Onkyo AV-Receiver spielen Musik aus der Cloud

Dieses Frühjahr bringt der japanische Hersteller Onkyo drei neue AV-Receiver mit Netzwerk-Funktionen auf den Markt. Während sich die Konkurrenz von Denon, Pioneer und Marantz seit 2011 verstärkt auf das Musik-Streaming mit der AirPlay-Technologie von Apple konzentriert, setzt Onkyo seine Schwerpunkte bei den Netzwerk-AV-Receivern eher auf Internet-Musikdienste – mal abgesehen von der Tatsache, dass der TX-NR 414 für knapp 450 Euro Listenpreis einer der bislang günstigsten Netzwerk-Receiver überhaupt sein dürfte.

Die drei Modelle TX-NR 414, 515 und 616 unterscheiden sich untereinander vor allem in ihren klassischen Leistungsdaten und Features. Während der günstigste Vertreter als 5.1-Gerät eine Handvoll Endstufen mit je 130 Watt Nennleistung hat, bieten die beiden größeren Modelle je sieben Verstärkerzüge à 130 beziehungsweise 165 Watt. Der TX-NR 616 trägt sogar das THX-Select-Logo, das unter anderem realistische Heimkino-Dynamik in mittelgroßen Räumen verspricht. TX-NR 5151 und 616 besitzen acht HDMI-Ein- und zwei -Ausgänge, der TX-NR 414 derer sechs beziehungsweise einen. Über weitere Sound-Funktionen wie die verschiedenen Front-Wide- oder -Heigth-Surroundmodi sowie die Multi-Zone-Talente der drei Neulinge informiert die Produktseite bei Onkyo.

TX-NR 616: der stärkste der drei neuen Netzwerk-Receiver von Onkyo. (Bild: Hersteller)
TX-NR 616: der stärkste der drei neuen Netzwerk-Receiver von Onkyo. (Bild: Hersteller)

Gemeinsam ist allen drei AV-Receivern ihr Hang zum Networking. Wie die bisherigen Onkyo-Geräte mit „NR” im Namen geben sie Musik von Internetradio-Stationen wieder, die der Besitzer über einen Account beim Online-Dienst vTuner suchen und sortieren kann. Daneben rufen die AV-Receiver Musikdaten in allen gängigen Formaten wie MP3, AAC, FLAC, WMA, WMA Lossless oder PCM via Heimnetzwerk von Medienservern oder dem PC ab. Selbst Ogg-Vorbis-Tracks sollen die Onkyo-Receiver streamen. Natürlich spielen sie diese Musikformate auch von USB-Festplatten oder -Sticks ab, die direkt an das Gerät angeschlossen sind. Ebenfalls per USB lässt sich ein WLAN-Stick an die Geräte anschießen – für die drahtlose Verbindung mit Heimnetz und Internet.

Internet-Dienste sind die zweite Netzwerk-Stärke des Onkyo-Trios. Während die Vorjahresmodelle von Onkyo gerade mal die Online-Musikdienste Last.fm und Napster unterstützen, lassen sich über die Neulinge rund um den TX-NR 616 Musikangebote wie der Flatrate-Streamingdienst Simfy, das Cloud-Musikarchiv MP3.com und das persönliche Radioprogramm Aupeo abrufen. Interessanterweise fehlt im Jahrgang 2012 gegenüber dem Vorjahr Napster im Angebot der neuen Onkyo-Receiver – Simfy bietet allerdings einen vergleichbaren Service an.

Hierzulande noch etwas unbekannter ist MP3tunes.com – aber keineswegs unspannend. Der Cloud-Dienst synchronisiert auf Wunsch die gesamte Musiksammlung von der PC-Festplatte in einen persönlichen Internet-Speicher beim Anbieter. Zwei Gigabyte gibt es bei der Anmeldung kostenlos, 10 GB können Neulinge zum Test beantragen. Außerdem sind kostenpflichtige Accounts für richtig große Musiksammlungen erhältlich: 50 GB kosten knapp 40 Dollar im Jahr, 100 GB knapp 75 Dollar und für 140 Dollar gibt’s 200 GB. Mithilfe eines speziellen Programms von MP3tunes synchronisiert sich die lokale Musiksammlung verschiedener Geräte mit dem Cloudspeicher. Wiedergeben lässt sich die Musik am Computer, auf Apps für iPhone, Android, Blackberry und Windows Phone 7 und – jetzt neu – auf Netzwerk-Receivern von Onkyo. Der Dienst ist mit seinen Funktionen eine Art Konkurrenz zur Apple-Musik-Cloud „iTunes Match”, hat aber andere Vor- und Nachteile. MP3tunes ist beispielsweise auf mehr Mobil- und Heimplattformen verfügbar, während Apple sein iTunes als Musikprogramm verlangt und ansonsten nur Geräten des iPhone-Erfinders abspielbar ist. Dafür muss man beim Apple-Dienst nicht jedes Musikstück einzeln hochladen, weil er die iTunes-Bibliothek mit den Tracks abgleicht, die ohnehin im Musikstore von Apple gespeichert sind.

Zurück zu den Onkyo-Receivern: Weitere Netzwerk- und Multimediafunktionen wie die Steuerung über Apps für iPhone, iPod und iPad sowie Android-Geräte gehören ebenso zur Ausstattung wie ein USB-Dockanschluss für die verbreiteten Musikplayer mit dem Apfel. Die Onkyo-Neulinge kosten 450 Euro (TX-NR 414, ab Ende Februar), 600 Euro (TX-NR 515, ab März 2012) und 700 Euro (TX-NR 616, ab April 2012). Daneben bietet Onkyo noch ein Einstiegsmodell namens TX-SR 313 für knapp 350 Euro an – allerdings ohne Netzwerk-Talente.

digitalzimmer.de meint: 2012 ist das Jahr der persönlichen Cloud-Dienste. Nach den Ankündigungen von Sony und Samsung, ihre Smart-TVs mit Cloud-Speichern für Musik, Videos und Filme zu ergänzen, finden nun auch Streamingdienste wie MP3tunes.com oder Simfy vermehrt Einzug in AV-Receiver. Weitere Hersteller dürften folgen. MP3tunes-Chef Michael Robertson etwa sagte uns, man biete eine offene Programmierschnittstelle, über die jeder Hersteller mit seinen Geräten MP3tunes.com integrieren könne. Andere Dienste machen es ähnlich. Klar, an die Cloud-Dienste muss man sich erst gewöhnen. Sicher sind die Sammelbecken für datenreduzierte Musik nichts für audiophile Geniesser. Sicher sind sie nicht umsonst. Doch bequem ist’s allemal, auf allen Geräten die gleiche, umfassende Musiksammlung vorzufinden. Je mehr Geräte Simfy, MP3tunes.com & Co. im Wohnzimmer servieren, desto mehr dürften sich die Musik-Clouds ausbreiten. Klassische Receiver-Talente treten da schon fast ein wenig in den Hintergrund.