Panasonic-TVs werden zu DLNA-Servern

So langsam sollten sich die Hersteller überlegen, ob sie Begriffe wie Flat-TV, Plasmafernseher oder 3D-Full HD LED-LCD-TV nicht abschaffen und durch ein zeitgemäßeres Wortmonster ersetzen. Beispiel Panasonic: Die neuen Plasma-Top-Serien Viera GT50 und VT50 und die neuen LED-LCD-Modelle der WT50-Reihe könnten ebenso gut als „Ultraslim Home Media Server mit eingebautem Flat-Display“ im Katalog des Herstellers stehen.

Denn neben Viera Connect, dem Onlineportal von Panasonic, den Online-TV-Services HbbTV sowie dem Abruf von Videos, Fotos und Musik von Medienservern auf den Fernseher bieten sich die Flat-TVs des Jahrgangs 2012 jetzt auch selbst als DLNA-Server an. Sie übertragen das laufende TV-Programm von ihren HDTV-tauglichen Digital-TV-Tunern (DVB-S, -C und -T) auf Wunsch über das lokale Heimnetzwerk auf andere Streaming-Clients. Es soll sich mit allen DLNA-Netzwerkplayern abrufen lassen, die das Bild- und Tonformat im DVB-üblichen Containerformat abspielen können – also MPEG2 für SD-Aufnahmen und MPEG4 für HDTV-Mitschnitte. Das Streaming klappt auch mit TV-Aufnahmen auf einer externe USB-Festplatte – oder an VT50- und WT50-Modellen auch auf SD-Speicherkarten. Eine ähnliche DLNA-Serverfunktion bieten bereits seit einiger Zeit die HDTV-Blu-ray- und -DVD-Recorder von Panasonic, also DMR-BST700 und 800 sowie der DMR-XS400 (wir berichteten). Diese Geräte streamen allerdings bislang kein Live-Programm, sondern nur zuvor auf Festplatte gespeicherte Sendungen und solche, die der Recorder gerade noch mitschneidet. Neu ist dabei laut Panasonic auch, dass sich TV-Aufnahmen, Fotos und selbst gefilmte Videos vom Viera Flat-TV nicht nur über normale DLNA-Clients, sondern über eine neue Viera Remote App auch am iPhone, iPad oder auf Android-Mobilgeräten innerhalb des lokalen Netzwerkes anschauen lassen.

Anders herum lassen sich aber auch Inhalte vom Smartphone oder Tablet zum TV übertragen. Man kann laut Panasonic in der Viera Remote App Webseiten öffnen und diese im Handumdrehen zum TV-Bildschirm beamen. Mit Mediendateien funktioniert die Übertragung natürlich ebenfalls, sofern eine DLNA-Server-App wie etwa iMediashare auf dem Mobilgerät installiert ist. Daneben steuert die Viera-App natürlich auch alle Funktionen der netzwerkfähigen Flat-TVs. Voraussetzung für all diese Funktionen ist natürlich eine Verbindung, die die genannten Geräte wahlweise per LNA-Kabel oder mit ihrem eingebauten WLAN-Empfänger herstellen.

All diese Funktionen schöpfen der TX-L55WT50, der TX-P50GT50, der TX-P65VT50 und ihre kleineren Geschwister aus einer üppigen Rechenleistung: Seit diesem Jahrgang setzt Panasonic Doppelkern-Prozessoren in seinen Oberklasse-TVs ein. In den genannten Modellen hören die auf den Namen „Dual-Core Pro 4“. Die Rechen-Turbos sollen für eine flüssige Funktion der immer ausgefuchsteren Netzwerk- und Onlinefunktionen sorgen und auch anspruchsvollere TV-Apps zum Laufen bringen. Die bietet Panasonic, ähnlich wie in Smartphones, über seinen „Viera Connect Market“ an. Seit dem aktuellen Jahrgang beherrschen die Viera-TVs sogar Multitasking: Eine App kann im Hintergrund geöffnet bleiben, während der Nutzer aus dem Menü ein anderes Programm startet.

Die Rechenpower des Pro4-Prozessors soll aber auch der Bildqualität dienen. Alle drei Serien bieten 3D-Wiedergabe mit Shuttertechnik und haben dafür ihre Taktfrequenzennn gesteigert: Die LCD-Modelle arbeiten mit 200 Hertz Bildwiederholrate und einer Taktung der Hintergrundbeleuchtung mit 800 Hertz – so kommt die Panasonic-Angabe „1600 Hertz bls“ zustande. Die Plasmas haben ein so genanntes „2500 Hertz Focus Field Drive“, das für eine 50fache Zündungsrate der einzelnen Plasmazellen pro Einzelbild steht – und damit für eine deutlich höhere Taktzahl als in früheren Plasma-TVs. Die Techniken sollen im 2D- und 3D-Modus eine möglichst scharfe und flüssige Bewegungsdarstellung liefern.

A propos 3D: Neben echten 3D-Filmen bieten die neuen Flat-TVs auch eine 2D-3D-Wandung und eine Parallaxenkorrektur für 3D-Inhalte, um die räumliche Darstellung zu optimieren. 3D-Gesichtserkennung, Farboptimierungen und weitere Einstelloptionen sollen das 3D-Vergnügen vollends komplettieren.

Die Panasonic-Plasmas der Serien GT50 und VT50 sollen im April auf den Markt kommen, ebenso wie die LED-LCD-Modelle der WT50-Serie. Der TX-P50GT50 mit 117 Zentimeter Bilddiagonale soll knapp 1600 Euro Listenpreis kosten, der TX-P42GT50 (106 Zentimeter) 1300 Euro. Für den TX-P50VT50 (127 cm) werden knapp 2100 Euro fällig, die VT50-Modelle mit 55 und 65 Zoll (140/165 cm) kosten 2600 und 4000 Euro. Die LCD-Serie WT50 ist in 42, 47 und 55 Zoll (106, 119, 140 cm) zu haben, die Modelle stehen mit je knapp 2000, 2300 und 3000 Euro in der Preisliste.

digitalzimmer.de meint: Neue Flat-TVs ähneln immer mehr Multimedia-Computern mit eingebautem Universal-Tuner. Daran hat nicht nur die neue Diskussion um Multi-Core-Prozessoren ihren Anteil, sondern auch der Trend zum TV-Streaming. Diese Funktion dürfte im Alltag zu den spannendsten Smart-TV-Features zählen. Damit wird der Flat-TV nämlich tatsächlich zur Medienzentrale und versorgt Tablets wie auch Displays in anderen Räumen mit TV-Inhalten. Schade nur, dass die TV-Netzwerker von Panasonic ebenso die meisten Konkurrenten keine Doppeltuner haben. Damit ließe sich im Wohnzimmer ein anderes Programm anschauen als via Netzwerk in der Küche. Wer diese zusätzliche Flexibilität sucht, der muss derzeit noch auf hochwertige Digitalreceiver zurückgreifen, etwa den UFS 923 von Kathrein. Der hat zwei Tuner und bietet ebenfalls Live-TV-Streaming auf eine Kathrein-App oder andere DLNA-Clients.