AMOLED oder LCD – was ist besser?

Lange Zeit verkaufte uns die Werbung ein Smartphone mit großem Speicher und schneller CPU – je größer die Zahl, desto besser. Doch seit die Betriebssysteme schnell genug sprinten, rückt ein anderes Feature in den Vordergrund: der Bildschirm. Das zeigen die hochauflösende Displays am iPhone 4S (960 x 640 Pixel) oder HTC One S (960 x 540). Aber auch Tablets wuchern mit zusätzlichen Bildpunkten, siehe das „Retina Display” am neuen iPad (2048 x 1536). Interessanterweise setzt gerade Apple nicht auf die hochgelobte AMOLED-Schirme mit organischen LEDs, sondern bleibt der LCD-Technik mit Hintergrundbeleuchtung treu. Allerdings hat sich auch auf diesem Gebiet in den vergangenen Jahren viel getan. Wir geben einen Überblick.

Vergrößerte Ansicht drei verschiedener Smartphone-Displays. (Bild: digitalzimmer.de)
Vergrößerte Ansicht drei verschiedener Smartphone-Displays. (Bild: digitalzimmer.de)

Super-LCD
Das Flüssigkristall-Display, kurz LCD („Liquid Crystal Display”), steckt heute fast überall drin – in Digitaluhren, Computer-Monitoren, TV-Geräten und Handy-Displays. Da einfache LCDs leicht zu produzieren sind, findet man sie in billigen Tablets und Smartphones. Doch sobald man von der Seite darauf blickt, verändern sich die Farben oder das Bild verschwindet ganz. Darum wurde das „Super-LCD” entwickelt: Das Bild dieses Display-Typs wirkt fast wie aufgedruckt, bleibt über weite Blickwinkel stabil, zeigt bessere Farben, verbraucht sogar weniger Strom als ein simples LCD – und kostet nur geringfügig mehr. Dadurch sind Geräte wie das HTC Radar zu günstigen Preisen realisierbar (ca. 300 Euro), ohne auf Qualität verzichten zu müssen. Aber es geht noch besser.

IPS-LCD
Wenn es auf höchste Farbtreue und Blickwinkelstabilität ankommt, greifen Profis zu einem IPS-Bildschirm („In Plane Switching”). Hier stimmt alles: Die Farben werden korrekt dargestellt und bleiben bei seitlicher Betrachtung nahezu unverändert. Das prädestiniert IPS für Grafik-Monitore und die Bildbearbeitung. Auch das iPhone 4S und das neue iPad schmücken sich mit diesem Bildschirmtyp. Doch IPS-Displays sind teuer und benötigen weiterhin eine Hintergrundbeleuchtung. Die muss sogar umso heller sein, je höher die Auflösung wird. Denn: Mehr Pixel auf gleichem Raum bedeuten auch mehr Elektronik, um die Flüssigkristall-Zellen anzusteuern. Jeder Bildpunkt besteht aus drei Elementen in Rot, Grün und Blau (RGB), den so genannten Subpixeln. Sie stoßen nicht direkt aneinander, sondern sind von einem feinen schwarzen Rahmen umgeben. Mehr Zellen heißt also auch mehr schwarze Rahmen und damit Lichtverlust: das Backlight hinter dem Display muss heller brennen und verbraucht damit mehr Strom – einer der Gründe, warum das neue iPad in der Praxis nicht ganz so lange durchhält wie die beiden Vorgänger.

AMOLED 
Eine Lösung könnte sein, auf Hintergrundbeleuchtung ganz zu verzichten. Die „Active Matrix Organic Light Emitting Diode“-Displays arbeiten so. Statt wie ein LCD als Dia zu fungieren, das von hinten angestrahlt wird, leuchten AMOLEDS von selbst. Sie ermöglichen hohe Kontraste, knackige Farben und geringe Stromaufnahme zugleich. Denn Energie wird nur dort verbraucht, wo ein Bildpunkt tatsächlich leuchtet. Allerdings gibt es einen Pferdefuß: Hohe Auflösungen sind nur schwer realisierbar. Displays jenseits von ungefähr 640*360 px können nicht durch die gewohnte Abfolge roter, grüner und blauer Subpixel (RGB) dargestellt werden. Statt drei Elemente verwenden viele Hersteller nur noch zwei Farben pro Pixel: Rot und Grün oder Blau und Grün (RG, BG). Samsung, der Erfinder dieser Anordnung, hat sie PenTile-Matrix genannt.

AMOLED PenTile-Matrix 
PenTile macht sich eine Eigenschaft des menschlichen Auges zu Nutze, das im grünen Spektrum empfindlicher reagiert als auf Rot und Blau. Da jeder Bildpunkt einen grünen Subpixel enthält, scheint auf den ersten Blick die volle Auflösung vorhanden. Bei näherem Hinsehen fällt jedoch auf, dass etwa in roten Flächen nur jedes zweite Element leuchtet, weil dazwischen ja Bildpunkte mit einem blauen Subpixel liegen. Hinzu kommt, dass die roten Pixel oft deutlich kleiner sind, was sich in sichtbaren schwarzen Punkten äußert – etwa auf dem Bildschirm des Nokia Lumia 800. Andererseits führt die Reduzierung von drei auf zwei Farben pro Pixel zu einer kleinen Stromersparnis mit großem Effekt – mehr Akkulaufzeit. Eine Verbesserung stellt die „Super-AMOLED-RGBG-PenTile-Matrix” dar, verkürzt nur „Super-Amoled“ genannt: Farben wirken noch kräftiger, der Stromverbrauch ist noch geringer und die schwarzen Punkte noch kleiner. Ein Vertreter dieser Gattung kam vor kurzem mit dem HTC One S in den Handel. Zwar wird hier ebenfalls die PenTile-Matrix verwendet, doch die schwarzen Punkte sind kaum noch sichtbar.

Super AMOLED Plus
Getreu dem olympischen Motto „schneller, höher, weiter” setzte Samsung noch einen drauf: Super AMOLED Plus. Die Koreaner produzieren neben Smartphones auch Displays und verbesserten das unbefriedigende Ergebnis von AMOLED mit ihrer „Real-Stripe-Technologie”, bei der die Subpixel als schmale Streifen nebeneinander angeordnet sind. Es erweitert große AMOLED-Displays um die verloren geglaubte RGB-Abfolge und bildet so ein fast perfektes Bild ab. Ein Grund, warum das damit ausgestattete Samsung Galaxy SII in vielen Tests sehr gut abschnitt. Allerdings gibt es auch hier wieder einen Haken: Super AMOLED Plus benötigt mehr Platz zwischen den Pixeln und fällt deshalb bei identischer Auflösung etwa 15 Prozent größer aus als Super AMOLED. Gleichzeitig soll es laut Samsung aber bis zu 18 Prozent Strom sparen.

digitalzimmer.de meint: Abseits von Geschmacksfragen gibt es gute Gründe für die eine oder andere Technologie. AMOLED erlaubt superflache Geräte und zeigt enorm hohe Kontraste, überzeichnet aber die Farben etwas. Den Vorteil der Stromersparnis spielt es nur bei dunklen Flächen aus, dann aber kräftig. Smartphone-Hersteller, die AMOLED-Displays verwenden, setzen deshalb gerne schwarze Menüs und Bildschirmhintergründe ein. IPS-LCD dagegen kümmert die Farbe nicht, im Gegenteil: Beim Surfen im Internet, wo oft helle Hintergründe anzutreffen sind, bleibt der Stromverbrauch konstant und Farben werden nicht so stark überzeichnet. Dafür scheint an tiefschwarzen Stellen die Hintergrundbeleuchtung durch und der Stromverbrauch ist höher als bei AMOLED. Super-LCD liegt nur knapp hinter IPS, sowohl was Farbe als auch Blickwinkel angeht. Dafür kostet es weniger und erlaubt den Herstellern, preiswerte Smartphones zu bauen.