Audi A3: Gefahrlos Twittern im Auto

Was haben Auto und Smartphone gemein? Außer einer Batterie? Richtig: den Kurzstreckenfunk Bluetooth. Darüber kommunizieren beide angeregt, um Telefonate im Auto freizugeben oder Kontaktdaten abzugleichen. Jetzt macht der Bordcomputer dem Smartphone jedoch echte Konkurrenz: Google Streetview, Facebook oder Twitter halten Einzug ins Fahrzeug. Chevrolet koppelt das Smartphone über „MyLink” (wir berichteten) und Mercedes-Benz macht sich Apples Siri in der neuen A-Klasse zunutze. Ein weiterer Vertreter dieser Fortentwicklung ist der neue Audi A3, der ab August 2012 an die Autohäuser ausgeliefert wird. digitalzimmer.de hatte bereits vorab die Chance, einen Blick hinter sein Armaturenbrett zu werfen.

Im Inneren des Autos schlummert eine Tegra-2-Recheneinheit des Herstellers Nvidia, die auch in modernen Hochleistungs-Smartphones für schnelle Bedienung sorgt. Da Technik jedoch schnell veraltet und im Handy-Markt bereits vom Tegra-3-Chip die Rede ist, geht Audi einen Schritt weiter und integriert ein MMX-Board. Die „Multi-Media eXtension” ist modular aufgebaut und kann durch Steckmodule auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden. Das geht ähnlich wie am heimischen PC, der sich über Steckkarten mit neuen Funktionen nachrüsten lässt. Statt per Maus und Tastatur erfolgt die Dateneingabe über ein Touchwheel und mehrere clever platzierte Tasten. Mit dem Finger zeichnet man die Buchstaben auf das Touchwheel und bekommt eine akustische Rückmeldung, welcher Buchstabe erkannt wurde – das funktioniert selbst während der Fahrt zuverlässig.

Vernetztes Auto 
Doch wozu so viel Leistung in einem Auto? Die Autohersteller erkennen, dass Facebook oder Twitter, eben nicht nur „irgendeine Social-Media-Geschichte” sind, sondern die Kunden bewegen. Und was läge näher, als das, was die Kunden wirklich bewegt, nämlich das Auto, mit Social Media zu verknüpfen? Audi nennt seine Schaltzentrale MMI, was soviel bedeutet wie „MultiMedia Interface”. Auf einem 7 Zoll Display mit einer Auflösung von 800×480 Pixel stellt das Infotainmentsystem nicht nur Facebook-Posts dar, sondern nimmt auch welche entgegen. Mit vorgefertigten Textbausteinen setzt man kurze Statusmeldungen ab: „Bin an GPS-Position XY und komme bald an”. E-Mails oder SMS werden vorgelesen und mit Google Streetview verschafft man sich einen ersten Überblick über sein Ziel. Denn das Auto kennt die eigene GPS-Position und stellt diese auf einer Google-Karte dar, inklusive drehbarer Bildansicht. Der Datenabruf geschieht in diesem Moment entweder über die Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone oder erfolgt mittels einer extra SIM-Karte im Auto. Wenn der Beifahrer sich lieber auf sein eigenes Smartphone verlässt, hilft ihm das autoeigene WLAN. Die Internetverbindung kann per Funk an andere Insassen verteilt werden.

Audi connect 
Der Audi A3 greift für sein Angebot auf externe Dienste zu, die man unter myAudi.de konfigurieren kann. Zum Start sollen folgende Services verfügbar sein:

  • E-Mails und SMS können während der Fahrt vorgelesen werden
  • Facebook / Twitter: Statusupdates posten und vorlesen lassen
  • Reiseinfos: Abflug- und Ankunftszeiten von Flügen und Zügen
  • RSS-Feeds werden vorgelesen und im Display angezeigt
  • Was findet am ausgewählten Punkt der Karte statt?
  • Tankstellen: soll die günstigsten Tankstellen im Umkreis anzeigen

Das MMI des Audi A3 basiert auf einer App-Struktur. Das heißt: Es soll im Laufe der Zeit weitere Applikationen geben, die den Funktionsumfang erweitern. Da im Auto die Sicherheit höchste Priorität hat, will Audi aber keinen App-Store vorsehen, in dem man Apps von Drittanbietern herunterladen könnte.

Audi Phone Box 
Bei aller Freude über Internet, Facebook und Co. darf man nicht vergessen: So etwas kostet Strom. Und gerade dann, wenn das Smartphone in Aktion treten soll, ist häufig der Akku leer. Hier hilft die Audi „Phone Box”. Integriert in die Armlehne nimmt sie jedwedes Smartphone auf und lädt es über ein USB-Kabel. Für das iPhone liefert Audi ein entsprechendes Kabel mit, das gleichzeitig zur Übertragung von Musik genutzt werden kann. Dank Touchwheel-Bedienung ist die Musik dann nur ein paar Klicks entfernt. Andere Smartphones werden über Bluetooth ans Audio-System des A3 angeschlossen. Die Phone Box erfüllt jedoch noch einen zweiten Zweck, indem sie die Funksignale des Smartphones aufnimmt und an die Dachantenne weiterleitet. Das soll die Belastung mit Funkwellen im Fahrzeug-Innenraum minimieren.

digitalzimmer.de meint: Das Auto ist längst der reinen Mechanik entwachsen und enthält mehr Bordelektronik, als manchem Schrauber und Bastler lieb ist. Allerdings erleichtert die Technik im neuen Audio A3 die Kommunikation gewaltig: WLAN-Hotspot im Auto, Navigation über Google StreetView oder E-Mail-Abruf sind nur ein paar dieser Annehmlichkeiten. Ganz billig ist der Spaß nicht: Das komplette MMI mit Navigationssystem, Smartphone-Verbindung, WLAN-Hotspot im Auto, 7-Zoll-Display und Touchwheel kostet 2.725 Euro. Mit so einer Ausstattung freut man sich dann aber auch schon fast auf den nächsten Stau.