Satelliten-Receiver: Hybrid-Modelle im Trend

Das Schlagwort der diesjährigen Fachmesse Anga Cable (3.5.–5.5.2011) heißt „Hybrid”. Es steht für die Verbindung von digitalem Fernsehen und Internet. Eine neue Generation Empfangsgeräte begnügt sich nicht damit, TV-Programme aus dem Orbit, Äther oder Kabel zu fischen: Hybrid-Receiver zapfen zusätzlich das weltweite Datennetz an. Sie holen weiterführende Informationen zum Programm auf den TV-Schirm; oder einen reich bebilderten, digitalen Videotext. Per Internet lassen sich aufwendige Programmübersichten zum Zuschauer bringen, die den klassischen Satelliten-EPG (Electronic Program Guide) um Längen schlagen. Um solche Web-Angebote der TV-Sender zu empfangen, müssen die Receiver den Standard HbbTV beherrschen (Hybrid Broadcast Broadband TV). Das ist bei immer mehr Geräten der Fall, wie die Anga Cable in Köln zeigt. Wir haben die interessantesten Sat-Receiver mit HbbTV zusammengestellt.

TechniSat präsentiert zwei hybride DVB-S2-Empfänger. Sowohl der DigiCorder Isio S als auch der Digit Isio S beherrschen die Red-Button-Funktion: Liefert ein Sender Zusatzinfos zum laufenden Programm via Internet, signalisiert dies die Box, indem sie unten im Bild einen roten Punkt einblendet. Der Zuschauer startet das Webangebot folgerichtig per Tastendruck auf den roten Knopf der Fernbedienung. Über HbbTV ebenfalls erreichbar: die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ZDF und Arte. Viele Filme, Nachrichten oder Dokumentationen sind dort bis zu sieben Tage nach ihrer TV-Ausstrahlung verfügbar. Filme aus der Bezahl-Videothek Maxdome können die beiden Boxen ebenfalls abrufen – und sie liefern interaktives Musikfernsehen mit den Sendern QTom und Putpat. Lediglich das beliebte YouTube fehlt zum Start im Angebot.

Dafür spendierte TechniSat den Geräten einen offenen Internet-Browser, der beliebige Webseiten auf den Fernsehschirm bringt. Eine drahtlose Tastatur des Herstellers – das „Isio Control Keyboard” (70 Euro) – soll die Eingabe von Internetadressen erleichtern. Über das Online-Portal „Isio Live!” lassen sich Webradio-Sender und Videoanleitungen zu den Geräten abrufen. Außerdem ist ein Netzwerk-Player an Bord, der Musik, Fotos und Videos vom PC oder anderen Medien-Servern im UPnP-Standard abrufen kann. Umgekehrt übertragen beide Boxen TV-Mitschnitte von Ihrer Festplatte an andere Geräte im Netzwerk.

Der DigiCorder Isio S speichert Sendungen auf seiner eingebauten, ein Terabyte großen Harddisk. Der Festplatten-Recorder verfügt über zwei Empfangsteile (Twin-Tuner) für gleichzeitiges Ansehen und Aufzeichnen verschiedener Programme. Das Modell Digit Isio S benötigt für Videoaufnahmen eine externe Festplatte, die per USB angeschlossen wird. Beide Receiver sind für HD-Plus zertifiziert und empfangen somit auch HDTV-Programme der Privatsender RTL, ProSieben & Co. Mit je zwei CI-Plus-Steckplätzen sind die Boxen zudem für den Empfang von Bezahlsendern wie Sky gerüstet. Der DigiCorder Isio S kostet laut Hersteller 700 Euro, der Digit Isio S 400 Euro.

TechnoTrend Görler startet mit gleich drei neuen HbbTV-Receivern ins hybride Zeitalter: Der TT-Micro S855 HbbTV soll im Juli 2011 in den Handel kommen, die Modelle TT-Select S865 HbbTV und TT-Select S955 HbbTV PVR folgen später. Alle Receiver sind mit Twin-Tuner ausgestattet. Der TT-Select S955 kann mit einer 500-Gigabyte-Festplatte aufwarten; die beiden anderen Modelle zeichnen auf externe USB-Speicher auf.

TechnoTrend verspricht ein grafisch ansprechendes Online-Portal. Darüber soll der Zugriff auf die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender, auf YouTube und Internet-Radio besonders leicht gelingen. Mit dem TT-Micro S855 will der Hersteller zudem den ersten Hybrid-Receiver bringen, der das für Spätsommer angekündigte Portal „HD+ Interaktiv” unterstützt. HD-Plus plant, darüber Einkaufs-Möglichkeiten und Spiele anzubieten. Zwangsläufig ist der S855 auch für den Empfang der HD-Sender von RTL und ProSiebenSat.1 auf der Astra-Plattform HD+ gerüstet; dazu liegt eine „HD+“-Smartkarte bei. Der TT-Micro S855 kostet 259 Euro, die Preise der anderen Modelle stehen noch nicht fest.

Smart setzt ebenfalls auf hybrid und stellt mit dem CX 10 einen Satelliten-Receiver vor, der über das Portal des Herstellers auf die Mediatheken von ARD, ZDF und Arte zugreift. Die Kommunikation mit Freunden über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter soll ebenfalls möglich sein. Dem HDTV-Receiver liegt eine Smartkarte zum Empfang von HD+ bei. Die Aufnahme von TV-Programmen gelingt, sobald eine externe Festplatte via USB angestöpselt wird. Preis des smarten CX 10: knapp 200 Euro.

Triax steigt mit dem S-HD 990 Hybrid ins HbbTV-Geschäft ein. Dank integrierter Festplatte mit 500 Gigabyte und Twin-Tuner ersetzt der Receiver auch gleich den Videorecorder. Er zeigt HbbTV-Angebote wie den neuen Videotext und Online-Programmführer. Laut Hersteller soll der Abruf von Filmen aus TV-Mediatheken ebenso möglich sein wie der Empfang von Internetradio. Außerdem beherrscht der Triax-Receiver das Streaming von Musik und Videos via Netzwerk. Dafür ist das Modell DLNA-zertifiziert. Triax möchte optional einen WLAN-dapter für Funknetzwerke anbieten. Auch für den Empfang von HD+ lässt sich der Empfänger nachrüsten: Zwei „CI+“-Steckplätze sind vorhanden. Der Preis des Sat-Empfängers: 579 Euro.

Humax demonstriert unter dem Begriff „Media-Rooming”, wie gut sich die beiden bereits eingeführten Hybrid-Receiver des Herstellers miteinander verstehen: Denn der HD-Fox+ (279 Euro) kann über ein Netzwerk auf das Medien-Archiv des iCord HD+ zugreifen. So lassen sich die Filme vom Festplattenrecorder auf einen Fernseher im Nebenraum übertragen. Humax hatte mit dem iCord HD+ (500 GB, 360 Euro) seinen ersten HbbTV-Receiver bereits Anfang letzten Jahres vorgestellt; der HD-Fox+ erschien im November 2010.

digitalzimmer.de meint: Aus Handys werden Smart-Phones, aus TV-Empfängern Smart-Boxen. Dass Digital-TV und Internet zusammenwachsen, erscheint nur folgerichtig. Einen Haken hat die Sache allerdings: Für einen flüssigen Abruf der Webseiten ist bei allen Receivern ein Breitband-Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von mindestens 2000 Kilobit pro Sekunde notwendig (DSL 2000). Die Satelliten-Schüssel auf dem Dach oder Balkon reicht im Hybrid-Zeitalter nicht mehr aus.