HTC Flyer: Tablet mit Spielen aus der Cloud

Spiele gehören zu den beliebtesten Apps auf dem iPad. Fast 13.000 Titel listet allein der deutsche Store. Bis Android diesen Vorsprung aufgeholt hat, dürften einige Monate vergehen. Speziell für die Tablet-Version des Betriebssystems (3.0 „Honeycomb”) gibt es nur wenige Spiele, die an die höhere Display-Auflösung angepasst sind. Vielleicht ist das der Grund, warum sich HTC bei seinem ersten Modell nicht allein auf die freie Entwickler-Gemeinde verlässt.

HTC Flyer: Das Tablet bietet einen Zugang zum Spiele-Dienst OnLive. (Bild: Hersteller)
HTC Flyer: Das Tablet bietet einen Zugang zum Spiele-Dienst OnLive. (Bild: Hersteller)

Das HTC Flyer wirkt zunächst wie ein typisches Android-Tablet – mit Aluminium-Gehäuse, 17,7 cm großem Touchscreen und Betriebssystem-Version 2.3, die baldmöglichst auf 3.0 aktualisiert wird. Wenn es ums Spielen geht, hat es aber deutlich mehr auf dem Kasten. Denn dafür braucht das Flyer gar keine Apps mehr – es zapft ganz einfach den Fundus von OnLive an. Der Streaming-Service, vergangenes Jahr in den USA gestartet, macht Titel wie „Assassin’s Creed II”, „Homefront” oder „NBA 2K11” verfügbar, ohne dass der Spieler eine Konsole wie die Xbox360 oder Sonys Playstation kaufen muss. Laut OnLive ist nicht einmal besonders leistungsfähige PC-Hardware nötig, um aktuelle Sportsimulationen oder Ego-Shooter ruckelfrei zu spielen.

Der Grund: Das System ist Cloud-basiert. Die komplette Intelligenz des Spiels und die Grafik-Prozessoren befinden sich auf Servern von OnLive im Internet. Der Gamer gibt an seinem Gerät nur noch Befehle, die Server berechnen die Reaktion und liefern einen Videostream, der beim Kunden abgespielt wird. Ersten Testberichten aus den USA zufolge geschieht dass so rasant, dass selbst erfahrene Spieler keine Verzögerung im Gameplay feststellen. Es sei lediglich eine geringere Bildschärfe festzustellen als beim Konsolen-Original, konstatierte das Online-Magazin Gizmodo. Allerdings sinkt die Reaktionsgeschwindigkeit mit zunehmender Entfernung vom OnLive-Rechenzentrum. Das dürfte auch ein Hauptgrund sein, weshalb der Dienst bislang nicht in Europa angeboten wird: Der Leitungsweg über den Ozean wäre schlicht zu lang.

Doch nun gibt HTC bekannt, als erster Anbieter weltweit den Streaming-Service in ein mobiles Gerät zu integrieren. iPad-Besitzer können mit dem „OnLive Viewer” aus dem App Store zwar seit Dezember 2010 einen kostenlosen Eindruck vom Treiben auf den Servern gewinnen, sie dürfen aber nicht mitspielen. Für Käufer eines HTC-Flyer wird es diese Beschränkung nicht geben. Über die genauen Kosten des Dienstes ist noch nichts bekannt. In den USA gibt es diverse Tarifmodelle: Titel zum Kauf und zur Miete sowie Pakete mit Dutzenden von Spielen für eine Monatspauschale von 10 Dollar. Immerhin die Hardware-Preise stehen schon fest: Das HTC-Flyer mit WLAN ist ab sofort für 499 Euro erhältlich, die 3G-Version mit zusätzlichem Mobilfunk-Modul kostet 699 Euro.

digitalzimmer.de meint: Ein cleverer Schachzug von HTC: Cloud-Dienste wie OnLive versorgen Tablet-Computer mit attraktiven Inhalten, ohne dass extreme Rechenleistung oder besonders viel Speicher nötig wäre. Außerdem entfallen Installationen und Software-Updates. Der Akku wird geschont, weil stromfressende Rechenarbeit nicht im Gerät, sondern auf Servern im Internet stattfindet. Wenn die Spiele jetzt auch noch im Mobilfunknetz verzögerungsfrei laufen, hat der Flyer das Zeug zum Überflieger. HTC vertraut darauf: Das Unternehmen hat sich Anfang des Jahres mit 40 Millionen US-Dollar an OnLive beteiligt.