Neue AV-Receiver: Airplay, DLNA oder Bluetooth?

Egal ob Denon, Pioneer, Onkyo oder Yamaha: AV-Receiver an sich sind dem Namen nach Mehrkanal-Heimkinoverstärker mit eingebautem Empfangsteil. In der Mittel- und Oberklasse hat die “Receiver”-Funktion allerdings nur noch am Rande etwas mit UKW-Radioempfang zu tun. Die ist selbstverständlich in die Geräte eingebaut, daneben dienen sie aber mittlerweile in erster Linie als Netzwerk-Musikplayer, also für den Musikempfang von Netzwerkfestplatten, dem PC oder Internet-Radiostation. Und von mobilen Geräten wie iPhone, iPad und Android-Smartphones. Dabei gibt es auch  deutliche Unterschiede zwischen den Receiver-Marken.

Alle Netzwerk-AV-Receiver unterstützen den Musikabruf über das DLNA-Streamingprotokoll – also etwa von Netzwerkfestplatten mit Twonky-Media-Serversoftware oder von PCs mit Windows Media Player. Auch immer mehr Smartphones bieten die Möglichkeit, Musik aus ihrem Speicher per DLNA-Apps an solche Geräte zu schicken. Die neusten AV-Receiver RX-A3020, RX-A2020, 1020 und 820 der „Aventage“-Serie von Yamaha unterstützen diese Übertragungsvariante für Android-Geräte mit einer eigenen App und nennen sie „MusicPlay“. Die Yamaha-App für Android-Geräte schickt dabei Musik aus dem Speicher des Smartphones oder Tablets per DLNA-Protokoll an den Receiver. Vergleichbare Funktionen bieten indes Apps wie etwa der DLNA-Controller „Plugplayer“ auch mit AV-Receivern anderer Marken und beliebigen Smartphone-Systemen.

Apple-Geräte senden Musik aus ihrem Speicher auch über die Apple-eigene AirPlay-Funktion an die neuen Yamaha-Modelle. Neben den Geräten von Denon und Pioneer sind auch Yamaha-Netzwerk-Receiver fit für Airplay. Einer der wenigen Hersteller, der auch in den 2012er-Receivern kein Airplay bietet, ist Onkyo. Die gerade vorgestellten THX-Ultra-Modelle TX-NR1010, TX-NR3010 und 5010 bieten Netzwerkfunktionen inklusive DLNA, Onlinediensten wie Last-fm, Spotify, Simfy und Aupeo! sowie einen Webradio-Empfänger, nicht aber Airplay. Als Alternative hat Onkyo aber Bluetooth an Bord. Damit lässt sich Musik von Smartphones aller Marken direkt drahtlos an die Receiver übertragen. Dabei kommt der Bluetooth-Codec apt-x zum Einsatz – eine vergleichsweise klangstarke Version der Musikübertragung mit dem Kurzstreckenfunk-System. Die Klangvorteile gegenüber dem stark komprimierten Standard-Format A3DP kommen aber nur zum Tragen, wenn auch der Sender apt-X unterstützt. Am iPhone lässt sich die Bluetooth-Übertragung auf die gleiche Weise starten wie Airplay, sobald die Bluetooth-Verbindung steht. Gegenüber Airplay ist aber für den Blauzahn-Funk keine Netzwerkverbindung via WLAN notwendig. Bisher hat sich die Bluetooth-Musikübertragung deshalb vor allem in mobilen Lautsprechern einen Namen gemacht (siehe Zusatz-Infos unten).

Neben den Netzwerkfunktionen zeichnen sich die neuesten Surround-Innovationen von Onkyo und Yamaha vor allem durch eine immer vielfältigere Raumklang-Technik mit fast unübersichtlich vielen Kanäle aus. Onkyo etwa bietet im knapp 3000 Euro teuren TX-NR5010 und dem TX-NR3010 für 2500 Euro THX-Ultra2-Plus-zertifizierte Neunkanal-Endstufen. Per Vorverstärker-Ausgänge lassen sich die AV-Receiver gar als 11.4.Geräte einsetzen – mit je zwei Kanälen für die Bereiche Front, Surround, Surround Back, Front High und Front Wide plus dem Centerkanal und vier Subwoofern. Eine Nummer kleiner kommt der 7.2-Receiver TX-NR1010 für knapp 2000 Euro daher. Die drei Onkyo-Geräte sollen ab August zu haben sein.

Bei Yamaha sind die Topmodelle RX-A3020 und RX-A2020 (2000 / 1500 Euro, ab Oktober 2012) als 9.2-Receiver ausgelegt, der 3020er lässt sich mit bis zu 11.2 Kanälen betreiben. Die Geräte sind nicht THX-zertifiziert, bringen dafür aber Yamaha-eigne DSP-Klangoptimierungen für optimalen Heimkino-Sound mit. Die günstigeren Modelle RX-A1020 und RX-A820 (1050, 850 Euro, ab September / Juli) sind als 7.2-Modelle mit Siebenkanal-Endstufen ausgelegt.

digitalzimmer.de meint: In ihren klassischen Funktionen gehen die AV-Receiver der verschiedenen Hersteller weit gehend im Gleichschritt, wobei man sich ernsthaft fragen darf, wie viele Heimcineasten sich tatsächlich zu Hause von bis zu elf Boxen plus einem Subwoofer-Quartett einkesseln lassen wollen. Der Wettbewerb um möglichst vielfältige Netzwerkfunktionen ist derzeit tatsächlich um Einiges spannender. Einerseits geht es um die Musikübertragung von Mobil- und Netzwerkgeräten zur Anlage, andererseits um die Nutzung von Onlinediensten wie Spotify, Napster, Aupeo! oder Simfy. In ein paar Jahren werden die erfolgreichen Dienste dieser Branche wie selbstverständlich neben dem Radio-Empfangsteil in den Geräten eingebaut sein, im Moment gibt es hier noch die größten Unterschiede zwischen den Marken. Als nächstes dürften auch Denon und Marantz ihre 2012er-Oberklasse-Receiver vorstellen – vielleicht mit nochmals neuen Netzwerkfunktionen?