Buchverlage entdecken den QR-Code

Seit Anfang September wirbt die Buchhandelskette Weltbild auf Plakatwänden im Hamburger Stadtgebiet für ihren mobilen Webshop (Abbildung oben). Auffällig sind dabei nicht allein die vorgestellten Bestseller, sondern vor allem die kleinen, scheckigen Quadrate darunter. Mit Quick-Response-Codes lotst der Buchhändler interessierte Kunden direkt auf die jeweilige Seite seines Online-Shops. Der potentielle Leser muss das Quadrat lediglich mit Hilfe einer App auf seinem Smartphone abfotografieren. Der sogenannte QR-Code-Reader stellt dann eine Verbindung ins Internet her und lädt die im Code gespeicherte Webadresse. Wie so etwas funktioniert, erklären unsere Video-Beiträge unten auf dieser Seite.

Der Weltbild-Verlag wirbt auf Plakaten mit QR-Codes für seinen Online-Shop. (Foto: Weltbild)
Der Weltbild-Verlag wirbt auf Plakaten mit QR-Codes für seinen Online-Shop. (Foto: Weltbild)

Im Online-Shop gibt es Leseproben und Videotrailer, und natürlich die Möglichkeit, das Buch sofort zu bestellen. Das ist aber nur eines von vielen Einsatzgebieten. Laut einer Umfrage des Fachmagazins Buchreport unter namhaften deutschen Verlagen gilt Werbung zwar das Hauptargument für den Einsatz von QR-Codes, immer öfter nutzen die Print-Häuser die Verlinkung aber auch, um Lesern einen Zusatznutzen zu bieten. Bonus-Material heißt so etwas in der Filmbranche.

Auf DVD und Blu-ray-Disc gehören Hintergrund-Informationen oder bislang unveröffentlichte Inhalte seit Jahren zum Standard. Jetzt beginnt auch die Verlagsbranche, den Kunden damit einen zusätzlichen Kaufanreiz zu bieten. Beim Sachbuch „Next“ von Miriam Meckel etwa verlinkt Rowohlt laut Buchreport auf Zusatzinhalte, die eigens von der Autorin erstellt wurden. Teilweise richten sich die Informationen auch eher an die Buchhändler als direkt an die Konsumenten. So setze Droemer Knaur QR-Codes in seinem Taschenbuch-Programm gezielt ein, um Händlern mit Trailern und Autoreninterviews die Auswahl zu erleichtern.

In einem Punkt sind sich die befragten Verlagsmitarbeiter jedoch weitgehend einig: Der Link funktioniere nur, wenn auch der dahinterliegende Inhalt gut sei. Trotzdem rechnet die Branche mit einer zunehmenden Verbreitung von QR-Codes. „Die Bedeutung wird proportional zum Anstieg der Smartphones zunehmen.”, so Christian Schumacher-Gebler, der kaufmännische Geschäftsführer von Ullstein zu Buchreport. Für jüngere Generationen sei das sogenannte Mobile Tagging schon fast eine Selbstverständlichkeit: „Das wird vor dem Buch nicht haltmachen.”

digitalzimmer.de meint: QR-Codes bauen Buchverlagen eine Brücke in die digitale Welt. Der Leser kann überall an das Produkt herangeführt werden, er muss nicht erst die Schwelle zur Buchhandlung überwinden. Ob verlinkte Plakate neue Zielgruppen erschließen, muss sich erst noch zeigen. Denn derzeit führt der Weltbild-Code zum Medienbruch: Wer per Smartphone im Shop landet, muss ein gedrucktes Buch bestellen und auf die Lieferung per Post warten. Die Generation Smartphone ist aber eher gewohnt, „on Demand” zu konsumieren. Sie erwartet ein E-Book am anderen Ende der Leitung, kein klassisches Print-Produkt.