Darauf haben die Fans exlusiver Armbanduhren gewartet, denen eine Apple Watch nicht sinnlich oder repräsentativ genug ist: Jean-Claude Biver, Chef von Tag Heuer und Leiter des Uhrengeschäfts beim Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton, Moët, Hennessy), hat heute die erste Smartwatch vorgestellt, die wirklich an eine Schweizer Automatikuhr erinnert. Mit einem Preis von 1350 Euro zielt die Tag Heuer Connected auf ähnliche Kunden wie das Apple-Pendant. Gleichzeitig will die Traditionsmarke, die seit 1999 zum LVMH-Konzern gehört, aber eine völlig andere Zielgruppe ansprechen: leidenschaftliche Uhrenträger, die nicht möchten, dass ihre Smartwatch sofort als solche zu erkennen ist.
Der runde Touchscreen zeigt deshalb ein traditionelles Zifferblatt, das an die Chronografen der Carrera-Kollektion von Tag Heuer erinnert. Der Träger kann unter verschiedenen Varianten wählen und das Aussehen seiner Uhr damit verändern. Anders als bei Apple ist die Anzeige ständig eingeschaltet und erscheint nicht nur dann, wenn man den Arm zum Ablesen hebt. So kann der Zeitmesser jederzeit unter der Hemdmanschette hervorblitzen, um die Umgebung zu beeindrucken. Dass der Akku laut Hersteller trotzdem 24 Stunden lang durchhält, soll einem stromsparenden Dual-Core-Prozessor von Intel zu verdanken sein. Weiterer Funktionsunterschied zur Apple Watch: Die Tag Heuer besitzt neben Bluetooth 4.1 für die Smartphone-Verbindung auch WLAN (802.11 b/g/n). So kann sie sich zu Hause oder im Büro direkt mit dem Internet verbinden, um Daten übers Netzwerk auszutauschen. Als Betriebssystem läuft auf der Uhr dasselbe Android Wear, das auch Hersteller wie Asus, LG oder Sony auf ihren Smartwatches einsetzen. iPhone-Besitzer bleiben trotzdem nicht ausgesperrt: Über die Android Wear-App für iOS können sie ihre Uhr konfigurieren und Benachrichtigungen von allen iPhone-Apps anzeigen. Der Funktionsumfang dürfte dabei allerdings geringer sein als mit einem Android-Smartphone.
Verarbeitung und Materialien sollen den hohen Ansprüchen an die Schweizer Uhrenindustrie genügen. So ist das mit 46 Millimetern Durchmesser recht große Gehäuse aus Titan und Saphierglas gefertigt. Es wiegt laut Hersteller nur 52 Gramm. Die Schutzklasse IP67 steht für Resistenz gegenüber Staub und Wasser bei kurzzeitigem Untertauchen. Dem Wertverlust digitaler Technik begegnet der Hersteller mit einem besonderen Konzept: Wer mag, kann seine Smartwatch nach Ablauf der zweijährigen Garantie in eine traditionelle Tag Heuer Carrera umtauschen. Der Gesamtpreis soll nur wenig über dem Betrag liegen, den der Kunde ohnehin für die klassische Automatikuhr hätte bezahlen müssen.
digitalzimmer.de meint: Uhrenkauf ist Geschmacksache und die Tag Heuer dürfte nach dem Geschmack vieler Uhrenliebhaber sein. Ob sie als Smartwatch überzeugt, hängt hauptsächlich vom Betriebssystem ab. Hier hat Android Wear nicht so viel zu bieten wie das aktuelle WatchOS von Apple, zumal im Luxussegment die iPhone-Dichte höher sein dürfte als im Rest der Bevölkerung. Aber das ist vielen Käufern vielleicht gar nicht wichtig, weil ihre Uhr nur ein paar Mal am Tag smart sein muss. In der übrigen Zeit dient sie als repräsentativer Zeitmesser und Schmuckstück – zwei Aufgaben, die der Handgelenkscomputer von Apple nur bedingt erfüllt.