Tado erweitert sein System um eine Funktion, die bislang hauptsächlich dem Heizungsfachbetrieb vorbehalten war: einen hydraulischen Abgleich, umgesetzt rein softwarebasiert über smarte Heizkörperthermostate. Die neue Funktion steht ab sofort für Nutzer der tado-X-Thermostate zur Verfügung – sofern sie im Rahmen eines Abonnements die Funktion AI Assist abonniert haben.
Die neue Funktion „Hydraulischer Abgleich“ lässt sich ab sofort in der Tado-App aktivieren. Nutzer eines Wärmepumpenoptimierers X in Kombination mit einer Panasonic Aquarea-Wärmepumpe erhalten die Funktion ohne Zusatzkosten. Für alle anderen Anwender ist sie Bestandteil des AI Assist-Abonnements für 3,99 Euro pro Monat.
Warum ein hydraulischer Abgleich?
Der hydraulische Abgleich gilt unter Fachleuten als zentrale Voraussetzung für ein effizient arbeitendes Heizsystem. Ziel ist es, das Heizungswasser so zu verteilen, dass alle Heizkörper im Gebäude gleichmäßig versorgt werden. Ohne Abgleich fließt das Wasser bevorzugt durch nahe oder hydraulisch „günstige“ Heizkörper, während weiter entfernte Räume unterversorgt bleiben. Die Folgen sind unnötig hohe Vorlauftemperaturen, erhöhter Energieverbrauch und ein eingeschränkter Komfort.
Klassisch ist der hydraulische Abgleich allerdings oft mit großem Aufwand verbunden: Ventiltausch, Entleerung des Systems und eine manuelle Berechnung durch den Installateur machen die Maßnahme teuer und für viele Bestandsgebäude unattraktiv.

Digitale Regelung statt mechanischem Eingriff
Tado setzt mit seinen X-Thermostaten auf einen anderen Ansatz. Der Abgleich erfolgt nicht über voreingestellte Ventile, sondern dynamisch über die Regelung der Heizkörperthermostate selbst. Die Thermostate erfassen das Heizverhalten der einzelnen Räume und steuern den Durchfluss an den Heizkörpern dynamisch. Auf diese Weise soll sich eine gleichmäßigere Wärmeverteilung einstellen, indem der Durchfluss dort begrenzt wird, wo er nicht benötigt wird, und anderen Heizkörpern mehr hydraulischer Spielraum bleibt. Das physikalische Ungleichgewicht im System wird damit nicht mechanisch, sondern regelungstechnisch ausgeglichen.
Aus Anwendersicht entfällt damit der bauliche und organisatorische Aufwand eines konventionellen hydraulischen Abgleichs. Die vorhandenen Ventile können weiter genutzt werden, das Heizsystem muss nicht entleert werden. Durch die gleichmäßigeren Durchflussverhältnisse kann der Wärmeerzeuger stabiler arbeiten, was insbesondere bei Wärmepumpen relevant sein kann, da diese auf niedrige und konstante Vorlauftemperaturen angewiesen sind. Gleichzeitig sollen typische Probleme wie kalte Heizkörper in einzelnen Räumen oder überhitzte Bereiche reduziert werden.
Kein Alleinstellungsmerkmal von Tado
Der Ansatz ist allerdings kein exklusives Tado-Feature. Auch andere Smart-Home-Systeme verfolgen ähnliche Konzepte. So bietet etwa Homematic IP in Verbindung mit seinen Heizkörperthermostaten schon länger eine automatische Anpassung der Durchflussverhältnisse, die auf demselben Prinzip basiert.
Der thermostatbasierte hydraulische Abgleich hat sich in Bestandsgebäuden als praktikable Alternative zum klassischen Verfahren etabliert. Prüfinstitute haben bereits gezeigt, dass diese Methode unter Praxisbedingungen eine vergleichbare Wirkung erzielen kann wie der konventionelle Abgleich. Tado befindet sich nach eigenen Angaben derzeit noch im Zertifizierungsprozess; mit einer endgültigen Zertifizierung rechnet das Unternehmen Anfang 2026.