Für echte Fans der Fußball-Bundesliga muss das grausam klingen: Die Samstags-Partien der höchsten deutschen Spielklasse könnten in Zukunft nicht mehr ab 18.30 Uhr in der ARD-„Sportschau“, sondern nur noch im Internet zu sehen sein. So sieht zumindest derzeit eines der Szenarien bei der nächsten Vergabe der Bundesliga-Rechte aus.
Das berichtete am Dienstag das „Handelsblatt“ und berief sich dabei auf Unternehmenskreise. Das Ziel des Rechteinhabers DFL (Deutsche Fußball Liga): Mehr Geld für die begehrte Ware Fußball. Durch Exklusivrechte für Übertragungen im Internet und auf Smartphones könnten neue finanzkräftige Interessenten angelockt werden, die sich bereitwillig am Millionenpoker um das Kulturgut Bundesliga beteiligen.
Konkret würde das neue Rechte-Modell ab dem Jahr 2013 laut „Handelsblatt“ vorsehen, dass die Bundesliga-Spiele samstags nach 19 Uhr zwar weiterhin frei empfangbar sind, allerdings nur noch über das Internet. Im Free-TV dürften erste Bilder erst ab 21.45 Uhr gezeigt werden, also nach jetzigem Stand im „aktuellen sportstudio“ des ZDF. Wer seine Lieblingsmannschaft oder die Konferenz aller Begegnungen live sehen will, müsste wie jetzt bei Sky in ein Pay-TV-Abo investieren. Die „Sportschau“ im Ersten hätte jedoch nach mehr als 50 Jahren ausgedient.
Dem Zeitungsbericht zufolge soll hinter den Kulissen das Geschacher um die Rechte bereits begonnen haben. „Die Bundesliga-Rechte fürs Web sind für uns nach wie vor durchaus sehr interessant“, sagte Heiko Genzlinger, Vize-Deutschlandchef von Yahoo, dem „Handelsblatt“. „Schon lange verzeichnet Online-Video-Content enorme Wachstumsraten, mit steigender Tendenz – es liegt also auf der Hand, wo es für Werbekunden und damit hier auch für die Bundesliga hingehen muss“, ergänzte er.
Das letzte Wort, ob die aktuellen Pläne auch tatsächlich Realität werden können, hat wie immer die Wettbewerbsbehörde. Ein Behördensprecher habe der Zeitung gegenüber signalisiert, dass die Prüfung der vorgelegten Modelle noch andauere. In den nächsten sechs Wochen könnte eine Entscheidung fallen. Gut möglich, dass aber auch alles bleibt wie
Derzeit bezahlen Sky, die ARD, das ZDF und Sport1 jedes Jahr 412 Millionen Euro an die 36 Teams der ersten und zweiten Bundesliga. Der Pay-TV-Anbieter Sky berappt dabei für die Live-Rechte den größten Betrag mit rund 240 Millionen Euro. 100 Millionen Euro steuert die ARD bei, 20 Millionen das ZDF und zehn Millionen der Spartensender Sport1. Zu den Investoren in das runde Leder zählt auch die Deutsche Telekom. Sie lässt sich die Übertragung der Spiele über ihr IPTV-Angebot „Liga total“ und auf Mobiltelefonen 25 Millionen Euro kosten.
Wäre die Fußball-Bundesliga samstags nicht mehr im klassischen Fernsehen, sondern nur noch im Internet zu sehen, käme das einer Revolution gleich. Die ARD-„Sportschau“, die gerade erst ihren 50. Geburtstag gefeiert hat, gilt schliesslich als feste Institution. Seit dem Jahr 2003 zeigt der Sender nach zehnjähriger Pause wieder die Zusammenfassungen der Samstags-Spiele. Zwischenzeitlich hatte der Privatsender Sat.1 ab der Saison 1992/1993 die Erstverwertungsrechte an der Bundesliga erworben. Allerdings stand die relativ frühe samstägliche Berichterstattung über Bundesligaspiele im Free-TV in den letzten Jahren schon mehrfach zur Diskussion. Zuletzt hatte Pay-TV-Sender Sky darauf gepocht, Zusammenfassungen erst am späteren Abend freizugeben. Daraufhin hatten schier unzählige Fürsprecher von Sportfunktionären über Fanverbände bis in die Politik die heutige Version der Sportschau verteidigt.
digitalzimmer.de meint: Letztendlich wird nicht der Fan darüber entscheiden, wo er Robben, Weidenfeller oder Pizarro erstmals im Free-TV zu Gesicht bekommt. Schließlich geht es der Bundesliga und der DFL neben dem Sport nur um eins: um möglichst viel Geld und attraktive Werbepartner. An den entsprechenden finanziellen Mitteln dürfte es einem mächtigen Internetkonzern oder Medienhaus nicht mangeln. Der Imagegewinn, die Bundesliga exklusiv auf der eigenen Seite im Internet zu zeigen, wäre enorm. Allerdings geht der Handel um die Übertragungsrechte eben erst los. Da dürften die Gedankenspiele mancher Fussball-Strategen vor allem ein Ziel haben: Den Preis für die Ware Fußball möglichst hoch zu treiben – egal ob im Fernsehen oder Internet. Gut möglich auch, dass sich für den Endverbraucher aber gar nicht so viel ändert, falls Bundesliga-Spiele künftig online zusammengefasst würden. Da immer mehr Fernseher einen Internetanschluss haben und von den Herstellern mit Online-Plattformen bestückt werden, könnten die Kicker am Ende doch wieder wie bisher über den Bildschirm solcher Smart-TVs rennen.