SoundTouch: Multiroom von Bose im Test

Soll in allen Räumen dieselbe Musik spielen, reichen die Bedienelemente am Lautsprecher und auf der Fernbedienung nicht mehr aus. Dann muss zwangsläufig die App ‘ran. Sie erlaubt es, mit einem Fingertipp, die SoundTouch-Geräte im Netzwerk zu verbinden und auch wieder zu trennen. Die verfügbaren Player erscheinen dabei aufgereiht in einer Leiste am unteren Bildschirmrand.

Die Bildschirmtaste „Überall wiedergeben“ schaltet das Multiroom-System in den Party-Betrieb.
Die Bildschirmtaste „Überall wiedergeben“ schaltet das Multiroom-System in den Party-Betrieb.

Angenehm bei diesem und anderen anderen Bedienvorgängen sind die kurzen Antwortzeiten des Systems. Die WLAN-Lautsprecher hängen wie mit einem Kabel verbunden an den Lautstärkereglern der App, reagieren prompt und quittieren jeden Befehl mit einer deutlichen Display-Anzeige. Nach etwa 20 Minuten wechseln sie von selbst in einen Energiesparmodus, der rund 5 Watt verbraucht. Das ist nicht extrem sparsam, liegt aber im Klassendurchschnitt  der Multiroom-Audiosysteme, die ich bislang getestet habe.

Der Akku des  SoundTouch-Portable ist übrigens nach spätestens drei Tagen leer, wenn das Gerät nicht am Stromnetz hängt. Trotzdem gefällt mir der Kleine richtig gut, weil er den Multiroom-Gedanken um eine praktische Nutzungsmöglichkeit erweitert: Man kann den Lautsprecher völlig schnurlos von Raum zu Raum tragen. Eine ähnliche Flexibilität bietet nur das  Jongo-System von Pure mit seinem akkubetriebenen Jongo S3 – allerdings klingt der lange nicht so gut. Weil sich der SoundTouch Portable die eingegebenen WLAN-Zugangsdaten merkt, lässt er sich auch abwechselnd in verschiedenen Funknetzen betreiben, zum Beispiel zu Hause und am Arbeitsplatz. Bose verspricht im Akkubetrieb eine Spieldauer von etwa drei Stunden mit maximaler Lautstärke. In meinem Test hielt der Portable bis zu fünf Stunden durch.

Nur die wichtigsten Audio-Formate

Als AirPlay-Lautsprecher spielen die SoundTouch-Geräte alle Dateien ab, die auch ein iPhone, iPad oder iTunes am Computer wiedergeben kann. Wer verlustfrei codierte ALAC-Dateien (siehe dazu auch meinen Artikel über Codecs) von iTunes aus auf mehrere Lautsprecher schicken will, muss nur daran denken, dass dem WLAN-Standard 802.11b/g gewisse Grenzen gesetzt sind, was die Übertragungskapazität angeht. Sollte es beim ALAC-Streaming zu Aussetzern kommen, empfiehlt sich ein Anschluss der Geräte per Netzwerkkabel an den Router. In der Regel gibt es dieses Problem aber nicht, weil das System ansonsten nur datenreduzierte Formate unterstützt (AAC, MP3, WMA). Das macht SoundTouch weitgehend uninteressant für audiophile Hörer, die auf High-Resolution-Wiedergabe und den FLAC-Codec Wert legen. Aber dafür gibt es ja andere Systeme wie Bluesound (Test siehe hier) oder Raumfeld. Die können dann auch unterbrechungsfreie Alben ohne kurze Pausen zwischen den Titeln wiedergeben (gapless). Auf solche Spezialitäten hat Bose verzichtet. SoundTouch ist vor allem auf einfache Bedienung und zuverlässige Funktion getrimmt. Mit Erfolg, wie sich im mehrwöchigen Test gezeigt hat: Es gab während der ganzen Zeit keine Systemhänger oder Software-Abstütze. Updates ziehen sich die Player selbst aus dem Internet und installieren sie automatisch. Der Besitzer kann sich ganz aufs Musikhören konzentrieren.

Imposanter Bose-Klang in allen Räumen

Getreu dem Firmenmotto „Besserer Klang durch Forschung“ versucht Bose schon immer, mit seinen Lautsprechern die Physik zu überlisten. Legendär sind beispielweise die Subwoofer/Satelliten-Systeme, die aus winzigen „Jewel Cubes“ ein großes Klangbild zaubern. Oder die patentierte „Waveguide“-Technologie, die mit einem gefalteten Klangkanal im Gehäuse den Bass verstärkt.  Letztere kommt auch im großen SoundTouch 30 zum Einsatz. Der SoundTouch Portable ist aus Platzgründen mit einem anderen Bose-Patent bestückt: Eine Passivmembran im Gehäuse (Dual Opposing Passive Radiator) verwandelt nach hinten abgestrahlte Energie des Tieftöners in zusätzliche Schallenergie. Gleichzeitig verhindert sie durch gegenläufige Bewegungen, dass bei maximaler Lautstärke der Lautsprecher vor Vibrationen auf dem Tisch hüpft. In den Bluetooth-Lautsprechern der SoundLink-Serie funktioniert dieses Prinzip ganz hervorragend. Sie gehören zu den klangstärksten Vertretern ihrer Art (mehr dazu in unserem Testvideo.)

Auch der SoundTouch-Portable kann in der ersten Liga mitspielen. Für ein akkubetriebenes Gerät überzeugt er mit einem überraschend kraftvollen Bass und klaren Höhen. Selbst viele größere Multiroom-Lautsprecher kommen da nicht mit. Die digitale Signalverarbeitung fährt bei hohen Pegeln die tiefen Töne zu Gunsten der Lautstärke zurück, was sich aber nicht störend bemerkbar macht. Noch besser gefällt mir der gleichteure SoundTouch 20. Er bietet im Trio am meisten Klang fürs Geld. Der SoundTouch 30 spielt ihn zwar an die Wand, wenn es um partytaugliche Pegel und satte Bässe geht, aber der Aufpreis von 300 Euro reicht auch schon fast für einen zweiten Multiroom-Lautsprecher. Und mir persönlich reicht auch etwas weniger Bass. Typisch für Bose ist die eher brillante Abstimmung der drei Modelle, die Frauenstimmen und den Hochtonbereich leicht betont. Das ergibt einen besonders mitreißenden, räumlichen Klang – genau richtig für Hörer, denen zum Beispiel die Sonos-Lautsprecher zu langweilig oder unauffällig tönen.

Besonderheiten
  • Stationstasten für beliebte Musik
  • AirPlay-Wiedergabe
  • Lautsprecher mit Akku-Betrieb

Update vom 7.1.2016: Zu diesem Test gibt es eine aktualisierte Version, die sich mit der mittlerweile dritten Gerätegeneration beschäftigt: SoundTouch 10 und andere Multiroom-Neuheiten von Bose.