Auf der Elektronik-Messe CES Anfang des Jahres war der LG-Fernseher LW6500 bereits zu sehen, in Frankreich heißt die Serie LW650S – und nun bringen die Koreaner ihre passiven 3D-Modelle auch in Deutschland auf den Markt. Ab Ende März sollen sie unter der Bezeichnung „Cinema 3D” erhältlich sein. Der Name erinnert nicht von ungefähr an 3D im Kino: Wie die überwiegende Zahl der Lichtspielhäuser, in denen es bereits dreidimensionale Filme zu sehen gibt, arbeiten auch die Cinema-3D-Fernseher von LG mit einer Polarisationsbrille.
- Diese Kunststoffbrille ist leicht (unter 20 Gramm) und braucht keine aufwendige, strombetriebene LCD-Technik wie das konkurrierende Verschluss- oder Shutter-Verfahren. LG bietet 3D-TV mit Shutter-Brille ebenfalls an, erhofft sich von der preiswerteren Polarisations-Technik aber einen deutlichen Nachfrageschub bei 3D-Fernsehern. Die Polfilter-Brille kostet nur wenige Euro; gleich zehn Exemplare will LG mit seinen TV-Geräten mitliefern. Wer in derart großer Runde 3D genießen will, muss bei einem Fernseher mit elektronischer Verschlusstechnik schon mehrere Hundert Euro in zusätzliche Shutter-Brillen investieren.
Erst vor einigen Tagen hatte Philips angekündigt, mit Easy-3D auf Polarisations-Technik zu setzen (wir berichteten). Laut LG – als Zulieferer von Flüssigkristall-Displays unter anderen auch für Philips tätig – haben Sony und Toshiba ebenfalls Interesse an den Panels bekundet. LG nennt seinen Bildschirmtyp FPR. Die Abkürzung steht für „Film-type Patterned Retarder”, was ungefähr soviel bedeutet wie „gerasterte Verzögerungsfolie”. Der Name spielt auf eine Folie im Display an, die das horizontal und vertikal polarisierte Licht des LCD soweit verzögert, dass es kreisförmig zu schwingen beginnt. Zirkulare Polarisation hat gegenüber linear polarisiertem Licht den Vorteil, dass sie keine Schwingungsrichtung bevorzugt. Der Träger einer Polarisationsbrille kann den Kopf daher bewegen oder auch schräg halten, ohne dass sich Doppelkonturen im Bild ergeben und der 3D-Effekt verschwindet. Die Blickwinkelabhängigkeit war bislang ein Hauptproblem von 3D-Monitoren mit polarisiertem Licht.
Als Vorteil gegenüber der Shutter-Technik führt der Hersteller vor allem die größere Bildruhe an, und hat sich diese Eigenschaft von zwei Testinstituten bestätigen lassen: Das weltweit operierende Unternehmen Intertek und der TÜV Rheinland verliehen dem LW6500 laut LG-Firmenblog das Zertifikat „flimmerfrei”. Bei einer kurzen Präsentation in München konnte sich digitalzimmer.de davon überzeugen. Das Bild wirkt tatsächlich angenehm ruhig und wenig anstrengend für die Augen. Außerdem ist der Helligkeitsverlust geringer als bei LCD-TVs mit Shutter-Technik, die dunkle Zwischenbilder einschieben, um Bewegungen schärfer abzubilden, und deren Shutter-Brille pro Auge ohnehin nur die halbe Lichtmenge durchlässt.
Bei kurzem Betrachtungsabstand fällt allerdings auch der prinzipielle Nachteil heutiger FPR-Panels auf: Weil von den 1080 Zeilen des Full-HD-Bildschirms eine Hälfte für das rechte und die andere Hälfte für das linke Auge polarisiert werden müssen, sind im 3D-Betrieb nur 540 Zeilen sichtbar. Das ist weniger als beim guten alten Pal-Fernsehen in Standard-Definition (576 Zeilen).
digitalzimmer.de meint: Die ersten Bilder der LG-Fernseher mit passiver Brille sind vielversprechend. In Zukunft kann der Käufer wählen, ob er der größeren Bildruhe des Polarisations-Verfahrens oder der höheren Auflösung eines 3D-TV mit Shutter-Brille den Vorzug geben will. Beides in einem Gerät gibt es nicht. Zumindest vorerst nicht, doch LG dürfte bereits an höher auflösenden Bildschirmen arbeiten. Mit 2160 Bildzeilen würden auch FPR-Modelle echte HDTV-Auflösung zeigen. Allerdings sind die dafür nötigen 2Kx4K-Panels derzeit so teuer, dass kaum jemand so einen 3D-Fernseher kaufen würde.