HD statt Analog-TV: Tipps zur Astra-Umstellung

Wenn am kommenden Wochenende die Ära der analogen TV-Übertragung via Satellit endet, dann macht auch das hochauflösende Fernsehen HDTV einen großen Sprung nach vorn. Am Morgen des 30. April 2012 gehen ARD und ZDF anstelle der vielen analogen Sat-Kanäle mit insgesamt zehn neuen HD-Kanälen auf Sendung (wir berichteten). Diese Umstellung hat auch Auswirkungen für Zuschauer, die ihr Programm schon seit Jahren digital empfangen – vor allem diejenigen, die einen HDTV-Empfänger nutzen. Denn mit dem Start der neuen HDTV-Kanäle ändert sich auch die Kanalbelegung bisheriger HD-Sender wie etwa ARD HD und ARTE HD. Diese beiden Sender waren bisher mit ZDF HD auf einem gemeinsamen Satelliten-Kanal untergebracht – dem so genannten Transponder 1011. Künftig senden die beiden öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihre HD-Sender auf jeweils getrennten Übertragungskanälen: Die ARD etwa nutzt Transponder 1019 für Das Erste HD, ARTE HD und SWR HD, Transponder 1025 für BR HD, NDR HD und Phoenix HD sowie Transponder 1101 / 1111 für zwei WDR-HD-Kanäle. Das ZDF verteilt seine HDTV-Sender auf die Transponder 1010 (3Sat HD, ZDF info HD, KIKA HD) und 1011 (ZDF HD, ZDF Neo HD und ZDF Kultur HD). Die genauen neuen Sendedaten aller frei empfangbaren HDTV-Sender listet etwa eine FAQ-Seite von Technisat übersichtlich auf.

Diese Übertragungsdaten sind für den Zuschauer im Alltag nicht allzu wichtig. Das Empfangsgerät scannt die Übertragungskanäle bei einem Sendersuchlauf selbstständig ab und findet dabei alle empfangbaren Transponder und Kanäle. Eben so ein Kanalsuchlauf ist am kommenden Montag nötig, um die bisherigen und neuen HDTV-Sender korrekt zu empfangen. Danach gilt es, die neuen HDTV-Kanäle in der Senderliste und etwaigen Favoritenlisten einzutragen – am Besten, indem sie die bisherigen SD-Kanäle einfach ersetzen. Denn die HD-Kanäle von SWR, BR, NDR und Konsorten senden ja das selbe Programm wie ihre SD-Pendants – nur eben in teilweise in deutlich besserer Bildqualität mit 1280 mal 720 Bildpunkten statt 720 mal 576 Pixeln.

Mit einfachen Empfangsgeräten kann der Sendersuchlauf und die anschließende Sortierung eine recht aufwendige Fummelei werden: Es gilt, die neuen Kanäle aus hunderten Astra-Kanälen aufzuspüren und sie in der Programmliste an die Wunschposition zu schieben. Doch es geht auch einfacher: Immer mehr moderne HDTV-Receiver stellen ihre Senderlisten automatisch in einer sinnvollen Reihenfolge zusammen. Technisat etwa bietet mit dem ISIPRO-Programmlistenmanager in seinen Geräten eine solche Automatik an, das gleiche gilt für den Listen-Sortierer RAPS (Receiver Automatic Programming System) in Geräten von Smart Electronics und einigen weiteren Herstellern.

Auch Besitzer von HD+-Receivern müssen die neuen HDTV-Sender nicht speziell suchen. Diese Geräte nutzen das so genannten “Logical Channel Numbering” des Satellitenbetreibers Astra – kurz LCN. Bei dieser Sortierhilfe werden die Kanalplätze 1 bis 100 beim automatischen Suchlauf mit einer vordefinierten Senderreihenfolge belegt. Dabei sollen ab der Umstellung die neuen HDTV-Sender ihre bisherigen SD-Pendants ersetzen. Die Reihenfolge der Astra-Vorsortierung lässt sich nachträglich ändern.

In anderen Geräten muss der Benutzer möglicherweise selbst eingreifen. Viele Receiver-Modelle ordnen die wichtigsten Sender zwar auch ohne ein Sortierungssystem in einer sinnvollen Reihenfolge. Ob diese Automatik aber die neuen HDTV-Kanäle vom Start weg einschließt, ist nicht garantiert. Im Zweifelsfall heißt es dann, die Kanäle händisch zu sortieren. Immer mehr Hersteller bieten dabei die Möglichkeit, Senderlisten über ein spezielles Programm bequem per Tastatur und Maus am Computer zu ordnen, statt Kanäle umständlich per Fernbedienung im Bildschirmmenü zu verschieben. Informationen dazu liefert die Bedienungsanleitung oder die Hompage des jeweiligen Herstellers. Alternative: Eine spezielle Software namens „Set Edit“ vom Programmierer Wolfgang Litzinger erledigt dies ebenfalls für unzählige Digital-TV-Empfänger.

Neben der Verbreitung über Satellit sollen die neuen öffentlich-rechtlichen HDTV-Kanäle übrigens auch vom Start weg in den IPTV-Angeboten Telekom Entertain und Vodafone TV empfangbar sein. Dort werden sie automatisch in die Senderliste des jeweiligen Receivers eingepflegt und sind dann ebenfalls ab 30 April zu sehen – so das versprechen de beiden IPTV-Anbieter. Die Kabelnetzbetreiber haben sich dagegen noch nicht auf einen Zeitpunkt der Einspeisung festgelegt.

digitalzimmer.de meint: Die Sat-Analogabschaltung am kommenden Montag wurde von TV-Machern, Astra und den Herstellern gut vorbereitet. Wer jetzt noch nicht weiß, dass nächste Woche kein analoges Sat-Signal mehr gesendet wird, der hat schlicht geschlafen. Mit der Umstellung eines großen Teiles des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf HDTV bringt die Abschaltung auch sichtbare Vorteile – vorausgesetzt, die Digital- und Regionalsender bieten auch viel echtes HD-Programm. Nur im Kabel läuft die Innovation mal wieder schleppend: Kabel Deutschland informiert heute noch per Pressemitteilung, das TV-Programm sei in seinen Netzen auch weiterhin analog zu sehen. Wann die neuen HD-Sender dort starten ist dagegen unbekannt. Dabei müssten die Kabel-Strategen grade mal drei bis vier analoge Kanäle streichen, um in ihren Breitbandkabeln Platz für zehn neue HDTV-Kanäle zu schaffen.