YouTube startet deutsche Online-Videothek

Heimlich, still und leise ist die YouTube-Kategorie „Movies” in Deutschland gestartet. Der Mutterkonzern Google weiß, warum: Mit der kruden Mischung aus abgenudelten SciFi-Streifen à la „Running Man” (1987), „Dune” (1984) oder „Dark Star” (1979), mit Reisedokus und FSK-18-Grusel ist kein Massenpublikum zu erreichen. In beliebten Genres wie Animation, Comedy oder Romantik gähnt die Leere. Das Angebot ist mit YouTube Movies in den USA, wo Tausende, teils hochaktuelle Spielfilme zum Abruf bereit stehen, noch nicht zu vergleichen.

Der Science-Fiction-Film „Dune” gehört zu den attraktiveren Titeln im YouTube-Angebot.
Der Science-Fiction-Film „Dune” gehört zu den attraktiveren Titeln im YouTube-Angebot.

Dafür sind die Filme kostenlos und nur sparsam mit Werbung garniert. In den USA verlangt YouTube für die meisten Titel eine Leihgebühr wie andere VOD-Dienste auch. Deutsche Anbieter, namentlich Maxdome, wissen also schon mal, was auf sie zukommt. Vielleicht ist deshalb die Aufregung beim Maxdome-Betreiber ProSiebenSat.1 so groß. Im aktuellen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel” (Ausgabe 33/2012) beschwert sich Conrad Albert, Vorstand beim TV-Konzern ProSiebenSat.1, dass YouTube „zunehmend aggressiv” agiere und sich dabei außerhalb des Regulierungsrahmens bewege, dem alle Fernsehanstalten in Deutschland unterworfen sind. Soll heißen: Während ProSiebenSat.1 und RTL eine gemeinsame Videoplattform gerade erst gerichtlich verboten wurde, können Google, Facebook und Co. offenbar anstellen was sie wollen.

Auch Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL, stößt laut Spiegel ins selbe Horn: „Es ist absurd. Alle rufen laut nach nutzerfreundlichen Angeboten – uns wird genau dies zum Vorteil von Google untersagt”. Besonders pikant wird die Sache, wenn in modernen Smart-TVs die Angebote regulierter TV-Sender und unregulierter Internet-Plattformen aufeinander treffen. Der Standard HbbTV aber auch das neue, für Fernseher optimierte YouTube Leanback (siehe Videos unten auf dieser Seite) bieten die technischen Voraussetzungen dafür. Ab September wird Google TV auf ersten Sony-Geräten den Wettbewerb noch weiter verschärfen.

digitalzimmer.de meint: Der Start von YouTube Movies beweist einmal mehr, dass die deutsche Medienregulierung der Realität weit hinterher hinkt. Bestes Beispiel: YouTube zeigt FSK-18-Fassungen wie den Zombie-Klassiker „Dawn Of The Dead” auch vor 23 Uhr. Man braucht nur ein YouTube-Konto dafür, bei dessen Registrierung die Altersangabe nicht verifiziert wird. Die Vorgaben für deutsche TV-Sender im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag sind dagegen viel strenger. Das merkt jeder „Tatort”-Fan, der den vergleichsweise harmlosen Krimi in der ARD-Mediathek nachholen möchte. Er läuft dort erst ab 20 Uhr.