4K-Projektoren von JVC mit 3D-Technik

Mit den neuen D-ILA-Projektoren DLA-X90R und DLA-X70R bietet der japanische Hersteller JVC erstmals Beamer mit 4K-Bildauflösung an. Sie projizieren Videos in einer vier Mal höheren Auflösung als HDTV-Bilder – also mit 3840 x 2160 Pixel statt 1920 x 1080. Das 4K-Format kommt bislang vor allem in der Filmproduktion zum Einsatz, Heimkino-Medien in 4K gibt es bislang nicht. Der Projektor rechnet aber Full-HD-Bilder, etwa von Blu-ray-Disc, in die höhere Auflösung um. Die Fernsehsender NHK in Japan und BBC in England experimentieren derzeit mit dem so genannten „Super Hi-Vision”-Format, das 4K und noch höhere Auflösungen ermöglichen soll. Die beiden Sender wollen etwa die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London sowie einzelne Wettbewerbe in Super Hi-Vision aufnehmen und in öffentlichen Vorführungen zeigen.

Die Projektoren DLA-X90R und DLA-X70R zeigen Bilder bis zur 4K-Auflösung. (Bild: JVC)
Die Projektoren DLA-X90R und DLA-X70R zeigen Bilder bis zur 4K-Auflösung. (Bild: JVC)

Die beiden JVC-Beamer arbeiten mit der von JVC bekannten D-ILA-Technik, einer von mehreren Formen der auf Silizium-Trägern aufgebrachten Flüssigkristall-Mikrospiegeltechnik (Fachbegriff: Liquid Crystal on Silicon, LCoS). Das Bild wird dabei aus drei D-ILA-Chips zusammengesetzt. Jeder von ihnen erzeugt den Bildbestandteil für eine der Grundfarben Rot, Grün und Blau. Jeder Bildchip hat laut JVC eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln. Eine Interpolation, die so genannte „E-Shift-Technologie”, soll daraus Bilder in 4K-Auflösung erzeugen. Die Technologie wurde laut JVC zusammen mit der japanischen NHK Engineering Service Inc. entwickelt. Sie erweitert die Auflösung des Full-HD-Bildes mit einem elektronischen Trick: Jedes Bild wird mit doppelter Bildfrequenz zweimal hintereinander gezeigt, jeweils diagonal um einen halben Pixelabstand versetzt. Die Trägheit des menschlichen Auges nimmt die schnell nacheinander projizierten Teilbilder als ein Gesamtbild mit höherer Auflösung wahr, so der Plan. Dabei entsteht ein Bild mit scheinbar 3840 x 2160 Pixeln Auflösung, das aber „nur“ aus gut vier Millionen Bildpunkten besteht – der horizontale wie auch vertikale Versatz bewirkt also scheinbar mehr Auflösung und soll außerdem das Pixelraster auf der Leinwand verschwinden lassen. In einem Artikel auf Cine4Home.de wird die e-Shift-Technologie anschaulich erklärt.

Die 4K-Interpolation klappt allerdings nur bei 2D-Bildern. Die beiden Edel-Beamer wie auch ein drittes Modell namens DLA-X30 können auch 3D-Filme auf die Leinwand werfen – allerdings „nur” in Full-HD. Sie arbeiten dabei mit der aktiven Shuttertechnik, bei der die Bilder fürs linke und rechte Auge schnell nacheinander gezeigt werden. Eine Shutterbrille verschließt synchron dazu das Glas vor dem jeweils anderen Auge. Die Synchronisierung erfolgt über einen zusätzlichen Infrarotsender für 79 Euro, passende Shutterbrillen bietet JVC für 139 Euro pro Stück an. Ein besonders präziser Treiber der Shutterbrillen soll deren Öffnungszeit verlängern, während ein „Crosstalk Canceller” laut JVC ein sichtbares Übersprechen des einen auf das andere 3D-Bild minimieren soll. Zweck der Übung: Trotz 3D-Shuttertechnik sollen die Bilder der Edel-Beamer möglichst hell auf der Leinwand erstrahlen.

JVC schließt sich damit dem allgemeinen Shutter-Trend bei 3D-Beamern fürs Heimkino an. Theoretisch wäre auch eine Projektion mit Polarisationstechnik möglich, wie sie in den meisten Kinos zum Einsatz kommt – und wie sie LG zum Beispiel im LCoS-3D-Projektor CF3D (Preis: um 12.000 Euro) verwendet. Dabei wirft der Projektor die Bilder für rechtes und linkes Auge abwechselnd in doppelter oder gar vier- bis sechsfacher Bildrate auf die Leinwand. Jedes Teilbild wird mit einem sehr schnell umschaltbaren Polfilter im Gerät so polarisiert, dass es nur durch das rechte oder linke Glas der zugehörigen Polfilter-Brillen sichtbar ist. Gegenüber dem Einsatz in Flat-TVs bringt die Polfiltertechnik in der Projektion keine geringere Auflösung, da der Beamer jedes Bild ja in voller Auflösung zeigt – nur eben nacheinander.

Die neuen D-ILA-Beamer von JVC sollen auch in klassischen Projektor-Tugenden überzeugen. Das Topmodell DLA-X90R bietet laut Datenblatt ein Kontrastverhältnis von 120.000:1, der X70R immerhin 80.000:1. Der nicht 4K-taugliche DLA-X30 wird mit einem Kontrastverhältnis von 50.000:1 angekündigt. Die beiden Topmodelle sind von der „Imaging Scienceee Foundation” (ISF) zertifiziert und erlauben folglich eine umfangreiche Farbkalibrierung, unzählige Speicherplätze für verschiedene Farbeinstellungen sowie eine sehr exakte Justage der Bildkonvergenz.

Die neuen Beamer von JVC sollen Ende November auf den Markt kommen. Der DLA-X90R kostet knapp 10.000 Euro, der DLA-X70R 7000 Euro Listenpreis. Für den D-ILA-Beamer DLA-X30 stehen knapp 3.000 Euro in der Preisliste. 3D-Brillen und das Steuergerät müssen Heimcineasten zusätzlich kaufen. Einen heißen Konkurrenten zu den JVC-Edelbeamern hat Sony im September auf der Heimkinomesse „CEDIA 2011” in den USA vorgestellt: den VW 1000 ES. Das künftige Topmodell soll, angetrieben von der Sony-LCoS-Variante SXRD, Bilder in echter 4K-Auflösung in 2D und 3D zeigen. Sony kündigte den VW 1000 ES für Ende 2011, Anfang 2012 an. Sein Preis soll laut Experten-Einschätzungen bei 15.000 bis 20.000 Euro liegen. Unterschied zum JVC: Der Sony-4K-Beamer wird einen Videoengang für echtes 4K-Material haben, die günstigeren Beamer von JVC verarbeiten nur maximal Full-HD-Auflösung im Format 1080p.

digitalzimmer.de meint: Jetzt und in naher Zukunft dürften 4K-Filme in Europa keine große Rolle spielen, doch die hohe Auflösung der neuen Edelbeamer kann auch für andere Zwecke gut sein. Damit lassen sich zum Beispiel Filme im Cinemascope-Breitbildformat ohne Auflösungsverlust in voller Breite an die Wand werfen. Für Heimkinofans mit richtig großer Leinwand und höchsten Ansprüchen ist die Technik daher schon eine Überlegung Wert. Ob es mit heutigen Zuspielern einen sichtbaren Unterschied macht, wenn die 4K-Auflösung wie bei JVC per Pixel-Interpolation entsteht oder aus einem echten 4K-Bildsensor, das kann nur ein Direktvergleich zeigen – sobald die neuen Beamer-Giganten tatsächlich verfügbar sind.