ©digitalzimmer

Ein prinzipieller Nachteil der lokalen Speicherung sollte nicht verschwiegen werden: Bricht jemand in die Wohnung ein, kann er die MicroSD-Karte oder gleich die ganze Kamera mitnehmen und vernichtet damit sämtliche Beweise. Da es kein Backup in der Cloud gibt, sind die Aufnahmen verloren. Dafür kostet die Videoaufnahme aber auch kein Geld. Es gibt keinen teuren Cloud-Recording-Plan wie bei Withings und auch keinen Abo-Zwang wie bei Gigaset, damit überhaupt ein Bild aufgezeichnet werden darf. Der Käufer bezahlt einmalig knapp 200 Euro für die Kamera und damit basta.

Bei Tageslicht unsichbar im schwarzen Streiben unter der Linste sitzt eine Infrarot-LED – für die Nachtsicht-Funktion. ©digitalzimmer
Bei Tageslicht unsichbar im schwarzen Streiben unter der Linste sitzt eine Infrarot-LED – für die Nachtsicht-Funktion. ©digitalzimmer

Test-Fazit: Mit der Welcome beweist Netatmo einmal mehr, wie leicht zu installieren und einfach zu bedienen ein Produkt für das Smart Home sein kann. Die Gesichtserkennung arbeitet nach ihrer mehrwöchigen Anlernphase zuverlässig und die App nervt nicht mit unnötigen Alarmmeldungen. Einzig eine Möglichkeit zum Aufruf bestimmter Tage im Videoarchiv würde ich mir wünschen. Das Durchscrollen der chronologischen Liste in der App kann bei vielen Einträgen etwas umständlich sein. Der Funktionsumfang ist im Augenblick noch begrenzt und kann mit Lösungen wie Gigaset Elements oder Myfox Home Alarm nicht mithalten. Aber Netatmo hat bereits Tür- und Fenstersensoren angekündigt, die aus der Kamera ein vollwertiges Alarmsystem machen sollen. Auch ein IFTTT-Channel, wie es ihn für die Wetterstation und den smarten Thermostat aus gleichem Haus bereits gibt, soll in Kürze folgen. Damit könnte die Welcome dann Kontakt mit anderen Smart-Home-Produkten wie Philips Hue oder LifX aufnehmen.