Videoverleih Lovefilm – jetzt auch per iPad-App

Der Online-Verleih Lovefilm liefert Videofans regelmäßigen Nachschub per Post. Er schickt seinen Kunden Titel auf DVD oder Blu-ray-Disc, die diese zuvor im Internet auf ihre Wunschliste gesetzt haben. Zusätzlich bietet Lovefilm eine Online-Videothek. Darin können Kunden ein wachsendes Filmangebot frei anschauen. Das klappt per Streaming am Computer, über die Playstation 3 sowie internetfähige Flat-TVs von Sony. Mit der neuen iPad-App funktionieren Filmabruf und die Pflege der Disc-Wunschliste jetzt auch auf dem Apple-Tablet.

Video-on-Demand (VOD) ist allerdings nur zusammen mit einem Abonnement für die Versand-Videothek möglich. Kunden, die einen Leihvertrag für mindestens vier Discs pro Monat (monatlich 9,99 Euro) abgeschlossen haben, können beliebig viele Filme aus dem Abruf-Angebot anschauen. Wer für 7,29 Euro bis zu drei Film-Discs pro Monat ausleiht, der bekommt zwei Stunden Video-On-Demand-Nutzung dazu. Dabei ist es egal, ob man die Filme am Computer, über die PS3, am TV-Gerät anschaut – oder eben auf dem iPad-App.

Letzteres klappte im ersten Praxistest sehr einfach. Die App bildet das komplette Verleih- und Abrufangebot von Lovefilm übersichtlich ab – auch, weil die teils störenden Aktion- oder Umfragebanner der Webseite fehlen. Das Programm ist für horizontale und vertikale Ansicht ausgelegt – die Menüs sortieren sich passend um. Als oberste Auswahlebene teilt sich das Menü in die Bereiche „jetzt ansehen” für den Streaming-Filmdienst und „DVD/Blu-ray Verleih” für die Versand-Wunschliste. Darunter zeigt die App jeweils ähnliche Menüs mit Filmtipps und Listenansichten für Empfehlungen, Genres und Kollektionen. Das Stöbern in den Listen macht Spass, die Auswahl klappt intuitiv und zusätzliche Informationen helfen bei der Entscheidung.

Das Video-On-Demand-Angebot umfasst derzeit gut 500 Kinofilme, überwiegend aus den Jahren zwischen 2000 und 2007. Darunter befinden sich einige Publikumslieblinge wie „Spiderman“ und „Spiderman 2“, „Ocean’s Eleven“, Twelve und Thirteen. Auffällig sind auch recht viele Filme aus dem europäischen Autorenkino wie „Schmetterling und Taucherglocke”, „12 Winter” oder „Gainsbourg”. Doch es befinden sich auch mäßige Erfolge unter den Abruf-Filmen: „Cargo“, „Gefährliche Brandung 2„ oder „Zodiac Killer” gehören nicht in die A-Klasse der Publikumslieblinge. Nach einigen Tagen App-Erfahrung fiel im Test auf, dass unter den Video-on-Demand-Empfehlungen immer mehr Titel auftauchen, die entgegen der Rubrik nur auf DVD oder Blu-ray Disc zu haben sind und nicht zum Direktabruf auf dem iPad. Die deutsche Komödie „Männerpension“ etwa ließ sich zum Start nochauf dem Tablet anschauen, mittlerweile ist sie aber nur noch als DVD bestellbar.

Waren Filme per Streaming verfügbar, dann lief der Abruf selbst im Test reibungslos – man kann Videos im heimischen WLAN und über das 3G-Datennetz (UMTS) sehen. Letzteres sollte man nicht übertreiben, da das Datenaufkommen für Videostreaming das Inklusiv-Volumen typischer Mobilfunk-Datentarife schon nach wenigen Filmen ausschöpfen dürfte. Alle Testfilme liefen in einer anständigen Bildqualität auf dem Tablet-Schirm. Zoomt man Breitbildfilme in die volle Formathöhe des iPad auf, dann treten allerdings Unschärfen zutage. Die gleichen Filme haben in der Regel eine bessere Bildqualität, wenn man sie in SD-Qualität über iTunes abruft – kostenpflichtig, versteht sich.

Lovefilm bietet auf seiner Internetseite übrigens auch ein paar Filme zum Einzelabruf gegen Gebühr an. Die sind auf dem iPad aber ebensowenig erhältlich wie auf Sony-Geräten. Der Grund: Weder Apple noch Sony erlaubt den Einzelabruf durch Lovefilm auf den jeweiligen Geräten. Schließlich haben beide Betreiber eigene „Pay-per-View“-Onlinevideotheken, mit denen sie selbst Geld verdienen wollen.

digitalzimmer.de meint: Das Angebot von Lovefilm wird immer vielfältiger – allerdings nur für die Kunden, die DVDs oder Blu-ray-Discs per Postversand leihen. Das ist so ähnlich, als würde die Lovefilm-Konzernmutter Amazon ihre eBooks für den Kindle-Reader nur an Kunden verkaufen, die gleichzeitig auch ein gebundenes Buch kaufen. So ist es auch mit der Lovefilm App: Sie erfüllt wunderbar ihren Zweck, doch der ist etwas anachronistisch. Immerhin ist das Apple-Tablet Teil einer Gerätewelt, die seit Jahren das Ende der Disc-Medien beschwört. Andersherum wird eher ein Schuh daraus: Wer Lovefilm ohnehin nutzt und ein iPad besitzt, der freut sich über den Zusatznutzen. Doch die Zahl dieser Menschen dürfte in Zukunft schrumpfen. Tablet- und Smart-TV-Nutzer brauchen DVDs und Blu-ray Discs dank wachsender Onlinevideotheken immer weniger. Darauf wird sich auch Lovefilm einstellen müssen.