USA: Video-on-Demand überholt DVD und Blu-ray

Das Marktforschungsunternehmen „Screen Digest“ schätzt in einer aktuellen Studie, dass 2012 in den USA 3,4 Milliarden Filme legal per VOD-Abruf online angeschaut werden. Das dürften laut Screen Digest eine Milliarde mehr Filme sein, als in der gleichen Zeit auf DVD und Blu-ray-Disc verkauft werden. Damit überhole der Onlineabruf erstmals den Verkauf von Filmen auf physischen Discs. Haupt-Treiber dieser Entwicklung sind Onlinedienste wie Netflix oder Amazon Instant Video, so Screen Digest. Die gewähren ihren Abonnenten gegen eine Abo-Pauschale unbegrenzten Zugriff auf ihre Filmbibliothek. Netflix ist mit diesem Modell in den Vereinigten Staaten schon seit einiger Zeit sehr erfolgreich: Nutzer bezahlen derzeit 7,99 Dollar pro Monat und haben damit freien Zugriff auf eine recht große Filmauswahl. Der Erfolg lässt sich im Internet nachverfolgen: Im Herbst 2011 entfielen im Mittel fast 30 Prozent des gesamten Datenverkehrs zu US-amerikanischen Internetnutzern auf Netflix-Streaming. Zusammen mit anderen Video-on-Demand-Angeboten und Musikstreaming beanspruchten Online-Entertainment-Angebote im selben Zeitraum satte 53,6 Prozent des Downstream-Traffics – wesentlich mehr als etwa Filesharing.

Netflix ist in den USA der größte Treiber für Video-on-Demand-Dienste. (Bild: Netflix)
Netflix ist in den USA der größte Treiber für Video-on-Demand-Dienste. (Bild: Netflix)

Das Geheimnis des Erfolges von Netflix: Der Dienst ist in den USA auf praktisch allen vernetzten Entertainment-Geräten verfügbar. Die meisten Kunden nutzen Netflix laut einer Untersuchung der Branchenanalysten von „Sandvine Intelligent Broadband Networks“ über eine Spielkonsole, die überwiegende Mehrheit davon (85 Prozent) mit der Playstation 3. Daneben ist Netflix aber auch auf der xBox, der Wii, AppleTV, fast allen Smart-TV-Marken sowie auf den allermeisten Smartphones und Tablets erreichbar. TV-Apps und Anwendungen für Apple- und Android-Geräte für Netflix machen’s möglich.

Neben Netflix kommen in den USA inzwischen weitere Abo-Onlinevideotheken auf: Amazon bietet dort allen Amazon-Prime-Mitgliedern für jährlich 79 Dollar neben bevorzugten Versandbedingungen auch pauschalen Zugriff auf eine begrenzte Videothek. Der TV-Streamingdienst Hulu bietet ebenfalls ein pauschales Streaming-Angebot auf Abobasis feil.

Online-Filmkäufe und Einzelabrufe von Filmen seien allerdings weitaus weniger erfolgreich, wie das Onlinemagazin „The Verge“ aus der Screen-Digest-Studie zitiert. Demnach entfielen 94 Prozent aller Online-Videoabrufe auf Streaming-Abonnements von Netflix & Co., nur 1,4 Prozent würden im Pay-per-View-Verfahren einzeln abgerechnet, der Rest seien Online-Käufe, etwa bei iTunes. Im Einzelabruf sind überwiegend topaktuelle Blockbuster zu haben, in den Abodiensten starten die Filme in der Regel erst später. Insgesamt schrumpfen durch den Trend zum Abo-Streaming die Umsätze mit Filmen, berichtet The Verge: Während Kunden für einen Film auf Disc im Schnitt 4,72 Dollar investierten, koste der durchschnittliche Onlineabruf laut Screen Digest nur 51 Cent.

digitalzimmer.de meint: Der Trend scheint deutlich – in Zukunft werden wir immer mehr Filme legal über das Internet anschauen. Allerdings hinkt die Entwicklung in Europa der in den USA deutlich hinterher: Ein Angebot wie das erfolgreiche Netflix gibt es in Deutschland bislang gar nicht. Maxdome kommt dem am nächsten, ist aber auf wesentlich weniger Geräten verfügbar – vor allem nicht auf Spielkonsolen. Und Lovefilm kombiniert bislang seine noch sehr überschaubare Abo-Videothek mit dem Verleih von DVDs und Blu-ray Discs. Nicht zuletzt deshalb bewegt sich der Online-Videoverleih bei uns noch in einer Größenordnung um zehn Prozent des Marktes. Sobald Angebot, Preise und die Verfügbarkeit auf möglichst vielen Geräten aber stimmen, dürfte sich das Blatt auch bei uns wenden. Denn bequem ist Video-on-Demand allemal.