IFA: 3D ohne Brille auf Großbild-TV von Toshiba

Bereits Anfang des Jahres stellte Toshiba in Japan die ersten autostereoskopischen TV-Geräte in Japan vor. Im Frühjahr dann kündigte der Hersteller an, dass man bis März 2012 auch in Europa TVs für brillenlose 3D-Darstellung bringen werde. Jetzt ist es soweit: Auf der IFA zeigt Toshiba den 55 ZL 2G – einen 140-Zentimeter LCD-TV mit vierfacher Full-HD-Auflösung, der Zuschauern an bis zu neun Positionen ein plastisches Bild zeigen soll, ohne dass die eine Spezialbrille tragen müssen.

Toshiba-55ZL2G
Der 55ZL2G soll 3D-Filme ohne Shutter- oder Polfilterbrille möglich machen. (Bild: Toshiba)

Das Funktionsprinzip dieser so genannten „Multi-View-Technik” wird in unserem aktuellen Video „So funktioniert 3D ohne Brille” mit anschaulichen Animationen erklärt. Es basiert darauf, dass ein Linsensystem vor dem Bildschirm das Licht jedes einzelnen Pixels jeweils in unterschiedliche Richtungen ablenkt, so dass der Zuschauer innerhalb eines recht breiten Betrachtungsbereiches mit jedem Auge nur die Pixel desjenigen Bildes sieht, das dem Betrachtungswinkel des Auges entspricht. Der TV bildet so über ein ausgeklügeltes Linsensystem insgesamt neun verschiedene 3D-Blickwinkel. Damit das möglich wird, teilt der TV die vierfache HDTV-Auflösung seines Panels – sie beträgt insgesamt 3840 x 2160 Pixel – in neun Mal 1280 x 720 Bildpunkte auf. Diese Auflösung sieht also jeder einzelne Zuschauer im 3D-Modus des 55 ZL 2G.

Im Prinzip funktionierte die 3D-Darstellung in den beiden kleineren japanischen Modellen ganz ähnlich. Doch der 55 ZL 2G geht noch einen Schritt weiter. Laut Toshiba soll er das Linsensystem automatisch an die Positionen der Zuschauer im Raum anpassen. Und zwar so: Mithilfe einer Kamera im TV-Gehäuse ortet der TV, wo im Raum sich Zuschauer befinden und passt die Lichtablenkung des Linsensystems an deren Sitzbereich an. Sie kann sich dabei auf nah oder fern sitzende Zuschauer ebenso einrichten wie auf Personen, die eher mittig, links oder rechts sitzen – dafür wird laut Toshiba-Experten das LCD-Panel hinter den Mikrolinsensystemen bewegt. Toshiba nennt diese Technologie „Face Tracking”.

Im normalen Bildmodus bietet der 55 ZL 2G laut Toshiba die vierfache Bildauflösung von Full-HD – also 3840 x 2160 Pixel. Er rechnet 2D-Bildinhalte dafür in die Auflösung des Panels hoch. Das Auto-3D-Linsensystem vor dem hochauflösenden LCD-Panel wird dafür deaktivert, so dass jeder Zuschauer alle Pixel sieht – in platter Darstellung versteht sich. Filme in der hohen 4K-Auflösung des Panels gibt es derzeit nicht, Digitalfotos hingegen schon.

Um Videos in Echtzeit auf 4K-Auflösung zu skalieren oder 3D-Bilder in die verschiedenen Views aufzusplitten, hat Toshiba das neue Topmodell mit der sogenannten Cevo Engine ausgestattet. Sie steht für eine Gruppe aus mehreren leistungsfähigen Prozessoren, mit denen der TV neben brillenlosem 3D auch Bildfrequenzen von 800 Hertz errechnet und weitere aufwendige Optimierungen durchführt. Dazu gehören laut Hersteller eine 2D-zu-3D-Umwandlung, eine automatische Bildkalibrierung mit Lichtsensor sowie ein dynamischer Kontrast von 9.000.000 : 1. Mit dem Feature „Personal TV” soll sich der TV per Knopfdruck in Bild und Ton an die Vorlieben von bis zu vier verschiedenen Zuschauern einstellen lassen. Die Nutzerprofile speichern Programmlisten sowie Bild- und Toneinstellungen für einzelne Familienmitglieder.

Daneben hat der ZL2 alle Features an Bord, die man sich auch sonst von einem hochklassigen LCD-TV mit LED-Beleuchtung wünschen kann: Mit Toshiba Places bringt er die Smart-TV-Variante des Herstellers mit, inklusive Video-on-Demand von Maxdome, HbbTV und weiteren Online-Anwendungen. WLAN hat das neue Topmodell ebenso eingebaut wie DLNA-Streaming über das Netzwerk. Mit Hilfe einer Toshiba-App für das iPhone, iPad oder den iPad touch lässt er sich vom Touch-Screen-Gerät aus über das Netzwerk steuern. Auf Empfang geht der 55 ZL 2G wahlweise per HD-fähigem Kabel- oder Satellitentuner und per DVB-T – CI-Plus-Einschub inklusive. Über eine separate USB-Festplatte soll sich das laufende Fernsehprogramm obendrein aufnehmen lassen.

Der 55 ZL 2G kommt laut Toshiba im Dezember 2011 auf den Markt und soll dann 8000 Euro kosten.

digitalzimmer.de meint: Nach den ersten Eindrücken der brillenlosen 3D-Technik von Toshiba dürfte der 55 ZL 2G eine eindrucksvolle Performance liefern. Auf der IFA führt Toshiba die Technik des brillenlose 3D-TVs im Prototypen-Stadium vor. Der 3D-Eindruck in der Vorführung war auf den ersten Blick sehr eindrucksvoll, allerdings wirkte das Bild vor allem in sehr hellen Passagen etwas körnig – was vermutlich daran liegt, dass man pro Auge nur ein Neuntel aller Pixel auf dem LCD-Panel sieht, wenn der Fernseher im Auto-3D-Modus läuft. Und auch auf einem normalen Flat-TV dieser Größe wäre der Unterschied zwischen einem Full-HD-Bild und der „kleinen” HDTV-Auflösung mit 1280 x 720 Pixeln sichtbar. Dennoch ist es einfach faszinierend, auf – oder besser in – einem TV-Flatscreen plastische Bilder zu sehen, ohne eine klobige Brille tragen zu müssen. Angesichts seines üppigen Preises wird der 55 ZL2 G aber vorerst eher ein Technologieträger sein als ein Gerät für die Massen. Der Erste seiner Art eben. Wenn Toshiba sein Versprechen einlöst, wird es aber in absehbarer Zeit auch einen ZL2 mit 106 Zentimetern Bilddiagonale geben – als kompakte Variante für kleine Brieftaschen sozusagen.