Nokia bringt Smartphones mit Windows Phone 7

Es klingt wie eine Allianz der Verlierer: Nokia und Microsoft wollen bei kommenden Mobiltelefonen zusammenarbeiten. Das Betriebssystem Windows Phone wird ein wesentlicher Punkt in Nokias neuer Smartphone-Strategie, ließen die Finnen heute Morgen in einer Pressemitteilung verlauten. Gleichzeitig soll Microsoft von den Stärken des Mobilfunk-Pioniers profitieren: jahrzehntelange Erfahrung in der Geräte-Entwicklung und weltweite Präsenz in den Handy-Märkten. Nokia deckt vom preiswerten Einsteiger-Modell für Schwellenländer bis zum hochentwickelten Business-Smartphone so ziemlich alles ab.

Das neue Smartphone N8 arbeitet noch mit Symbian-Betriebssystem. (Bild: Nokia)
Das neue Smartphone N8 arbeitet noch mit Symbian-Betriebssystem. (Bild: Nokia)

Als weitere Eckpunkte der Kooperation nennt Nokia die Integration von Microsofts Suchmaschine „Bing” in die hauseigenen Geräte. Im Gegenzug sollen Informationen von „Nokia Maps” die Ergebnisse des Microsoft-Kartendienst „Maps” verfeinern und zum Beispiel mehr lokale Ergebnisse liefern. Außerdem wollen beide Hersteller ihre App-Stores und Content-Angebote zusammenlegen. „Ovi Musik” (Nokia) und „Zune” (Microsoft) könnten somit zu einem gemeinsamen Online-Dienst verschmelzen. Vor allem aber hätten Programmierer mehr Anreiz, neue Apps für die gemeinsame Plattform zu entwickeln. Im Vergleich mit dem App-Store von Apple und dem Android Market ist die Auswahl an Programmen auf beiden Seiten recht begrenzt.

Der Schulterschluss kommt für Insider wenig überraschend. Vor einigen Tagen erst hatte Nokia-CEO Stephen Elop dramatische Veränderungen angekündigt, als er in einem internen Schreiben das Unternehmen mit einer brennenden Ölplattform verglich. Um zu überleben, so Elop, müsse das Management „ins eiskalte Wasser springen”. Nokia befinde sich Jahre hinter der Konkurrenz und habe seine Führungsrolle im Smartphone-Markt an Google Android verloren.

Gemeinsam mit Intel versuchte Nokia bis vor kurzem noch das Ruder herumzureißen und ein neues Betriebssystem namens „MeeGo” zu entwickeln. Es sollte die umständliche und in die Jahre gekommene „Symbian”-Software ablösen, die bislang in finnischen Smartphones Einsatz kommt. Doch mit dem Einstieg des ehemaligen Microsoft-Managers Elop bei Nokia mehrten sich Gerüchte, dass die Kooperation mit Intel nicht fortgesetzt wird.

Nun also bricht Nokia mit Microsoft zu neuen Ufern auf. Beide Partner sitzen quasi im selben Boot: Der Handy-Hersteller hat mit bröckelnden Marktanteilen zu kämpfen, weil immer billigere Android-Phones ihn auch in seinem Stammgeschäft mit preiswerten Handys angreifen. An der Börse wagt Nokia derzeit nicht einmal, den Anlegern einen Ausblick das laufende laufende Geschäftsjahr zu geben und bescheidet sich mit kurzfristigen, quartalsweisen Prognosen.

Microsoft kann mit den Verkaufszahlen von Windows Phone 7 ebenfalls nicht zufrieden sein: In den ersten sechs Wochen nach Markteinführung vergangenen Herbst setzte das Unternehmen nach eigenen Angaben gerade mal 1,5 Millionen Geräte mit dem generalüberholten Mobil-Windows an den Handel ab – verteilt auf verschiedene Modelle. Zum Vergleich: Apple verkaufte allein vom iPhone 4 beim Start 1,7 Millionen Exemplare – innerhalb von 3 Tagen.

digitalzimmer.de meint: Mit Nokia und Microsoft haben sich die richtigen Partner gefunden. Beide Unternehmen können gemeinsam Schwächen ausgleichen und ihre Kräfte bündeln. Ob das reicht, um gegen iOS und das immer stärker werdende Android zu bestehen, muss sich allerdings zeigen. Was dem neuen Lager bislang fehlt, ist ein Zugpferd wie das iPhone oder das Galaxy S von Samsung – ein Haben-wollen-Smartphone, das die Kunden in Scharen kaufen. Ohne diesen Publikumsmagneten nützt auch das schönste Handy-Betriebssystem nichts.