Zug um Zug richten die großen deutschen Kabelnetzbetreiber ihre TV-Angebote auf hochauflösende Inhalte aus. Neueste Entwicklungen: Kabel Deutschland bietet seit Anfang Oktober ein neues HDTV-Premiumpaket an, bei Unitymedia können Zuschauer in Hessen und Nordrhein-Westfalen ab November die privaten HDTV-Kanäle der ProSiebenSat1 AG empfangen.
Bei Kabel Deutschland gibt es für Neukunden seit dem 5. Oktober ein runderneuertes Angebot an Premium-Kanälen. Unter dem Namen „Kabel Premium HD” können Zuschauer in Gebieten mit modernisiertem Kabelnetz ein reines HDTV-Paket mit diesen acht Sendern buchen: 13th Street, Universal HD, Fox HD, National Geographic Channel HD, Planet HD, Sport1+ HD, Syfy HD, TNT Film HD und TNT Serie HD. Ebenfalls mit dabei: Die HD-Kanäle der ansonsten freien Privatsender ProSieben, Sat1, Kabel1 und Sixx sowie Sport1 HD und Servus TV HD. Neue HDTV-Bezahlkanäle will Kabel Deutschland künftig automatisch diesem Paket zuordnen. Es ist für 12,90 Euro monatlich buchbar. Zusammen mit der Miete eines HDTV-Receivers oder eines CI-Plus-Moduls zur Entschlüsselung in einem passenden Empfangsgerät kostet das Paket 14,90 Euro im Monat. Die sechs verschlüsselten HDTV-Privatsender sind auch einzeln im Paket „Kabel Komfort HD” buchbar – für 12,90 Euro pro Monat inklusive der Miete eines HDTV-Festplattenrecorders. Kabel Deutschland bietet sie auch als einzelne Zubuch-Option an, die man über die Hotline telefonisch bestellen kann. Auf der Homepage oder in den Preislisten ist aber nirgends ein Preis für den reinen Empfang der privaten HD-Sender zu finden.
Im Netz von Unitymedia sollen die drei Privatsender Pro7 HD, Sat1 HD und Kabel1 HD ab November 2011 zu sehen sein. Sie sind dann nach Angaben von Unitymedia in den ersten Monaten für alle Nutzer der digitalen Kabelangebote ohne Mehrkosten empfangbar. Voraussetzung: Eine Unitymedia-Smartcard und ein HD-fähiger Kabelreceiver. Bereits heute gibt es im Netz von Unitymedia zwei optionale HD-Pakete mit 8 beziehungsweise 13 Bezahlkanälen in HD-Qualität.
Das Angebot an HDTV-Privat- und Pay-TV-Sendern soll laut Anbieter über die ProSiebenSat1-Sender hinaus in den nächsten Monaten weiter wachsen. Die neuen Sender sollen ab November über Unitymedia-fähige HDTV-Receiver und über Empfangsgeräte mit CI-Plus-Einschub zu sehen sein. CI-Plus-Module und Receiver bietet der Netzbetreiber direkt zum Kauf oder zur Miete an. Wie in allen anderen Verbreitungswegen sind auch hier die Aufnahmefunktionen der privaten HDTV-Kanäle begrenzt: Mit CI-Plus-Geräten kann man nur zeitweilig timeshiften, in Recordern mit eingebautem Entschlüsselungssystem sollen sich Sendungen der privaten HDTV-Kanäle zwar aufnehmen lassen, bei der Wiedergabe aber nicht vorspulen – wie bei HD-Plus und in den andere Kabelnetzen auch.
Zu den Kosten für den Empfang der HD-Sender nach der Gratis-Einführungsphase machte Unitymedia bislang keine Angaben, es dürfte aber künftig auch hier eine „Servicegebühr” für die privaten HD-Sender anfallen, wie sie HD-Plus via Satellit sowie Kabel BW und Kabel Deutschland verlangen. Bei Kabel BW beträgt die Gebühr laut Preisliste 3,90 Euro im Monat, bei HD-Plus 50 Euro pro Jahr. Kabel Deutschland verpackt das Privat-HD-Angebot in seinen Preislisten wenig transparent mit anderen Angeboten wie etwa der Miete eines HD-Recorders (12,90 Euro pro Monat) oder dem oben beschriebenen Premium-HD-Angebot (14,90 Euro pro Monat mit normaler Empfangbox).
digitalzimmer.de meint: Endlich holen die Kabelnetze in Sachen HDTV auf – wenn auch bislang zum Teil noch ohne die HD-Sender der RTL-Gruppe. Ärgerlicher: Oft verpacken die Anbieter ihre HD-Sender in teure Pakete, die viele Normal-Zuschauer gar nicht wollen. Wer etwa bei Kabel Deutschland nur einfach ProSieben und Sat1 HD sehen möchte, der muss die Hotline anrufen, dort einen gemieteten HDTV-Recorders ablehnen und ein Zwei-Monats-Testabo der Pay-TV-Sender mitbuchen. Letzteres muss er selbst wieder aktiv kündigen, um es nicht für mindestens ein Jahr kostenpflichtig am Bein zu haben. Kundenfreundlich geht anders. Auch wenn es abgedroschen klingt: Der Zuschauer bezahlt für die HDTV-Sender mehr, hat aber weniger Komfort in Sachen Aufnahme und Wiedergabe. Am Ende läuft alles darauf hinaus, dass die Kabelnetzbetreiber zusammen mit den Privatsendern ihre Zuschauer langsam aber sicher vom ehemals kostenlosen Free-TV in SD weglocken, hin zu teuren Pay-TV-Angeboten in HDTV. Ob diese Rechnung angesichts eines wachsenden Angebotes an Onlinevideo-Services auf Internet-TVs und prinzipiell freien öffentlich rechtlichen HD-Sendern aufgeht?