Nokia stellt neuen Megapixel-Rekord auf

„Heute ist es Zeit, eine neue Messlatte zu setzen. Ich freue mich, das Nokia 808 PureView vorzustellen”, mit diesen Worten hält die Sprecherin ein Smartphone in die Luft. Tosender Applaus – zum ersten und fast einzigen Mal während der 50-minütigen Show. Sichtlich erfreut erklärt sie, dass die Kamera mit 41 Megapixeln „einen neuen Standard für Bildqualität setzen wird”. Die Journalisten auf dem Mobile World Congress 2012 in Barcelona sind verstört, wissen nicht ob sie lachen oder klatschen sollen. 41 Megapixel? In einem Smartphone? Dabei blickt Nokia auf eine lange Tradition guter Kameras zurück.

Die 41 Megapixel im PureView 808 werden auf mehrfache Weise genutzt. (Bild: Nokia)
Die 41 Megapixel im PureView 808 werden auf mehrfache Weise genutzt. (Bild: Nokia)

Bereits vor Jahren gaben die Finnen ihren Handys der N-Serie Multimedia-Talente. Das N90 tat sich 2005 besonders hervor: als erstes Handy mit einem Fokus auf Foto- und Videoaufnahmen. Es ließ sich wie ein Camcorder halten, der Bildschirm war drehbar, ja selbst die Kamera rotierte um die eigene Achse und ermöglichte Bilder aus ungewohnten Perspektiven. 2008 trat das N79 in die großen Fußstapfen des Vorgängers und zeigte erneut, was die Kombination aus finnischer Technik und deutscher Carl-Zeiss-Optik zu leisten vermag. Den Hattrick schaffte Nokia dann mit seinem N8, das die Fachwelt 2010 faszinierte und lange Zeit die Speerspitze guter Smartphone-Kameras markierte.

Symbian nur noch bis 2016
Gleichzeitig geriet Nokia mit seinen Symbian-Smartphones in die Krise. Hilfe holte man sich ausgerechnet bei einem Ex-Manager von Microsoft: Stephen Elop. Er wurde neuer Firmenchef und säbelte als erste Amtshandlung das Nokia-eigene Betriebssystem ab. Man werde alle Energie in Windows Phone stecken, das Handy-Betriebssystem seines ehemaligen Arbeitgebers. Allerdings ist der Dinosaurier Symbian noch nicht ganz abgeschrieben. Er soll bis 2016 weiterentwickelt werden und erfuhr erst kürzlich ein Update mit verbesserter Geschwindigkeit und einfacherer Bedienung. Das Symbian-Smartphone 808 PureView liefert nun ein weiteres Argument für Nokias eigene Software.

Die PureView-Technik
Und so steht sie da, die Nokia-Managerin Jo Harlow und streckt den Journalisten ein Symbian-Smartphone mit 41 Megapixel-Kamera entgegen. Dabei geht es nicht um Pixelwahn, sondern um Qualität: Das 808 PureView nutzt einen 1/1,2 Zoll großen Bildsensor – eine sehr ordentliche Größe. Zum Vergleich: Selbst gute Kompaktknipsen setzen oft kleinere Exemplare ein (1/2,3 Zoll). Der Clou liegt denn auch nicht in der Pixelanzahl, sondern in der Alltagstauglichkeit: Die Bildauflösung im Normalbetrieb beträgt gerade mal 5 Megapixel. Dabei werden mehrere Pixel des Sensors zu einem Bildpunkt zusammengefasst. Nokia spricht von „Super-Pixel”. Ergebnis sollen enorm rauscharme Bilder, eine höhere Lichtempfindlichkeit und einfach bessere Aufnahmen sowohl bei Tageslicht als auch in der Dämmerung sein. Auch der verpönte Digitalzoom erlebt ein Revival: In der 5-Megapixel-Einstellung mit vierfachem Zoom lassen sich zumindest theoretisch Qualitätsverluste vermeiden, weil selbst ein Ausschnitt des 41-Megapixel-Sensors noch genügend Pixel für ein scharfes Bild enthält.

Das Nokia 808 PureView soll voraussichtlich ab dem 2. Quartal 2012 zum Preis von rund 630 Euro in Deutschland erhältlich sein

digitalzimmer.de meint: Nokia hat hier einen echten Coup gelandet. Allerdings gibt es auch eine Menge Erklärungsbedarf, denn der Kunde im Laden wird bei 41 Megapixel nicht in helle Freude, sondern Skepsis verfallen. Wenn die Nachricht der besseren Bilder erfolgreich kommuniziert wird, stellt dieser Neuzugang für Symbian aber nicht nur eine lebensverlängernde Maßnahme dar, sondern auch einen weiteren Meilenstein in der Erfolgsgeschichte der Finnen. Und den können sie im Moment mehr denn je gebrauchen.